Wirtschaft

Hamburg steigt aus der Kohle aus – und will Feuerholz aus Namibia importieren

Die Hamburger Umweltbehörde will sich von der Steinkohle verabschieden und die Lücke mit Brennholz aus Namibia schließen.
14.11.2020 11:24
Lesezeit: 2 min
Hamburg steigt aus der Kohle aus – und will Feuerholz aus Namibia importieren
Angolanische Giraffen in Damaraland im Nordwesten von Namibia. (Foto: dpa) Foto: Julian Fennessy

Die Hamburger Umweltbehörde und die Wärme Hamburg GmbH wollen in großem Stil Buschholz aus Namibia in die 11.000 Kilometer entfernte Hansestadt importieren. Zu diesem Zweck wurde ein entsprechendes Memorandum of Understanding mit Namibia unterzeichnet.

Die Hamburger Regierung preist das Unterfangen – mit dem die durch den Kohleausstieg entstehenden Löcher in der Energieversorgung gefüllt werden sollen – auch mithilfe angeblicher Umweltaspekte an.

So heißt es im öffentlichen Internetauftritt zu dem Projekt:

In Namibia ist die Verbuschung der Savanne ein großes ökologisches Problem. Große Teile der Grassavanne werden von Dornakazien überwuchert, mit schwerwiegenden Folgen für heimische Tiere, Pflanzen und Weidewirtschaft. Experten sind sich einig, dass internationale Nachfrage und Verwertung von entnommenem Buschholz zur Lösung dieses Umweltproblems beitragen können. Deshalb prüfen die Umweltbehörde und die Wärme Hamburg GmbH gemeinsam mit der Wissenschaft die effiziente Nutzung und Verwertung der Biomasse in Hamburg.

Durch kontrollierte Ernte und Verarbeitung dieses Buschholzes in Nambia soll die Verbuschung dort aufgehalten und die zu Holzpellets verarbeitete Biomasse per Schiff nach Hamburg geliefert werden. Dadurch bieten sich neue Möglichkeiten, hier bei der Fernwärme-Versorgung schneller aus der Kohle auszusteigen.

Kritik von „Robin Wood“

In einer Stellungnahme kritisiert die Umweltorganisation Robin Wood die Überlegungen der Stadt:

Dieses Projekt steht im Widerspruch zum Hamburger Netze-Volksentscheid vom 22. September 2013, in dem es heißt: „Verbindliches Ziel ist eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien.“ Der Import von Buschholz aus Namibia zum Zweck einer energetischen Verwertung ist sicher nicht klimaverträglich. Das liegt nicht nur am langen Transportweg, sondern vor allem an den Veränderungen der Landnutzung in Namibia. Das geplante Projekt ist auch nicht sozial gerecht. Im Zuge der Industrialisierung der Buschholzernte in Namibia würden zwar einige Arbeitsplätze neu geschaffen, aber viele vorhandene Arbeitsplätze in der bisherigen Buschholzernte sowie bei kleinen und mittleren Unternehmen zerstört. Die Arbeitslosigkeit ist in Namibia bereits jetzt extrem hoch und für Arbeitslose gibt es keinerlei öffentliche finanzielle Unterstützung. Konzerne im globalen Norden würden dagegen von diesem Projekt profitieren, indem sie Maschinen und Transportfahrzeuge verkaufen und sich mit Rohstoffen versorgen könnten. Der weitaus größte Teil der Wertschöpfung würde damit außerhalb Namibias stattfinden. Verarbeitung und Nutzung des Buschholzes innerhalb Namibias würden hingegen viele neue Arbeitsplätze schaffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...