Finanzen

Facebooks Digitalwährung Diem soll im Januar starten

Bereits im Januar wird Facebooks Digitalwährung Diem an den Start gehen. Dies ist eine Revolution des Bezahlens und dürfte das globale Finanzsystem massiv verändern.
12.12.2020 09:49
Lesezeit: 3 min

Die in der Schweiz ansässige Libra Association, die für Facebook eine Digitalwährung vorbereitet, hat ihren Namen geändert, wie aus einer Pressemitteilung vom 1. Dezember hervorgeht. Sie nennt sich nun Diem Association, und die geplante Währung heißt nicht mehr Libra (lateinisch für Waage), sondern Diem (lateinisch für Tag) heißen. Beim Logo mit den drei Wellen ändert sich nur der Schriftzug, wie Cointelegraph berichtet.

Der Grund für die Umbenennung ist offenbar, dass Facebook einen Strich ziehen will unter die Streitigkeiten mit den Regulierungsbehörden über das Projekt, das Facebook erstmals im Juni 2019 angekündigt hatte. Mit Diem verfolge man das Ziel, "ein sicheres, geschütztes und rechtskonformes Zahlungssystem aufzubauen, das Menschen und Unternehmen auf der ganzen Welt ermächtigt", heißt es in der Pressemitteilung.

Ende November hatte die Libra Association gesagt, dass sie im Januar kommenden Jahres eine an den Dollar geknüpfte Version von Libra auf den Markt bringen will, einen sogenannten Stablecoin. Dies war ein Versuch, die Regulierungsbehörden in den USA zu besänftigen, denen es nicht behagte, dass Libra durch einen ganzen Korb von Währungen gedeckt werden sollte, wie die Libra Association es ursprünglich vorgeschlagen hatte.

Warum sind Regulatoren und Zentralbanken so besorgt?

Das beharrliche Vorgehen von Facebook, um eine eigene digitale Währung auf den Markt zu bringen, hat die Zentralbanken und Regulierungsbehörden der Welt im Verlauf der letzten anderthalb Jahre durchaus zu Recht beunruhigt und zu strengen Regulierungen veranlasst. Denn die Einführung eines eigenen Stablecoins durch Facebook hätte mit Sicherheit massive Folgen für das globale Finanzsystem.

Diem würde nicht nur als schnelles und effizientes globales Zahlungsmittel dienen, das auch jenen Menschen Zugang zu elektronischen Zahlungen ermöglicht, die über kein Bankkonto verfügen. Vielmehr könnte Diem in jenen Ländern der Welt, die keine stabilen Landeswährungen haben, auch im großen Stil als Wertaufbewahrungsmittel dienen, ähnlich wie Dollarnoten im physischen Gebrauch.

Um der Lage Herr zu werden, haben Zentralbanken in den letzten Jahren ihre Bemühungen beschleunigt, um eigene digitale Zentralbankwährungen herauszugeben. Die Bahamas haben als weltweit erstes Land bereits einen Dollar-Stablecoin zum legalen Zahlungsmittel gemacht. Und sogar bei der US-Notenbank Federal Reserve sind die Planungen für einen digitalen Dollar weit fortgeschritten.

Was sind Stablecoins?

Herkömmliche Kryptowährungen wie Bitcoin, XRP/Ripple oder Ethereum haben den Nachteil, dass ihr Preis mitunter extrem schwankt. Daher wurden Stablecoins entwickelt. Dies sind besondere Kryptowährungen, die durch einen anderen Vermögenswert gedeckt sind, in der Regel durch den Dollar oder andere Währungen, aber mitunter auch durch Gold oder Rohstoffe oder durch einen Korb von verschiedenen Vermögenswerten.

Aufgrund ihrer Wertstabilität im Vergleich mit den herkömmlichen Kryptwährungen eignen sich Stablecoins besonders gut als Zahlungsmittel. Bei Diem besteht zudem der Vorteil eines massiven Netzwerkeffekts. Denn Facebook hat jeden Monat rund 2,7 Milliarden aktive Nutzer. Daher hat Diem durchaus das Potenzial, in weiten Teilen der Welt sofort zu einer führender Währung zu werden.

Zentralbanken und Regulierungsbehörden fürchten nun einen Kontrollverlust im entscheidenden Wirtschaftsbereich Geld. Sie verweisen auf möglicherweise fehlende Deckung des Stablecoins mit Dollarvermögen sowie auf Gefahren im Hinblick auf Sicherheit und Privatsphäre, und sie warnen zugleich auch vor Geldwäsche und Steuerflucht.

Stablecoins könnten tiefgreifende Auswirkungen auf die bestehenden Finanzsysteme haben, wenn die Bürger diese Währungen als Ersatz zu ihren eigenen Landeswährungen nutzen würden. Sie könnten die Geldpolitik eines Landes in großen Teilen unwirksam machen und letztlich die Staatsfinanzen gefährden. Aus diesen Gründen sind die globalen Regulierungsbehörden so besorgt.

Nun fehlt nur noch die bevorstehende Genehmigung durch die Schweizer Aufsichtsbehörde, damit Facebook Diem als Zahlungsmethode einführen kann. Aufgrund des Netzwerkeffekts von Facebook laufen dann die Regulierungsbehörden, die nicht über ein ähnliches Rahmenwerk für digitale Vermögenswerte verfügen, dann Gefahr, dass ihr jeweiliger Finanzsektor ins Hintertreffen gerät.

Im Gegensatz zu echten Kryptowährungen wie Bitcoin wird Diem von einem Unternehmen kontrolliert und ist zudem durch Dollarvermögen gedeckt. Das hat für die Zentralbanken den Vorteil, dass ihre Geldpolitik durch Facebook kaum beeinträchtigt werden kann, was etwa die Geldmenge angeht. Und für die Behörden hat dies den Vorteil, dass das Diem-Dollarvermögen bei Bedarf sogar beschlagnahmt werden kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...