Wirtschaft

Gegen die EZB? Österreichs Zentralbank startet Kampagne für das Bargeld

Die österreichische Nationalbank hat eine Informationskampagne gestartet, die das Bargeld unterstützt. Ob sie sich damit auf Kollisionskurs gegen die EZB befindet, wird sich zeigen lassen.
15.12.2020 19:20
Aktualisiert: 15.12.2020 19:20
Lesezeit: 2 min
Gegen die EZB? Österreichs Zentralbank startet Kampagne für das Bargeld
Christine Lagarde, die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), unterschreibt symbolisch einen übergroßen 20-Euro-Schein. Die Unterschrift der amtierenden EZB-Präsidentin wird auf neu gedruckten Euro-Banknoten zu sehen sein. (Foto: dpa) Foto: Frank Rumpenhorst

Eine Informationskampagne der österreichischen Zentralbank unterstreicht die Bedeutung von Euro-Bargeld. Dabei macht die Zentralbank keinen Hehl daraus, dass sie eine Verfechterin des Bargelds ist.

Am 1. Jänner 2002 löste der Euro den Schilling als Bargeld ab und ist uns in diesen fast 20 Jahren ein alltäglicher Begleiter geworden. Die aktuelle Kampagne der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) unterstreicht die Bedeutung von Bargeld, das in Österreich nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel ist und einen Anteil von 79 Prozent an allen Zahlungsvorgängen hat, so die dpa. Durchschnittlich haben die Österreicherinnen und Österreicher 121 EUR in ihrer Brieftasche. OeNB-Direktor Eduard Schock verweist auf aktuelle Daten der Europäischen Zentralbank (EZB): „Wie wichtig Bargeld im Alltag der Menschen ist, zeigen auch die Ergebnisse der letzte Woche veröffentlichten SPACE-Studie der EZB.“

Laut EZB-Daten (Study on the payment attitudes of consumers in the euro area (SPACE), erschienen im Dezember 2020 auf Basis einer Euroraum-weiten Erhebung der EZB im Jahr 2019.) liegt der Bargeldanteil in Österreich mit 79 Prozent (bezogen auf die Anzahl der Transaktionen) und 58 Prozent (bezogen auf den Transaktionswert) weiterhin deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt (73 Prozent Anzahl; 48 Prozent Wert). Österreich zählt zusammen mit Deutschland, Spanien, Portugal, Malta, Griechenland, Zypern und Italien zu den "bargeldlastigen" Ländern Europas.

Bargeld ist aber mehr als nur ein Zahlungsmittel. Bargeld ist ein Teil des Alltags, es stiftet Identität und hilft, die eigenen Finanzen im Griff zu haben. Mit dem heutigen Tag startet die OeNB eine Informationskampagne in Print- und Onlinemedien und stellt noch weitere besondere Eigenschaften des Euro-Bargelds heraus:

Bargeld ist Europa 340 Millionen Menschen in ganz Europa zahlen täglich mit Euro-Banknoten und -Münzen. Sie sind ein fester Bestandteil des Alltags geworden und erleichtern den Handel, das Reisen, Studieren, Leben und Arbeiten im Ausland. Die Gemeinschaftswährung ist eines der greifbarsten Symbole der europäischen Integration.

Bargeld ist Technologie In einer Euro-Banknote stecken viele hochtechnologische Elemente, die den Euro zu einer der fälschungssichersten Währungen der Welt machen. Ein besonderer Vorteil: Die Echtheit lässt sich auch ohne technische Hilfsmittel mit den einfachen Prüfschritten FÜHLEN - SEHEN - KIPPEN überprüfen. Die hohen Sicherheitsstandards der Euro-Banknoten zeigen Wirkung: Die Falschgeldzahlen in Österreich und ganz Europa sind rückläufig.

Bargeld ist lernen Ob während der Ausbildung, im Berufsleben oder in der Pension: Geld spielt immer eine wichtige Rolle. Aber auch der Umgang mit dem eigenen Geld muss gelernt werden. Banknoten und Münzen unterstützen dabei, die Ausgaben besser im Blick zu haben und so einen Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten.

Doch die EZB forciert eine Kampagne, die die Bedeutung des Bargelds mindern soll. Die Währungshüter der EU wollen einen digitalen Euro einführen, der das Bargeld Schritt für Schritt zurückdrängen wird. Laut einer Erhebung der EZB hat das bargeldlose Bezahlen seit Beginn der Corona-Krise weiter zugelegt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...