Finanzen

Zu viele "faule Kredite": EU-Kommission will Europas Geldinstitute mit Hilfe von "Bad Banks" retten

In der Corona-Krise erwartet die EU-Kommission eine Zunahme „fauler Kredite“ bei Europas Banken. Ein Aktionsprogramm soll dabei helfen, dem Problem Herr zu werden.
16.12.2020 16:43
Aktualisiert: 16.12.2020 16:43
Lesezeit: 1 min
Zu viele "faule Kredite": EU-Kommission will Europas Geldinstitute mit Hilfe von "Bad Banks" retten
Brüssel: Ein Mann geht am Hauptsitz der EU-Kommission vorbei. (Foto: dpa) Foto: Francisco Seco

In der Corona-Krise erwartet die EU-Kommission eine Zunahme «fauler Kredite» bei Europas Banken. Ein am Mittwoch in Brüssel vorgestelltes Aktionsprogramm soll helfen, die Risiken besser zu managen und die ausfallgefährdeten Darlehen aus den Bankbilanzen heraus zu bekommen. So sollen Banken Spielräume behalten, Unternehmen und Bürgern weiter Darlehen geben zu können und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

«Faule Kredite» sind Darlehen, die Kreditnehmer über einen bestimmten Zeitraum nicht mehr bedienen. Die Kommission nimmt an, dass in der Krise vielen Unternehmen das Geld für Zins und Tilgung fehlen könnte. Wie stark die Zunahme sein wird und wann dies zu erwarten ist, ist aber nach Angaben von EU-Beamten kaum abzuschätzen.

Vor der Corona-Krise sei der Anteil ausfallgefährdeter Darlehen stark zurückgeführt worden von mehr als fünf auf nur noch 2,5 Prozent, sagte Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. Es gehe jetzt um Vorsorge. «Diese Strategie dient dazu, uns zu wappnen», ergänzte die zuständige Kommissarin Mairead McGuinness. Nach ihren Worten könnte sich der Anteil fauler Krise bis zum Ende der Corona-Krise verdoppeln.

Das Aktionsprogramm sieht vor, den Sekundärmarkt für faule Kredite auszubauen. Banken können diese Darlehen samt Risiken und Sicherheiten an spezialisierte Händler abtreten und damit ihre Bilanzen entlasten. Dieser Markt soll nach dem EU-Vorschlag mit zusätzlichen Meldepflichten transparenter werden. Sinnvoll wäre eine zentrale Datenstelle für den Austausch von Informationen aller Beteiligten, erklärte die Kommission.

Sie dringt darüber hinaus auf neue Regeln für Insolvenzen und die Sicherung der Konkursmasse, um die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in der EU anzugleichen. Dazu liegt bereits seit 2018 ein Vorschlag vor, der nun schnell vom EU-Parlament und EU-Staaten beschlossen werden solle. Dritter Vorschlag ist die Gründung sogenannter "Bad Banks" auf nationaler Ebene, die sich dann in Europa vernetzen und austauschen sollen. Banken, die nur wegen der Corona-Krise unter Druck geraten, sollen öffentliche Unterstützung bekommen können.

Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber begrüßte die Vorschläge grundsätzlich, warnte aber davor, «Zombie-Banken» am Leben zu erhalten oder Steuerzahlern exzessive Risiken aufzuhalsen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Kartoffelsalat und Würstchen: So teuer wird der Weihnachtsklassiker 2025
23.12.2025

Kartoffelsalat mit Würstchen bleibt zum Fest günstiger als im Vorjahr. Vor allem die Essig-Öl-Variante spart Geld, während regionale...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Geldentwertung Gold und Bitcoin in den Vordergrund rückt
23.12.2025

Ersparnisse verlieren Jahr für Jahr an Wert. Nicht durch Zufall, sondern durch System. Warum Geldentwertung Gold und Bitcoin immer...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...