Finanzen

Zentralbanken haben Goldkäufe gestoppt und verkaufen sogar wieder

Im August, als der Goldpreis erstmals die Marke von 2000 Dollar durchbrach, haben die Zentralbanken zum ersten Mal seit anderthalb Jahren netto wieder Gold verkauft. Was bedeutet dies nun für die Nachfrage und für die künftige Preisentwicklung?
08.10.2020 13:14
Aktualisiert: 08.10.2020 13:14
Lesezeit: 2 min

Im Laufe des Monats August haben die globalen Zentralbanken netto 12,3 Tonnen Gold verkauft. Dies geht aus Schätzungen hervor, die am Mittwoch vom Branchenverband World Gold Council veröffentlicht wurden. Zuvor hatten die Zentralbanken anderthalb Jahre lang Gold netto zugekauft.

Der Wechsel vom Kauf zum Verkauf des gelben Edelmetalls kam genau zu dem Zeitpunkt, als der Goldpreis Anfang August ein Rekordhoch von über 2.070 Dollar je Feinunze erreichte. Seitdem ist der Preis um mehr als 8 Prozent auf aktuelle rund 1.890 Dollar gefallen.

Die jüngsten Daten des World Gold Council zeigen auch den Rückzug einiger großer Käufer. Neben dem hohen Goldpreis spielt dabei wohl auch der Umstand eine Rolle, dass einige Länder erhebliche Ressourcen zur Bewältigung der Coronavirus-Krise benötigen.

"Alle Zentralbanken auf der ganzen Welt sehen sich einem großen Liquiditätsdruck ausgesetzt", zitiert die Financial Times Bernard Dahdah, einen Analysten bei der Pariser Investmentbank Natixis. Und weiter: "Jetzt ist nicht die Zeit, Gold zu horten, die Krankenhäuser brauchen das Geld."

Doch eine Reihe von Staaten ließen sich auch im August nicht davon abhalten, weiter Gold zu kaufen. Dies waren die Kirgisische Republik (5 Tonnen), Indien (4 Tonnen), die Türkei (3,9 Tonnen), die Vereinigten Arabischen Emirate (2,4 Tonnen), Katar (1,6 Tonnen), die Mongolei (1,3 Tonnen) und Kasachstan (1,3 Tonnen).

Doch die Käufe all dieser Länder wurden von dem einzigen Verkäufer bei weitem ausgeglichen. Und zwar verringerte Usbekistan seine Goldreserven um fast 32 Tonnen auf knapp 300 Tonnen, was nach Daten der Regierung immer noch mehr als die Hälfte gesamten Währungsreserven des Landes ausmacht.

Die Käufe der Zentralbanken waren nur ein geringerer Faktor für den diesjährigen Goldanstieg, der vor allem von einer Rekordnachfrage nach mit Gold unterlegten börsengehandelten Fonds (Gold-ETFs) dominiert wurde. Globale Investoren haben im Jahr 2020 bisher mehr als 60 Milliarden Dollar in solche ETFs investiert.

In den letzten Jahren waren die globalen Zentralbanken insgesamt starke Goldkäufer. So kaufen sie im Jahr 2018 die Rekordmenge von 651,5 Tonnen. Dies war der höchsten Wert seit 1971, als Länder wie Russland, die Türkei und Kasachstan versuchten, ihre Reserven vom Dollar abzukoppeln. Auch im letzten Jahr kauften die Zentralbanken wieder rund 650 Tonnen.

Russlands Zentralbank hatte bereits im März angekündigt, dass sie ab April keine weiteren Goldkäufe mehr tätigen werde, nachdem sie in den letzten fünf Jahren für rund 40 Milliarden Dollar Gold gekauft hatte. Auch die chinesische Zentralbank hat für dieses Jahr noch keine weiteren Goldkäufe gemeldet.

Die Türkei hat trotz aller Probleme mit der Landeswährung Lira ihre Bestände weiter aufgestockt und ist mit 194 Tonnen im bisherigen Jahresverlauf der größte Käufer. Nach Schätzungen des World Gold Council macht das Edelmetall nun 49 Prozent seiner gesamten Währungsreserven aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Einigung bei historischem Schuldenpaket: Schwarz-rote Grund­ge­setz­än­de­rungen werden grün
14.03.2025

100 Milliarden Sonderschulden für die Grünen und Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz: Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...