Deutschland

Shoppen statt Urlaub: Einzelhandel verzeichnete 2020 historisches Umsatzplus

Zwar war 2020 zum Beispiel für den Modehandel ein "Katastrophenjahr". Doch insgesamt sind die Umsätze im Einzelhandel laut Statistischem Bundesamt so stark gestiegen wie nie zuvor.
05.01.2021 10:42
Aktualisiert: 05.01.2021 10:42
Lesezeit: 2 min
Shoppen statt Urlaub: Einzelhandel verzeichnete 2020 historisches Umsatzplus
Eine Frau geht in der Innenstadt an einem geschlossenen Laden vorbei. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Die deutschen Einzelhändler haben ihren Umsatz im vergangenen Jahr trotz Corona-Krise so kräftig gesteigert wie noch nie. Sie nahmen voraussichtlich 5,3 Prozent mehr ein als 2019, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag schätzte. Das ist das kräftigste Plus seit Beginn dieser Statistik 1994 und bereits das elfte Wachstumsjahr in Folge. Preisbereinigt (real) gab es ebenfalls ein Plus, und zwar von 4,1 Prozent. Diese Schätzungen berücksichtigen den Lockdown in der zweiten Dezemberhälfte und die Einzelhandelsumsätze für die Monate Januar bis November 2020.

"Die herben Verluste vieler Innenstadthändler werden durch gute Geschäfte in den Bereichen Online, Lebensmittel und Möbel ausgeglichen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes HDE, Stefan Genth. Zu den Profiteuren der Corona-Krise gehörte der Online- und Versandhandel, auf den viele Verbraucher angesichts der Lockdowns auswichen. Er kam in den ersten elf Monaten auf ein Umsatzwachstum von 24,0 Prozent. Auch der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art - wozu Supermärkte und Warenhäuser gehören - schaffte mit 8,5 Prozent einen Umsatzsprung.

"KATASTROPHENJAHR FÜR MODEHANDEL"

Viele andere Einzelhändler wurden dagegen von der Corona-Krise kalt erwischt: So brach der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren von Januar bis November um 21,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum ein. Waren- und Kaufhäuser verzeichneten Einbußen von 8,9 Prozent. "Für viele Modehändler war 2020 ein echtes Katastrophenjahr", sagte Genth. "Wenn die Bundesregierung hier nicht rasch bei der staatlichen Unterstützung nachbessert, werden wir eine nie gesehene Pleitewelle erleben."

Nur wenig Impuls für die Kauflaune der Verbraucher kam von der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer. Das habe zwar 6,3 Milliarden Euro an zusätzlichem Konsum gebracht, ergab eine Untersuchung des Ifo-Instituts. Umfragen legten aber nahe, dass damit das erklärte Ziel des Staates nicht erreicht worden sei, Bürger zu größeren Anschaffungen zu bewegen. Die Bundesregierung senkte den Satz von Juli bis Ende 2020 vorübergehend von 19 auf 16 Prozent, um Konsum und Wirtschaft in der Corona-Krise anzukurbeln.

Das wichtige Weihnachtsgeschäft lief für die Branche überraschend gut an. Im November, der von Aktionstagen wie Black Friday geprägt ist, kletterte der Umsatz real um 1,9 Prozent zum Vormonat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Minus von 2,0 Prozent gerechnet. Das unerwartet gute Abschneiden spricht dafür, dass der private Konsum auch im abgelaufenen vierten Quartal die Konjunktur stabilisiert und einen größeren Einbruch aufgrund des Lockdowns verhindert hat. "Die Textilbranche wurde mitten im ansonsten so umsatzstarken Weihnachtsgeschäft hart getroffen", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Genth. "Gleichzeitig konnten Lebensmittel- und Möbelhändler von stärkerer Nachfrage profitieren. Die Menschen verbrachten mehr Zeit zu Hause, standen mehr am eigenen Herd und machten sich die eigenen vier Wände gemütlich."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...

DWN
Technologie
Technologie Gesetz gegen digitalen Voyeurismus? Justizministerium will Lücke schließen
03.11.2025

Ein Vorfall in Köln sorgte für Entsetzen: Ein Mann filmte im Frühjahr den Po einer joggenden Frau – anzeigen konnte sie ihn nicht,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich – Deutschland hinkt hinterher
03.11.2025

Trotz fast gleicher Erwerbstätigenzahlen von Frauen und Männern bleiben Frauen in Deutschlands Führungsetagen weiterhin die Ausnahme. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau im freien Fall – Aufträge brechen im September dramatisch ein
03.11.2025

Alarmstufe Rot für Deutschlands Maschinenbauer: Nach einem äußerst schwachen September steuert die Branche auf ein Produktionsminus von...

DWN
Politik
Politik General Breuer will alle jungen Männer mustern – Bundeswehr rüstet sich für den Ernstfall
03.11.2025

Ein Satz, der aufhorchen lässt: Alle jungen Männer sollen wieder gemustert werden. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führung als Schlüsselfaktor: Wie Chefs Mitarbeiter halten oder vertreiben
03.11.2025

Mitarbeiter kündigen selten wegen Gehalt oder Karrierechancen – entscheidend ist meist der Vorgesetzte. Eine Studie zeigt: Jeder zweite...