Wirtschaft

Markit-Index: Eurozone schlittert zum Jahresende in die Rezession

Die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone schrumpft zum Jahresende wieder. Besonders düster sieht es in der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas aus.
23.11.2020 12:00
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Markit-Index: Eurozone schlittert zum Jahresende in die Rezession
Glasröhren für Leuchtstoffröhren laufen in der Produktion eines Lampenherstellers in Sachsen über ein Band und werden zur weiteren Bearbeitung erhitzt. (Foto: dpa) Foto: Hendrik Schmidt

Der Euro-Zone droht wegen der zweiten Corona-Welle ein Rückfall in die Rezession. Der Einkaufsmanagerindex, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, fiel im November um 4,9 auf 45,1 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit Mai, wie das Institut IHS Markit am Montag zu seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte. Das Barometer rutschte damit klar unter die Marke von 50 Zählern, ab der es ein Wachstum signalisiert. "Aufgrund der neuerlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Infektionszahlen ist die Euro-Zone im November wieder in eine ernste Krise geschlittert", wird Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert.

Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden vierten Quartal sinkt. Das liegt vor allem an den Dienstleistern, die besonders unter den Maßnahmen der Regierungen im Kampf gegen die Corona-Ausbreitung leiden - allen voran das Gastgewerbe, die Tourismusbranche und das Veranstaltergewerbe. "Die Wirtschaft im Euro-Raum wird im Schlussquartal voraussichtlich wieder merklich schrumpfen", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Zwar schlage sich die Industrie recht gut, doch könne sie die Schwäche der Dienstleister nicht wett machen. "Die guten Impfstoffnachrichten führen also noch nicht zu einer Stimmungsaufhellung", sagte auch der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die Unternehmen sind zunächst den bitteren Wahrheiten der zweiten Corona-Welle ausgesetzt."

„Boomende Nachfrage aus Asien“

Die einzelnen Euro-Länder sind davon unterschiedlich stark betroffen. In Deutschland kühlte sich die Konjunktur inmitten des Teil-Lockdowns zwar ebenfalls ab, doch signalisiert das Barometer mit 52,0 Zählern immer noch ein robustes Wachstum - vor allem wegen gut laufender Geschäft der Industrie. "Die Einschränkungen in den europäischen Nachbarländern schaden den Exportunternehmen bislang kaum", sagte Michel Holstein, der die Volkswirtschaft der DZ Bank leitet. "Zudem gibt es eine boomende Nachfrage aus Asien." Zwar dürfte die deutsche Wirtschaft wegen der Corona-Beschränkungen im vierten Quartal ebenfalls den Rückwärtsgang einlegen. "Doch der Schaden dürfte deutlich geringer ausfallen als im Frühjahr", sagte Holstein.

Schwerer erwischte es Frankreich, wo die Regierung wegen der vielen Corona-Infektionen einen harten Lockdown verhängt hatte: In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Währungsunion rutschte der Einkaufsmanagerindex auf 39,9 Punkte ab. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern schrumpfte die Wirtschaft im November den vierten Monat in Folge. Markit-Chefvolkswirt Williamson geht davon, dass das Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion 2020 um 7,4 Prozent einbrechen wird. 2021 soll dann ein Wachstum von 3,7 Prozent folgen.

Den aktuellen Einkaufsmanagerindex für die Eurozone finde Sie hier, den Index für Deutschland hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Siton Mining: Mining mit BTC, XRP und DOGE.Verdienen Sie 8.600 $ pro Tag an passivem Einkommen

Auf dem volatilen Kryptowährungsmarkt ist die Frage, wie sich die täglichen Renditen digitaler Währungen maximieren lassen, anstatt sie...

DWN
Politik
Politik Fed senkt Leitzins: Trump drängt auf geldpolitischen Kurswechsel
18.09.2025

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Ende 2024 den Leitzins – ein Schritt, der tief in die innenpolitische Auseinandersetzung hineinragt....

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
18.09.2025

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft TOP10 Biotech-Unternehmen: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.09.2025

Biotech-Unternehmen dominieren mit GLP-1 und Onkologie – doch Zölle, Patente und Studienerfolge entscheiden über Renditen. Wer jetzt...