Die Europäische Kommission drückt beim Kampf gegen den Klimawandel auf die Tube: Ursprünglich sollten 100 europäische Städte erst bis 2050 klimaneutral werden. Doch jetzt muss dieses Ziel bereits 2030 erreicht werden, wie aus dem neuen Vorschlag über die langfristige Mobilitätsstrategie hervorgeht, den die Kommission in der vergangenen Woche vorgelegt hat.
Davon profitieren auch Hersteller von Lösungen für die Energiespeicherung – beispielsweise von Superkondensatoren. Diese Technologie ist wesentlich leistungsfähiger als die Lithium-Ionen-Akkus, die bisher überwiegend in den Elektroautos eingesetzt werden. Experten sagen, dass sie eine Leistungsdichte haben, die bis 100 Mal höher ist. Dabei können sie in unterschiedlichen Branchen eingesetzt werden – nicht nur in der Autoindustrie. Sie werden in der Energiewirtschaft und in der Luft- und Raumfahrtindustrie eingesetzt.
Jetzt hat der Hersteller Skeleton Technologies (ST), der zu den führenden Anbietern weltweit zählt, einen wichtigen Schritt gemacht, um seine Geschäfte zu entwickeln. Der Produzent hat weitere Investoren gewonnen, deren Herkunft das Unternehmen nicht mitteilte. ST spricht lediglich von einem „führenden Industrieunternehmen“, das sich in der Investorengruppe befindet.
Dadurch hat der Produzent weitere 41,3 Millionen Euro eingesammelt, die das gesamte Investitionsvolumen für die Produkt- und Projektentwicklung auf 93 Millionen Euro erhöhten. Diese Summe hat das Unternehmen, das seinen Ursprung in Estland hat, seit seiner Gründung im Jahr 2009 bereits an finanzieller Unterstützung erhalten. Ein wichtiger Meilenstein war die Eröffnung einer Fabrik in der Nähe von Dresden vor drei Jahren.
Auftragsbestand von Skeleton liegt bei 150 Millionen Euro
„Die Produkte von ST sind bereits am Markt und trotz COVID-19 wird das Unternehmen 2021 bereits das zweite Jahr in Folge ein Umsatzwachstum im dreistelligen Prozentbereich erreichen“, heißt es in der offiziellen Erklärung. „Der gesamte Auftragsbestand beträgt 150 Millionen Euro“, steht dort weiter.
„Die Dynamik für den Energiewandel und für die Umstellung der Wirtschaft ist stärker als sie jemals zuvor gewesen ist. Die Erfahrung unserer Investoren wird uns nun helfen, größer zu werden und aggressiv zu wachsen. Wir haben die richtigen Produkte, um einen dominanten Marktanteil an der weltweiten Industrie für Superkondensatoren zu gewinnen“, zeigte sich der CEO und Mitgründer von ST, Taavi Madiberk, kämpferisch.
Damit richtet der baltische Manager seine Kampfansage an keinen geringeren als an Elon Musk von Tesla. Denn der US-Hersteller gehört neben ST zu den bedeutendsten Anbietern am Weltmarkt. So hat der Autobauer aus Kalifornien im Mai 2019 das US-Unternehmen Maxwell Technologies (MT) übernommen, der 1965 ursprünglich als Auftragnehmer für die US-Regierung gegründet worden war.
Das bedeutet, seine Produkte waren ursprünglich für das Militär gedacht, werden jetzt aber auch für zivile Zwecke eingesetzt. MT, das weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigt, hat 2018 einen Umsatz von etwa 90 Millionen Dollar erreicht – also 75 Millionen Euro.
Weiterer Konkurrent Eaton mit Verlusten
Ein weiterer großer Akteur am Markt ist der internationale Hersteller Eaton. Der Konzern, der weltweit 92.000 Mitarbeiter beschäftigt, liefert Lösungen für das Energie-Management an Privatkunden- und Unternehmen, die aus 175 Ländern stammen – und zwar auch aus Deutschland. Die Entwicklung von Ultrakondensatoren ist allerdings nur ein Produkt im reichhaltigen Portfolio des Konzerns.
Der Produzent hat im dritten Quartal seinen Erlös im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar oder 3,6 Milliarden Euro verringert. Darüber hinaus reduzierte sich der Betriebsgewinn um ein Fünftel auf 796 Millionen Dollar (650 Millionen Euro).
Das Segment E-Mobility, wo auch die Superkondensatoren hergestellt werden, musste hingegen keine Umsatzrückgänge hinnehmen: So blieben die Volumina bei 79 Millionen Dollar (65 Millionen Euro). Allerdings gab es hier einen Verlust auf der Betriebsebene von zwei Millionen Dollar (1,6 Millionen Euro). Zwölf Monate zuvor hatte es noch einen Gewinn von vier Millionen Dollar (3,2 Millionen Euro) gegeben.
„Wir freuen uns über unsere soliden Ergebnisse – der Einwirkungen durch die COVID-19-Pandemie zum Trotz“, hat CEO Craign Arnold erklärt, der seit Juni 2016 den Konzern führt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hat Eaton global einen Gesamtumsatz von 21,4 Milliarden Dollar oder 18 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Dass die Konkurrenten auf einen Wachstumsmarkt setzen, der sich in Zukunft stark entwickeln dürfte, wird auch an folgender Prognose deutlich: So lagen die Umsätze der Hersteller im vergangenen Jahr bei rund 488 Millionen Dollar oder 400 Millionen Euro.
Das geht aus einer Studie des internationalen Analyse-Hauses Mordor Intelligence hervor. Bis 2025 sollen die Gesamtvolumina auf fast 1,5 Milliarden Dollar oder 1,2 Milliarden Euro klettern. Die Experten rechnen damit, dass der Markt pro Jahr mehr als ein Fünftel zulegt.