Deutschland

Ärzte-Verbände fordern Strategiewechsel in Corona-Politik

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und Dutzende weitere Mediziner-Fachverbände fordern von Bund und Ländern einen Strategiewechsel in der Corona-Politik. "Wir setzen auf Gebote anstelle von Verboten, auf Eigenverantwortung anstelle von Bevormundung", heißt es in einem gemeinsamen Papier.
28.10.2020 15:19
Lesezeit: 1 min
Ärzte-Verbände fordern Strategiewechsel in Corona-Politik
Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, bei einer Pressekonferenz zur Corona-Lage am 8. Oktober. (Foto: dpa) Foto: Tobias Schwarz

Aus der deutschen Ärzteschaft kommt massive Kritik an der Corona-Politik von Bund und Ländern. In einem Positionspapier der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Dutzender von Mediziner-Fachverbänden werden ein Strategieschwenk sowie eine grundlegend andere Ansprache der Bevölkerung gefordert.

Demnach darf sich das Hauptaugenmerk nicht länger darauf richten, die Pandemie durch Nachverfolgung der Kontaktpersonen zu bekämpfen, sondern muss die sogenannten Risikogruppen stärker schützen. "Es ist falsch, nur mit düsterer Miene apokalyptische Bedrohungsszenarien aufzuzeichnen", sagte KBV-Chef Andreas Gassen am Mittwoch in einer Videokonferenz.

Die Ärzteverbände warnen vor einem Akzeptanzproblem. "Wir setzen auf Gebote anstelle von Verboten, auf Eigenverantwortung anstelle von Bevormundung", heißt es in dem Papier. Insbesondere Ausgangssperren werden kritisch betrachtet: "Gesellschaftlich und infektionsepidemiologisch ist es besser, wenn Menschen sich in öffentlichen Räumen mit Hygienekonzepten unter optimalen Bedingungen treffen, als dass sich die sozialen Begegnungen in vergleichsweise weniger sichere private Innenräume verlagern."

"NICHT UM JEDEN PREIS"

Die Autoren bemängeln eine aus ihrer Sicht einseitige Orientierung an den Fallzahlen von Neuinfektionen. Deren Rückgang dürfe "nicht um jeden Preis" forciert werden, sonst drohten Schäden in anderen Bereichen. So würden etwa dringliche andere medizinische Behandlungen unterlassen oder durch Brüche in Bildungsgängen drohten soziale Schieflage. Nach Ansicht der Unterzeichner wurde versäumt, Vorsorgekonzepte für Bevölkerungsgruppen mit einem hohen Risiko schwerer Krankheitsverläufe zu entwickeln.

Als zentrales Hilfsmittel bei der Eindämmung schlagen die Ärzte ein bundesweit einheitliches Ampelsystem vor, das nicht nur Infektionszahlen, sondern die Zahl der durchgeführten Tests sowie stationäre und intensivmedizinische Behandlungskapazitäten umfasst.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...