Wirtschaft

Markt-Insider: Großteil der Energie-Reserven der USA ist durch Fracking unbrauchbar geworden

Einem Insider zufolge wird die Förderung von Öl und Gas in den USA nie mehr die Höchststände der jüngsten Vergangenheit erreichen, die verbliebenen Reservoirs seien teilweise unbrauchbar gemacht worden.
17.10.2020 09:25
Lesezeit: 2 min
Markt-Insider: Großteil der Energie-Reserven der USA ist durch Fracking unbrauchbar geworden
Mitarbeiter auf einer Bohranlage von Tekton Energy, einer US Öl- und Gasbeteiligung der Deutsche Rohstoff, in Colorado Springs, USA. (Foto: dpa) Foto: Deutsche Rohstoff

Einem Insider zufolge haben die Vereinigten Staaten Anfang des laufenden Jahres den Höhepunkt ihrer Öl- und Gasförderung überschritten – die damals erzielten Höchststände dürften nie mehr erreicht werden und die Fördermengen von nun an kontinuierlich sinken.

Denn Will VanLoh – dem Vorstandsvorsitzenden der im US-Energiebereich führenden Private Equity-Gesellschaft Quantum Energy Partners – zufolge sind die noch in der Erde befindlichen Erdöl- und Erdgas-Reserven der USA durch den mithilfe der Fracking-Technologie ausgelösten Förderboom der vergangenen Jahre „nachhaltig“ beschädigt worden. Das Anfang 2020 erreichte tägliche Fördermaximum von 13 Millionen Barrel (Faß zu 159 Litern) werde deshalb nie mehr erreicht werden.

Zu viel Fracking habe dazu geführt, dass „große Teile der Reserven in Nordamerika sterilisiert wurden. Das ist das dreckige kleine Geheimnis der Fracking-Branche. In den vergangenen fünf Jahren haben wir die Wassermelone ausgequetscht“, wird VanLoh von der Financial Times zitiert. Der Grund: Es seien viel zu viele Bohrlöcher viel zu nah beieinander eröffnet worden, wodurch das gesamte Gestein der betroffenen Region „poröse“ geworden sei und in den unterirdischen Strukturen nicht mehr genug Druck herrsche, um eine hydraulische Förderung durchzuführen.

Eine ganze Branche in Schieflage

Die strukturellen Probleme der amerikanischen Fracking-Industrie sind nicht neu und durch die Corona-Pandemie nur schneller als ohnehin ans Licht gekommen. Schon vor Ausbruch des Virus erwirtschafteten zahlreiche Unternehmen Verluste. Als dann die Weltmarktpreise für Rohöl im Frühling deutlich einbrachen, wendeten sich auch viele Finanziers aus Sorge vor steigenden Insolvenzzahlen und noch höheren Defiziten von der Branche ab.

„Sie erzielten bereits bei Ölpreisen von 65 Dollar je Barrel lausige Einnahmen. Sie brauchen Preise über 70 Dollar, um überhaupt aus der Verlustzone zu kommen“, zitiert die FT einen Insider zu den Break Even-Punkten der Fracking-Betriebe. Bei den gegenwärtigen Preisen von rund 40 Dollar würden etwa 75 Prozent aller Firmen in den roten Zahlen stecken. Abzulesen ist die Krise des Sektors auch an der rapide sinkenden Zahl an Bohrlöcher. Landesweit waren Anfang des Jahres noch etwa 650 Bohrstellen aktiv – inzwischen werden nur noch rund 180 betrieben – und wenn VanLoh Recht behält, aufgrund des im Gestein herrschenden zu geringen Drucks auch nicht mehr in Betrieb genommen werden.

Energiepolitische Autonomie in Gefahr

Der Einbruch der Förderung im Frackingbereich hat Folgen für die Energie-Gesamtfördermenge der USA, weil beispielsweise deutliche Anstieg der Ölfördermenge in den vergangenen zehn Jahren von rund 5 Millionen Barrel täglich auf zuletzt 13 Millionen Barrel zum größten Teil durch eben auf die dutzenden privat betriebenen Fracking-Bohrstellen zurückzuführen war.

Das Ziel der Trump-Regierung, Amerika langfristig energiepolitisch unabhängig vom Ausland und zum Netto-Exporteur von Erdgas und Erdöl zu machen, gerät damit in Gefahr. Schätzungen zufolge wird sich die landesweite Fördermenge im kommenden Jahr auf zwischen 10 und 11 Millionen Barrel täglich belaufen. Schätzungen der Beratungsfirma Rystad Energy zufolge könnte die Krise zudem etwa 220.000 Arbeitsplätze kosten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Taliban mit neuen Infrastrukturprojekten: Drohender Wasserkonflikt mit dem Iran
19.08.2025

Die Taliban treiben in Afghanistan neue Infrastrukturprojekte voran, darunter Staudämme und Bewässerungsanlagen. Diese Entwicklungen...

DWN
Politik
Politik Engere Zusammenarbeit mit Asien gefordert – Abkommen mit Indonesien soll kommen
19.08.2025

Vor dem Hintergrund wachsender Handelskonflikte mit den USA setzt Außenminister Johann Wadephul auf engere Partnerschaften in Asien. Beim...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht weiter ab: Schwankungen trotz voller Auftragsbücher
19.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät am Dienstag zusammen mit anderen Rüstungswerten erneut unter Druck – trotz voller Auftragsbücher und...

DWN
Finanzen
Finanzen Intel-Aktie legt zu: US-Regierung und Softbank steigen mit Milliarden-Investment beim Chiphersteller ein
19.08.2025

Die Intel-Aktie ist am Dienstag nach oben geklettert. Die Anleger reagieren positiv auf den milliardenschweren Einstieg der US-Regierung....

DWN
Politik
Politik Legaler Deal oder versteckte Steuer? Trump schöpft bei Chipriesen Nvidia und AMD ab
19.08.2025

Donald Trump erlaubt Nvidia und AMD wieder Chipverkäufe nach China – doch 15 Prozent ihrer Einnahmen müssen direkt an den US-Staat...

DWN
Politik
Politik Streit um Sicherheitsgarantien: Europa ringt nach Ukraine-Gipfel um Kurs
19.08.2025

Der Ukraine-Gipfel in Washington hat die Debatte über die Zukunft des von Russland angegriffenen Landes neu entfacht. Im Zentrum steht die...

DWN
Panorama
Panorama Bauern warnen: Heimische Ernten und Versorgungssicherheit in Gefahr
19.08.2025

Der Deutsche Bauernverband (DBV) erwartet für 2025 eine Erholung der Getreideernte auf 43,5 Millionen Tonnen, nachdem die Erträge in den...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Einsatzkräfte unterstützen bei Spaniens Waldbrand-Krise
19.08.2025

Deutsche Einsatzkräfte unterstützen Spanien im Kampf gegen die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten. 67 Feuerwehrleute aus...