Politik

Das Hunger-Virus: Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind unter 5 Jahren

Die weltweite Ernährungssituation ist katastrophal. In zahlreichen Ländern der Welt sterben Kinder und Erwachsene an den Folgen von Hunger. Die Pandemie hat die Ernährungs-Krise verschärft. Doch bis heute haben die überstaatlichen Organisationen dieses Problem weitgehend ignoriert.
24.04.2021 14:00
Lesezeit: 2 min

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) teilt mit: „Es ist unfassbar, unbegreiflich: Immer noch stirbt weltweit alle 10 Sekunden ein Kind unter 5 Jahren an den Folgen von Hunger.“

SOS Kinderdörfer Weltweit“ berichtet: „2017 waren 37 Länder, davon 28 in Afrika, auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, so die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (englisch Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO). Diese Länder sind:

Äthiopien, Afghanistan, Burkina Faso, Burundi, DR Kongo, Dschibuti, Eritrea, , Guinea, Haiti, Irak, Jemen, Kamerun, Kenia, Kongo, Lesotho, Liberia, Libyen, Madagaskar, Malawi, Mali, Mauritanien, Mozambique, Myanmar, Niger, Nigeria, Nordkorea, Pakistan, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Südsudan, Sudan, Swaziland, Syrien, Tschad, Uganda und Zentralafrikanische Republik.“

„Die weltweite Sterblichkeitsrate durch COVID-19 erreichte im April 2020 mit etwas mehr als 10.000 Todesfällen pro Tag ihren höchsten registrierten Wert. Oxfams Bericht ,The Hunger Virus‘ zeigt, dass in diesem Jahr 121 Millionen Menschen infolge der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie wie Massenarbeitslosigkeit, Unterbrechung der Nahrungsmittelversorgung und rückläufigen Hilfsgeldern, an den Rand des Verhungerns getrieben werden könnten. Während sich die Pandemie über die ganze Welt ausbreitete, schütteten die acht größten Nahrungsmittel- und Getränkeunternehmen ihren Aktionär*innen seit Januar über 18 Milliarden Dollar aus. Das ist zehnmal mehr als der Betrag, den die Vereinten Nationen benötigen, um Hunger zu bekämpfen“, so „Oxfam“.

„Oxfam“ zufolge hat die Corona-Pandemie die blamable Ernährungssituation in der Welt verschärft. „Viele leiden zudem unter einem ausbeuterischen Ernährungssystem, das Millionen Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen hat verarmen lassen. Um diese Hungerkrise zu beenden, müssen die Regierungen ökologische, gerechte und widerstandsfähige Ernährungssysteme aufbauen, die die Interessen der Kleinproduzent*innen vor die Profite der Lebensmittel- und Agrarindustrie stellen“, so Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale.

Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten zuvor berichtet: „Zahlreiche Menschen werden offenbar nicht wegen einer Corona-Infektion, sondern aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die weltweite Ernährungs-Sicherheit sterben. Die Welt befindet sich inmitten einer Ernährungs-Krise. Die Ernährungs-Sicherheit im Indo-Pazifik ist besonders bedroht, doch auch Europa ist betroffen.“

Tagesschau.de“ wörtlich: „Die Corona-Krise und damit einhergehende Beschränkungen werden in diesem Jahr UN-Schätzungen zufolge zum Hungertod von mehr als 10.000 Kindern pro Monat führen. Betroffen von der Pandemie seien viele Weltregionen, die bereits unter Nahrungsmittelknappheit leiden, warnte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF. Demnach könnten bis Ende des Jahres zusätzlich 6,7 Millionen Mädchen und Jungen unter fünf Jahren von akuter Mangelernährung betroffen sein. Ohne unverzügliches Handeln drohe die Zahl dieser Kinder auf 54 Millionen zu steigen. Damit wäre ein neuer Höchststand erreicht.“

Die „Global Basic Income Foundation“ führt aus: „1,4 Milliarden Menschen leben in extremer Armut – mehr als ein Viertel der Bevölkerung der Entwicklungsländer. Die Anzahl Menschen die von weniger als 2 Dollar pro Tag lebt, nämlich 2,5 Milliarden Menschen, ist nahezu gleich geblieben in der Periode zwischen 1981 und 2005.“

„Laut dem jährlich veröffentlichten Bericht litten 2019 rund 690 Millionen Menschen an Hunger. Damit ist die Zahl der hungernden Menschen im Vergleich zum Vorjahr um zehn Millionen gestiegen, innerhalb der letzten fünf Jahren hat sie sich um 60 Millionen erhöht. Hohe Nahrungsmittelpreise erschweren für Milliarden von Menschen eine gesunde und nahrhafte Ernährung. Die meisten unterernährten Menschen leben in Asien. Am stärksten angestiegen ist die Zahl der an Hunger leidenden Menschen allerdings auf dem afrikanischen Kontinent. Aufgrund der Covid-19-Pandemie könnte die Zahl der Menschen, die chronisch an Hunger leiden, bis Ende 2020 um weitere 130 Millionen ansteigen“, so die UNICEF.

Mehr zum Thema:

Globale Institutionen: Es droht eine weltweite Nahrungsmittel-Knappheit

Lebensmittel-Lieferketten brechen: Erste Länder geraten in Bedrängnis, Preise steigen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...