Finanzen

Unkritischer Umgang der Analysten mit SAP lässt die Börse einbrechen

Das größte deutsche Börsen-Schwergewicht hat am heutigen Montag die Analysten mit einer Gewinnwarnung überrascht. Eigentlich hätten die Fachleute damit rechnen müssen.
26.10.2020 13:33
Lesezeit: 1 min
Unkritischer Umgang der Analysten mit SAP lässt die Börse einbrechen
Der mit Abstand wertvollste deutsche Konzern hat am Montag den Dax massiv belastet. (Foto: dpa)

Deutschlands einziger Tech-Konzern von globaler Bedeutung, SAP, hat am Montagmorgen für eine faustdicke negative Überraschung gesorgt: Die unangefochtene Leit-Aktie im Dax ist um fast ein Fünftel auf Niveaus von etwa 100 Euro eingebrochen und hat dadurch den gesamten Index massiv nach unten gedrückt. Die deutschen Medien berichteten von einem „Crash“ und „einer bösen Überraschung“.

Der Grund: Das Management um Konzernchef Christian Klein schockierte bereits am Sonntagabend die Anleger mit einer Gewinn- und Umsatzwarnung, die es in sich hatte. So geht die Führungsriege nun für das laufende Jahr von verringerten Umsatzerlösen aus, die in einer Spanne zwischen 27,2 und 27,8 Milliarden Euro liegen. Zuvor hatte das Unternehmen mit einem Volumen zwischen 27,8 und 28,5 Milliarden Euro gerechnet. Die bedeutet eine Herabstufung der Umsatzprognosen zwischen 2,2 um 2,5 Prozent. Darüber hinaus schraubte das Management die Gewinnerwartung für das Betriebsergebnis herunter und kassierte den mittelfristigen Ausblick.

Die Tatsache, dass SAP seine Prognosen verringert hat, ist dabei nicht das Problem. So etwas kann an der Börse immer passieren und gehört letztlich zum Alltag, auch wenn die Anleger dies natürlich nicht gerne haben. Das Problem ist vielmehr, dass viele Börsianer so unkritisch mit dem Tech-Konzern umgehen. Es kann doch nicht sein, dass Deutschlands größtes Aktienschwergewicht, das zwölf Prozent am Dax hält, auf einmal so einbricht, ohne dass die Fachleute dies hätten vorhersehen können. Schließlich ist SAP keine Tech-Bude aus den USA, die ständig ihre Pläne ändert, sondern ein ernsthafter Konzern, der langfristig plant.

Viele Experten waren davon ausgegangen, dass der Technologiekonzern von der Pandemie profitiert, weil viele Kunden sich digitalisieren müssen. Doch hatten sie dabei weder die Margen- und Nachfrageeffekte korrekt angepasst. SAP bedient eben Kunden, die aus sämtlichen Wirtschaftsbereichen stammen. Und wenn die gesamte Wirtschaft durch die Krise belastet wird, dann muss sich dies auch negativ auf den Konzern auswirken. So hatte SAP auch viele Projekte streichen müssen. Das haben viele Fachleute nicht beachtet.

Darüber hinaus ist unangenehm, dass ähnliche Herabstufungen wie bei SAP auch bei anderen Firmen aus dem Technologie-Bereich möglich sind. Die Unternehmen können sich, auch wenn die Digitalisierung auch beschleunigt wird, nicht völlig vom verschlechterten Geschäftsgang in der gesamten Weltwirtschaft abnabeln. Hoffentlich ziehen die Fachleute daraus ihre Lehren und sind das nächste Mal besser vorbereitet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie KI als Jobkiller: Weltweit große Unterschiede bei der Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz
27.11.2025

In Deutschland lehnen 42 Prozent der Menschen die wachsende Verwendung von KI ab. In China ist die Zustimmung deutlich höher. Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Milliarden für dänischen Wasserstoffmarkt: Wird die Pipeline bald Realität?
27.11.2025

Europa muss seine Energieversorgung neu ordnen und verlässliche Partner finden, um die Industrie zukunftsfähig zu halten. Kann eine...

DWN
Panorama
Panorama Eilmeldung Washington DC: Schüsse nahe dem Weißen Haus - Zwei Nationalgardisten angeschossen
26.11.2025

In der Nähe des Weißen Hauses in Washington sind zwei Nationalgardisten von einem Schützen angeschossen worden. Sie befinden sich in...

DWN
Politik
Politik Deutsche Bank gegen Verband der Familienunternehmer: Mietvertrag gekündigt auf Grund der Einladung eines AfD-Politikers
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein – entgegen der politisch gewollten Brandmauer der etablierten...

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Grüngasquote für Energiewende: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...