Wirtschaft

Bericht: Waffenverkäufe steigen weiter - USA an der Spitze

Die politische Lage spiegelt sich auch in den weltweiten Rüstungsverkäufen wider. Die 25 größten Waffenhändler steigerten ihren Umsatz nach einem Bericht von Friedensforschern vergangenes Jahr um 8,5 Prozent. Die USA führen mit großem Abstand.
07.12.2020 00:39
Aktualisiert: 07.12.2020 00:39
Lesezeit: 1 min

Die weltweiten Ausgaben für Waffen und Rüstungsgüter sind im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Das internationale Friedensforschungsinstitut Sipri bezifferte den Gesamtumsatz der 25 größten internationalen Rüstungsunternehmen 2019 auf insgesamt 361 Milliarden US-Dollar (knapp 300 Mrd Euro). Das sind 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Bericht wurde am Montag in Stockholm veröffentlicht.

Der wichtigste Händler sind mit weitem Abstand die Vereinigten Staaten. Die zwölf US-Unternehmen, die in der Rangliste erfasst sind, stehen für 61 Prozent der Verkäufe weltweit. Allein die fünf größten Rüstungsproduzenten Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics verzeichneten einen Umsatz von 166 Milliarden US-Dollar (136 Mrd Euro).

Auf Platz zwei im weltweiten Waffenhandel folgt China mit 16 Prozent. Die vier von Sipri gelisteten chinesischen Unternehmen steigerten ihren Umsatz binnen eines Jahres um 4,8 Prozent. Sipri-Forscher Nan Tian erklärte dies so: „Chinesische Waffenunternehmen profitieren von militärischen Modernisierungsprogrammen für die Volksbefreiungsarmee.“ Verkauft werde überwiegend im eigenen Land.

Auf Platz drei in der globalen Rangliste findet sich Russland mit einem Anteil von 3,9 Prozent. Die Ausfuhr ins Ausland ist für russische Rüstungsproduzenten durch die Sanktionen infolge des Ukraine-Konflikts und der Besetzung der Krim-Halbinsel beschränkt. Die Einnahmen der beiden gelisteten Unternehmen gingen um insgesamt 634 Millionen US-Dollar (522 Mio Euro) zurück. Ein dritter russischer Produzent fiel aus den Top 25 heraus.

„Russland ist ein sehr starker Player und hat eine starke Rüstungsindustrie“, sagte Lucie Béraud-Sudreau, Leiterin des Sipri-Forschungsprogramms zu Waffenhandel und Militärausgaben. Aufgrund der Wirtschaftslage habe sich die Modernisierung des Militärs jedoch verlangsamt. „Das bedeutet natürlich einen Umsatzrückgang für die russische Rüstungsindustrie, weil ihr Hauptauftraggeber, die russische Regierung, weniger ordert.“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte den Anstieg der Rüstungsausgaben und forderte ein „radikales Umdenken“. „Selten wird eine Fehlentwicklung so deutlich vor Augen geführt: Weltweit sind Hunderte Millionen Existenzen durch die Corona-Pandemie bedroht, Abermillionen sind infiziert und Unzählige haben keine ausreichende medizinische Versorgung“, sagte Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz der Deutschen Presse-Agentur. Die Sipri-Zahlen zeigten, „wohin das knappe Geld nicht fließen sollte: immer weiter in die Taschen der internationalen Waffenindustrie.“

Die sechs größten westeuropäischen Unternehmen machten zusammen 18 Prozent aus. Deutsche Firmen rangieren nicht unter den Top 25. Das größte deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall steigerte seinen Umsatz um 4 Prozent auf 3,9 Milliarden US-Dollar (3,2 Mrd Euro).

Der Anstieg der Rüstungsausgaben sei auch ein Spiegel der Spannungen in der internationalen Politik, sagte Béraud-Sudreau. Diese Entwicklung sei bereits seit der Besetzung der Krim-Halbinsel durch Russland 2014 zu beobachten. Nach dem Einzug des inzwischen abgewählten US-Präsidenten Donald Trump ins Weiße Haus 2016 habe sie sich verstärkt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shein, Temu & Co. betroffen: EU erhöht Kosten für Billigpakete aus Drittstaaten
12.12.2025

Um die Flut günstiger Online-Pakete aus Ländern wie China einzudämmen, beschließt die EU eine neue Importabgabe. Ab Juli 2026 sollen...