Finanzen

Washingtons Warnung an Ankara löst Lira-Fiasko am Devisenmarkt aus

Die Warnungen aus Washington an die türkische Regierung mit Blick auf einen geplanten Test russischer S 400-Raketen werden für die Lira zum Fiasko. Der Wertverfall scheint in die entscheidende Endphase eingetreten zu sein. Zusätzlich belasten die militärischen Abenteuer, welche sich die Türkei in der Region leistet.
08.10.2020 10:20
Aktualisiert: 08.10.2020 10:20
Lesezeit: 2 min
Washingtons Warnung an Ankara löst Lira-Fiasko am Devisenmarkt aus
Donald Trump, Angela Merkel und Recep Erdogan. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Die türkische Landeswährung Lira ist am Donnerstag erneut unter die Räder gekommen. Sowohl zum Dollar als auch zum Euro wurden neue Allzeit-Tiefstände markiert. Für einen Dollar müssen am Devisenmarkt nun etwa 7,93 Lira bezahlt werden, für einen Euro rund 9,33 Lira.

Dass sich die Lira inzwischen offenbar in einem exponentiellen Wertverfall befindet, lässt sich an einigen Meilensteinen deutlich ablesen. Vor 12 Monaten lag der Kurs zum Dollar noch bei etwa 5,75 Lira, zum Euro bei etwa 6,25 Lira. Vor 5 Jahren lag der Euro-Kurs der Lira bei etwa 3 Lira und zum Dollar ebenfalls bei rund 3 Lira.

Warnungen aus Washington und Beihilfe im Kaukasus-Krieg

Der jüngste Abverkauf soll auf Warnungen der US-Regierung an die Türkei zurückzuführen sein, schreibt die Financial Times. Man sei angesichts eines geplanten Tests des russischen Rakteneabwehrsystems S-400 an der Schwarzmeerküste "sehr besorgt", schrieb das Außenministerium. "Wir lehnen den Kauf des S-400-Raketenabwehrsystems entschieden ab und sind sehr besorgt angesichts der Berichte, dass die Türkei weiter daran arbeitet, dieses zu aktivieren. Wir können nicht oft genug betonen, dass der Kauf des Systems ein großes Problem nicht nur für die bilateralen Beziehungen, sondern auch auf NATO-Ebene und ein möglicher Grund für Sanktionen ist", heißt es weiter.

Zusätzlich belastet wird die Lira durch das türkische Involvement im Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien. Zuletzt hatte die französische Regierung behauptet, dass die Türkei islamistische Söldner aus Libyen und Syrien in die Kaukasusregion einschleuse, um den aserbaidschanischen Streitkräften zu helfen. Bislang liegen keine gesicherten Beweise zu diesen Vorwürfen vor, die türkische Regierung hatte Aserbaidschan aber mehrfach öffentlich ihre volle Unterstützung zugesagt.

Auch die EU hält weiterhin an der Möglichkeit der Verhängung von Sanktionen gegen das Land fest. Grund hierfür ist der schwelende Streit um Rohstoffe im östlichen Mittelmeer zwischen der Türkei einerseits und den EU-Mitgliedern Griechenland und Zypern andererseits. Auch diese latente Sanktionsgefahr lastet auf der Lira.

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