Politik

"Zweite Welle": Frankreich verhängt Ausgangssperren in acht Städten

"Wir sind in einer zweiten Welle. Wir müssen reagieren", sagte Präsident Emmanuel Macron und verhängte Ausgangsbeschränkung in Paris und acht weiteren Städten.
15.10.2020 10:03
Aktualisiert: 15.10.2020 10:03
Lesezeit: 2 min
"Zweite Welle": Frankreich verhängt Ausgangssperren in acht Städten
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, beim TV-Interview im Elysee-Palast am Mittwochabend. (Foto: dpa) Foto: Ludovic Marin

Frankreich verhängt wegen rasch steigender Infektionszahlen eine nächtliche Ausgangsbeschränkung in Paris und acht weiteren Städten. Sie gelte zwischen 21.00 Uhr und 06.00 Uhr und zwar von Samstag an für vier Wochen, sagte Präsident Emmanuel Macron am Mittwoch im Fernsehen. Betroffen seien neben dem Großraum Paris unter anderem Marseille, Grenoble, Lyon und Toulouse.

"Wir sind in einer zweiten Welle. Wir müssen reagieren", sagte Macron. "Wir haben die Kontrolle nicht verloren." Die Situation sei aber besorgniserregend. Ein landesweiter Stillstand des öffentlichen Lebens sei dennoch nicht vorgesehen. 22.591 Neuinfektionen wurden laut Gesundheitsministerium registriert - damit stieg die Zahl der Ansteckungsfälle binnen 24 Stunden auf 779.063. Es ist das dritte Mal in sechs Tagen, dass die Zahl der neuen Ansteckungsfälle über 20.000 liegt.

Angesichts dieser Entwicklung rief die Regierung den öffentlichen Gesundheitsnotstand aus. Dieser gilt von Samstag an und gibt ihr die Möglichkeit, Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen, aber auch wirtschaftliche Hilfen im Schnellverfahren umzusetzen. Die Epidemie stelle eine Katastrophe im Bereich der öffentlichen Gesundheit dar, begründete Macron den Schritt. Die zweite Infektionswelle sei anders als die erste, denn sie breite sich im ganzen Land aus.

"WIR WERDEN DAS ZUSAMMEN DURCHSTEHEN"

Macron appellierte an den Zusammenhalt seiner Landsleute. "Die Botschaft, die ich heute Abend senden möchte, ist, dass ich jeden von Ihnen brauche. Wir brauchen einander, um Lösungen zu finden", sagte er. "Wir werden das zusammen durchstehen."

Wer während der nächtlichen Ausgangsbeschränkung auf den Straßen unterwegs sei, müsse einen triftigen Grund dafür haben, sagte Macron. Anderenfalls sei mit einer Strafe von 135 Euro zu rechnen. Zwischen 21.00 und 06.00 Uhr dürften keine Restaurants oder Freunde besucht werden. Reisen zwischen den französischen Regionen und der öffentliche Personenverkehr seien nicht beschränkt. Familientreffen sollten auf sechs Personen begrenzt werden.

Ziel sei es, die täglichen Neuinfektionen von 20.000 auf rund 3000 zu drücken und die Zahl der Intensivpatienten in den Krankenhäusern zu verringern, sagte Macron. Mehr als 9100 Menschen liegen nach Behördenangaben derzeit wegen der vom Coronavirus ausgelösten Atemwegserkrankung Covid-19 in Krankenhäusern. Experten befürchten, dass dadurch das Gesundheitssystem überlastet werden könnte. Laut Gesundheitsministerium stieg die Zahl der Todesfälle in Kranken- und Pflegeheimen binnen 24 Stunden um 104 auf 33.037. Damit ist Frankreich weltweit das neunte Land, das mehr als 33.000 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus zu beklagen hat.

Die Ausgangsbeschränkung betrifft fast ein Drittel der 67 Millionen Französinnen und Franzosen. Bereits im März hatte die Regierung den Gesundheitsnotstand erklärt, der bis Juli in Kraft war. Damals hatte sie angeordnet, dass die Menschen zu Hause bleiben sollten. Ausnahmen galten nur für diejenigen, die einer essenziellen Arbeit nachgingen und dazu das Haus verlassen mussten. Außerdem durfte man die Wohnung zum Einkauf von Lebensmitteln und für eine Stunde Sport im Freien verlassen.

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