Auf dem Robotermarkt kommt gegen Jahresende eine Dienstleistung verstärkt in die Diskussion, die in Deutschland grundsätzlich noch in den Kinderschuhen steckt – und zwar die Roboter-Leihe: So bietet ein Berliner Unternehmen eine Maschine an, die als Verkaufsassistent eingesetzt werden kann.
Das Besondere: Der Roboter wird anfänglich an den Kunden nur verliehen. Sollte sich der Roboter-Leiharbeiter bewähren, dann kann er nach Ablauf einer Frist „übernommen“ werden. Das heißt, der Kunde kauft ihn dann. Der Berliner Hersteller pia4 robotics verspricht, dass der Roboter nach 48 Stunden eingelernt ist und dann seinen Dienst verrichten kann.
Hintergrund: Dieser Service besteht in Deutschland erst einigen Jahren, so dass die Zahl der Anbieter überschaubar bleibt, die neben pia4 robotics ihre Produkte verleiht. In den USA hingegen hat sich dieses Geschäft schon etabliert. Die Schätzungen liegen bei Umsätzen im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich. Allerdings verleihen die Unternehmen überwiegend Plattform-Technologien und andere Teile der IT-Infrastruktur. Ihre Zahl liegt bei rund 50 Firmen, die sich in diesem Geschäftsfeld engagieren.
Wichtig: Die Leih-Firmen suchen sich ihre Kunden in den Branchen, die bisher nur sehr wenig automatisiert sind wie die Pflegebranche oder die Gebäude-Reinigung. Denn die Maschinen, die hier angeboten werden, muss relativ leicht programmierbar und verständlich für die Kunden sein.
Im Gegensatz dazu verfügen die Roboter, die in den großen Industrien wie der Autobranche eingesetzt werden, über eine komplexe Hochtechnologie, die sich nicht so einfach einsetzen lässt. Hier benötigen die Anwender großes Know-how und langfristige Einsatzzeiten, so dass hier eine Leihe im Prinzip nicht möglich ist.
Grundsätzlich gehört Deutschland zu den Ländern weltweit, in denen der Robotermarkt weit entwickelt ist. Das Land ist einem aktuellen Bericht des Internationalen Roboter-Verbandes IFR die Volkswirtschaft, die am stärksten automatisiert ist. So setzen die deutschen Unternehmen derzeit rund 221.500 Maschinen – etwa drei Mal so viel wie in Italien und rund zehn Mal so viel wie in Großbritannien.
Institut der Deutschen Wirtschaft: keine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
„Der Einsatz von Industrie-Robotern in Europa hat mit rund 580.000 Einheiten einen historischen Höchststand erreicht – der Bestand stieg um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Milton Guerry, Präsident der IFR. Dabei liegt Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand bei 38 Prozent. Das Land befindet sich weltweit auf dem fünften Rang. Davor rangieren nur China, Japan, Süd-Korea und die USA.
Da die Roboter hierzulande eine so große Bedeutung spielen, ist es nur folgerichtet, dass sich nur noch ein neues Segment mit der Roboter-Leihe herausbildet. Da diese neue Dienstleistung stark an eine Personalvermittlung erinnert, kommt die Frage auf, ob die neuen Maschinen auch in der Lage sind, den Arbeitsmarkt zu beeinflussen. Möglicherweise könnte künftig Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren.
Doch widerspricht diesen Befürchtungen der Leiter Arbeitsmarkt und Arbeitsmarkt beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), Oliver Stettes. Der Experte hat das Thema schon sehr lange auf dem Schirm. Seinen Aussagen zufolge geht aus seinen Untersuchungen nicht hervor, dass sich der Einsatz von Robotern auf den Arbeitsmarkt auswirkt.