Technologie

Schweizer Notenbank hält digitales Zentralbankgeld für machbar

In einer Studie kommt die SNB zu dem Schluss, dass digitales Zentralbankgeld technisch und rechtlich realisierbar ist. Eine Entscheidung über die Einführung muss aber erst noch fallen.
03.12.2020 15:40
Lesezeit: 1 min

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den ersten Teil einer Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Blockchain-Technologie im Zahlungsverkehr zwischen Finanzinstituten abgeschlossen. Die Notenbank kam zum Schluss, dass digitales Zentralbankgeld im Handel und in der Abwicklung von Wertpapieren technisch und rechtlich realisierbar ist, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Die SNB habe aber noch nicht entschieden, ob sie tatsächlich digitales Zentralbankgeld ausgebe. Die Notenbank müsse vertieft prüfen, ob dieser Ansatz tatsächlich zu Effizienzgewinnen für das Finanzsystem führe, erklärte SNB-Direktorin Andrea Maechler.

Die nächste Phase solle bis zum dritten Quartal 2021 abgeschlossen werden, sagte Benoit Coeure, Leiter des am "Project Helvetia" ebenfalls beteiligten Innovation Hub der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Dabei untersuche die auch als Notenbank der Notenbanken bezeichnete BIZ zusammen mit der SNB unter anderem, inwieweit digitales Zentralbankgeld für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr genutzt werden könne.

Währungshüter räumen ein, dass das bestehende Zahlungssystem gravierende Mängel hat. Das hat mit der Konstruktion zu tun, bei der Mittler die Schlüsselrolle einnehmen. Überweisungen durchlaufen damit meist eine ganze Kette von Intermediären. Mit digitalem Zentralbankgeld könnte diese Kette verkürzt werden, sodass die Prozesse schneller, billiger und fehlerfreier ablaufen.

Ein Auslöser für "Project Helvetia" war die von der Schweizer SIX geplante Digitalbörse SDX, die im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll. So wurde etwa geprüft, ob die SNB digitales Zentralbankgeld auf der SDX-Plattform zur Verfügung stellen könnte. Voraussetzung für einen Start von SDX ist die Bewilligung durch die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma.

Die SNB machte erneut klar, dass sie sich im Moment höchstens digitales Zentralbankgeld für Finanzinstitute, nicht aber für die breite Bevölkerung in der Schweiz vorstellen könne. Wesentlich offener hat sich die Europäische Zentralbank gezeigt. Bis etwa Mitte 2021 will die EZB entscheiden, ob sie einen digitalen Euro bereitstellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...