Deutschland

Wegen oder trotz Corona-Krise? Zahl der Millionäre in Deutschland gestiegen

Im Verlauf der Corona-Krise ist in Deutschland die Anzahl der Millionäre gestiegen. Das eine Prozent der reichsten Leute in Deutschland besitzt 29 Prozent der Vermögen.
04.11.2020 19:14
Aktualisiert: 04.11.2020 19:14
Lesezeit: 1 min
Wegen oder trotz Corona-Krise? Zahl der Millionäre in Deutschland gestiegen
05.12.2011, Bayern, München: Hände wühlen in einer Kiste mit Zwei-Euromünzen «Neuschwanstein» im Bayerischen Hauptmünzamt. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Die Vermögen privater Haushalte sind nach einer Bank-Analyse trotz Corona-Krise in diesem Jahr im weltweiten Durchschnitt gestiegen. In Deutschland hätten sich zu den 2,1 Millionen US-Dollar-Millionären von Januar bis Juni 58 000 Millionäre hinzugesellt, schreibt die Schweizer Bank Credit Suisse in ihrem Wohlstandsbericht am Donnerstag. Das Vermögen pro Erwachsenem sei in dem Zeitraum on Deutschland um 1,8 Prozent gestiegen und sollte für das Gesamtjahr um 3,9 Prozent steigen. In China stieg die Zahl der Millionäre von 5,8 Millionen Ende 2019 um 365 000 bis Mitte 2020.

Es habe zwar von Januar bis März mit den Geschäftsschließungen zunächst einen starken Einbruch gegeben, doch sei die Erholung markant gewesen, schreibt die Credit Suisse. Ende Juni habe das Vermögen privater Haushalte weltweit rund 0,3 Prozent oder eine Billion Dollar (840 Milliarden Euro) höher gelegen als Ende 2019. Im vergangenen Jahr sei das Vermögen insgesamt um zehn Prozent oder 36,5 Billionen Dollar auf 399,2 Billionen gewachsen.

Die Bank geht davon aus, dass die Einkommensschere in vielen Ländern weiter auseinandergegangen ist, weil Arbeiterinnen und Arbeiter mit geringen Einkommen und unsicheren Arbeitsplätzen in der Corona-Krise am ehesten ihren Job oder Einkommen verloren haben. In Deutschland sei der Vermögensunterschied besonders ausgeprägt: Das eine Prozent der reichsten Leute besitze 29 Prozent der Vermögen, verglichen mit 22 Prozent in Frankreich und Großbritannien. Die Zahl der Menschen mit mehr als 100 000 Dollar Vermögenswerten liege bei 40 Prozent, vier mal so hoch wie im weltweiten Durchschnitt.

Dass die Haushaltsvermögen im Juni höher lagen als Ende 2019, liege unter anderem daran, dass der Konsum eingeschränkt war und dass Regierungen mit großen Konjunkturpaketen Geld in den Privatsektor und damit auch in Haushalte gepumpt hätten. Die Aussichten auf weitere Wohlstandsvermehrung seien aber nicht so rosig, unter anderem, weil Regierungen ihre Ausgaben wohl später durch Steuererhöhungen wieder hereinholen müssten und weil Zinsen steigen würden.

Die Deutschen kamen der Studie zufolge Ende 2019 in Summe auf ein Vermögen von 14,8 (2018: 14,5) Billionen Dollar (derzeit gut 12,5 Billionen Euro). Weltweit legte das Vermögen der Menschen demnach binnen Jahresfrist um zehn Prozent auf rund 399,2 Billionen Dollar zu.

Im Unterschied zu anderen Vermögensstudien etwa der Deutschen Bundesbank, die Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen summieren, berücksichtigt die Credit Suisse in ihren Berechnungen auch Immobilien. 57 Prozent des Bruttovermögens der deutschen Privathaushalte entfällt nach Credit-Suisse-Berechnungen auf Sachwerte wie Immobilien. In den vergangenen Jahren sind die Preise für Häuser und Wohnungen in vielen Regionen deutlich gestiegen. Anleger profitierten auch von steigenden Kursen an den Börsen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...