Weltwirtschaft

Wegen „China Connection“: US-Regierung droht Portugal mit Sanktionen

Lesezeit: 1 min
15.10.2020 08:58  Aktualisiert: 15.10.2020 08:58
Angesichts steigender Investitionen Chinas bedroht die US-Regierung Portugal mit Sanktionen. Das Land sei ein „Schlachtfeld“ und müsse sich zwischen den USA und China entscheiden, so der Botschafter. Lissabon reagiert selbstbewusst.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der US-amerikanische Botschafter George Glass hat Portugal mit der Verhängung von Sanktionen gegen Unternehmen gedroht, welche mit chinesischen Partnern Geschäfte machen. Wie die South China Morning Post Ende September berichtete, sagte Glass zudem in einem Interview mit der portugiesischen Zeitung Expresso, dass sich das Land „zwischen den USA und China entscheiden müsse“. Glass zufolge könnten portugiesische Unternehmen wie der Baukonzern Mota-Engil mit US-Sanktionen belegt werden, weil dieser vor Kurzem 30 Prozent seiner Aktien an den chinesischen Konzern China Communcations Construction Company veräußert hatte.

Glass bezeichnete Portugal darüber hinaus als „Schlachtfeld“ zwischen den USA und China. Sollte man keine verlässlichen Partner in der portugiesischen Telekom-Infrastruktur mehr haben, sei man gezwungen, die Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung zu verändern.

Lissabon reagiert selbstbewusst

Die Portugiesen reagierten recht selbstbewusst auf die Drohungen – zumindest öffentlich. Präsident Marcelo Rebelo de Sousa sagte: „Es ist eine offensichtliche Prinzipienfrage, dass es in Portugal die von den Portugiesen gewählten Repräsentanten sind – und nur sie – die über das Schicksal des Landes entscheiden, indem sie die Verfassung und internationales Recht respektieren.“

Außenminister Augusto Santos Silva sagte, jegliche Entscheidungen würden auf der Basis des nationalen Interesses sowie der Beratungen mit den EU-Partnern erfolgen. Er wies aber auch daraufhin, dass die Sicherheitsarchitektur nicht durch den Einstieg ausländischer Akteure in sensiblen Bereichen gefährdet werden dürfe. „Wir wissen ganz genau, dass die Auswahlkriterien (für Investitionen – der Verf.) in Bereichen der Sicherheit oder der Verteidigungssysteme – in denen wir integriert sind – angewendet werden müssen.“

Hintergrund: Der Technologiekrieg zwischen Washington und Peking

Nicht zufällig waren die diplomatischen Spannungen Ende September entstanden. Damals war US-Außenminister Mike Pompeo auf einer Südeuropa-Tour durch Griechenland, Italien, den Vatikan und Kroatien – hauptsächlich – um diese Länder davon abzuhalten, den chinesischen Technologiekonzern Huawei am Aufbau des Internetstandards 5G zu beteiligen. Die weltweit geführte Kampagne gegen Huawei ist Teil eines größeren Feldzug, welcher letztendlich auf die technologische Abkopplung der USA und ihrer Verbündeten von China abzielt.

In der jüngeren Vergangenheit hatte es mehrere signifikante Wirtschaftsverträge zwischen chinesischen Investoren und portugiesischen Unternehmen gegeben. Im Jahr 2018 belief sich das Gesamtinvestment der Chinesen in Portugal demnach auf etwa 9 Milliarden Euro - Tendenz steigend. Doch nicht immer sind die Deals erfolgreich. Im vergangenen Jahr beispielsweise wurde die China Three Gorges Corporation von Aktionären daran gehindert, die Mehrheit am landesweit größten Energiekonzern Energias de Portugal zu kaufen. Zuvor hatte US-Botschafter Glass gesagt, dass China „unter keinen Umständen“ die Firma übernehmen dürfe.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...