Deutschland

Lauterbach kritisiert geringe Impfbereitschaft bei Medizinern und Pflegekräften

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bemängelt, dass viele Mediziner und Pflegekräfte einer Corona-Impfung kritisch gegenüberstehen.
15.12.2020 20:38
Aktualisiert: 15.12.2020 20:38
Lesezeit: 2 min
Lauterbach kritisiert geringe Impfbereitschaft bei Medizinern und Pflegekräften
Karl Lauterbach (SPD), Abgeordneter, spricht in der 106. Sitzung des Deutschen Bundestages während der Debatte zum Thema Organspende. Die Mitglieder des Bundestages treffen sich zur letzten Sitzungswoche vor der parlamentarischen Sommerpause. (Foto: dpa) Foto: Ralf Hirschberger

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zur Haltung ist überrascht, dass „viele Mediziner und Pflegekräfte einer Corona-Impfung kritisch gegenüberstehen“. „Es überrascht mich, dass die Impfbereitschaft beim medizinischen Personal nicht deutlich höher ist und es eine so große Zurückhaltung gibt“, sagte er der „Funke Mediengruppe“. Wahrscheinlich liege dieser Haltung der Gedanke zugrunde, dass sich die betroffenen Mediziner nicht zur Hochrisikogruppe zählen. Zudem würden viele offenbar denken, dass sie durch ihre Schutzkleidungen ausreichend geschützt seien.

Dem Projekt „Covid-19 Snapshot Monitoring“ (Cosmo) der Universität Erfurt zufolge wird Vertrauen in die Sicherheit der Impfung von Befragten als wichtigster Faktor dafür genannt, sich impfen zu lassen. Der zweiwöchentlichen Befragung zufolge gab Anfang Dezember etwa die Hälfte der gut 1000 Befragten an, sich (eher) gegen Corona impfen lassen zu wollen. „Die Tendenz ist seit April fallend und es gab keinen Anstieg der Impfbereitschaft, seit das Thema durch die beantragten Zulassungen stärker öffentlich diskutiert wird“, hieß es dazu.

Selbst bei einem perfekt wirksamen Impfstoff würde die aktuelle Impfbereitschaft in Deutschland damit nicht ausreichen, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Männer und ältere Menschen sind den Cosmo-Daten zufolge eher bereit, sich impfen zu lassen, als Frauen und jüngere Leute. Die Bundesregierung plant Info-Kampagnen und wirbt um Vertrauen. Dazu gehört das wiederholte Versprechen: Es geht um ein Impfangebot, keine Impfpflicht. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat im Bundestag sein Wort darauf gegeben.

Die „Ludwigsburger Zeitung“ wörtlich: „Nun gibt es das Vakzin, doch statt sich darüber zu freuen, wird in Deutschland aus allen Rohren geschimpft. Vor allem über den späten Beginn der Impfungen. Es gab für Berlin aber gute Gründe, keine Notfallzulassung anzustreben wie England oder die USA, sondern das reguläre und gemeinsame europäische Verfahren abzuwarten. Zum einen war das eine Frage der europäischen Solidarität. Zum anderen ist das auch mit Blick auf die Impfskeptiker sinnvoll, die gerade in Deutschland zahlreich sind. Bei einer Notfallzulassung würde es schnell heißen, hier werde die Bevölkerung kollektiv zum Versuchskaninchen gemacht. Und die Impfbereitschaft würde sinken. Um 60 bis 70 Prozent Impfabdeckung zu erreichen, muss das Vakzin sicher, wirksam und weitgehend nebenwirkungsfrei sein. Und zwar garantiert.“

Die „Südwest-Presse“ führt aus: „Das Ganze ist ein Drahtseilakt. Gesundheitsminister Jens Spahn hat ja recht, wenn er die weltweit erste ordentliche Zulassung, die die EU anstrebt, einer Notzulassung wie in England und den USA vorzieht. Dank einer tieferen Prüfung kann das für höhere Impfbereitschaft sorgen. Denn dass viele Menschen skeptisch auf eine schnelle Impfung blicken, hat ja auch damit zu tun, dass noch nie so schnell ein Vakzin entwickelt wurde. Und dazu noch nie mit der Technologie, die Biontech benutzt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...