Finanzen

Ende der Corona-Krise in China treibt den Platinpreis nach oben

Der Platinpreis ist seit Anfang November um rund ein Viertel angestiegen. Die starke Nachfrage aus China ist aber nur ein Grund.
08.12.2020 09:00
Lesezeit: 1 min
Ende der Corona-Krise in China treibt den Platinpreis nach oben
In China ist die Corona-Krise vorbei: keine Lockdowns, die Wirtschaft wächst. (Foto: dpa) Foto: Andy Wong

Die kräftigen Preisanstiege bei Gold, Silber und Palladium hatten sich über viele Monate nicht auf Platin übertragen. Doch nun hat sich dies gewaltig geändert. Im November verzeichnete das Edelmetall seinen größten Monatsgewinn seit 2008, da Anleger deutlich mehr davon kauften und zudem der Umsatz beim Schmuck stark zulegte.

Im dritten Quartal hat sich die Nachfrage nach Platinschmuck in Europa gegenüber dem zweiten Quartal fast verdoppelt. Zu der steigenden Nachfrage hat auch das starke Interesse an hochwertigen Uhren beigetragen. Getrieben werden die Schmuckkäufe aber in erster Linie durch China, wo wohlhabende Kunden begonnen haben, das während der Corona-Krise gehortete Bargeld auch für Schmuck auszugeben.

"Wir haben festgestellt, dass Corona zu einer erneuten Wertschätzung von Liebesgeschenken geführt hat", zitiert Bloomberg Trevor Raymond, den Forschungsdirektor beim World Platinum Investment Council, einem globalen Branchenverband der Platinproduzenten. "Platin wird sehr stark mit Liebesgeschenken assoziiert - weltweit und in China", so Raymond.

Der Verband erwartet, dass die Verkäufe von Platinschmuck in China im kommenden Jahr um 13 Prozent ansteigen werden. Dies wäre der erste Anstieg bei den Schmuckverkäufen seit dem Jahr 2013. Der sich über den größten Teil dieses Jahres ausweitende Preisunterschied zum Gold hat die Käufe ebenfalls angekurbelt. Denn den Großteil des Jahres war Gold mehr als doppelt so teuer wie Platin.

"Platin ist wettbewerbsfähiger", sagte Michael Xue, Vorsitzender von Shenzhen Bofook Jewellery, einem chinesischen Schmuckhersteller, der sich auf die Verarbeitung des Metalls spezialisiert hat. Der Goldpreis sei seit Beginn der Pandemie "viel zu stark gestiegen". Seine Platinschmuckverkäufe seien im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen, so Bofook.

Laut dem World Platinum Investment Council haben chinesische Schmuckhersteller im März Platinvorräte aufgebaut, als die Preise massiv einbrachen. Der Verband rechnet damit, dass die Platinmärkte in diesem Jahr ein rekordhohes Angebotsdefizit verzeichnen werden. Ursache sind Störungen bei den wichtigsten Platinproduzenten in Südafrika.

Diese Störungen der Platinproduktion hatten insgesamt größere Auswirkungen als die schwache Nachfrage der Autohersteller, den weltweit wichtigsten Käufern von Platin. Zwar werde das Angebotsdefizit sich im nächsten Jahr verringern, doch zugleich werde die Platinnachfrage für Autokatalysatoren und Schmuck weiter stark bleiben.

Inzwischen steigen auch die Preise wieder - seit Anfang November um rund ein Viertel. Damit hat sich der Platinpreis von seinem Tief Mitte März fast verdoppelt. In der vergangenen Woche hat der Platinpreis erstmals wieder die Marke von 1.000 Dollar pro Unze überschritten. In der Folge ist Gold nun nicht mehr doppelt so teuer wie Platin, sondern nur noch etwa 1,8 mal so teuer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...