Technologie

Ausrangierte Rotoren von Windrädern landen zu Tausenden in Erdgruben und Müllhalden

Lesezeit: 2 min
05.02.2021 15:00
Weltweit werden tausende Rotorblätter von Windrädern in Erdhalden vergraben. Die Teile können nicht wiederverwendet oder verwertet werden. In Deutschland könnte die Zahl der zu entsorgenden Rotoren bald deutlich steigen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Weltweit werden jedes Jahr tausende von Rotorenblättern ausrangierter Windkraftanlagen in Erdgruben vergraben. Denn wie Bloomberg berichtet, können diese Teile der Windräder nicht wiederverwendet werden.

„Zehntausende alternde Flügel werden von Windräder auf der ganzen Welt abgenommen und die meisten davon landen in einer Erdgrube. Alleine in den USA werden in jedem der kommenden vier Jahre etwa 8.000 Rotoren entfernt werden. In Europa, wo dieses Problem schon länger bekannt ist, werden bis 2022 jedes Jahr etwa 3.800 Rotoren entsorgt werden müssen. Und es wird noch schlimmer: Denn die meisten der nun zu entsorgenden Rotoren wurden vor mehr als 10 Jahren gebaut – als die Gesamtzahl der Windkraftanlagen auf der Welt etwa ein Fünftel des heutigen Volumens entsprach“, schreibt Bloomberg.

Eine Verschrottung, ein Recycling oder eine Verfeuerung der Rotoren ist nahezu unmöglich, weil die Bauteile enorm stabil gebaut wurden, um Wetterextremen zu widerstehen und mit einer schwer wiederzuverwendenden Fiberglasschicht überzogen sind. Darüber hinaus sind manche der Teile bis zu 100 Meter lang und können nur schwer im Ganzen transportiert werden – was eine Zerkleinerung notwendig macht und die Entsorgungskosten in die Höhe treibt.

In der Europäischen Union werden manche Rotoren in Hochöfen oder Kraftwerken verbrannt. Doch der Energiegehalt der Blätter ist minimal und das Verbrennen der Fiberglasbestandteile führt zur Emission giftiger Gase.

Menge an Rotorenmüll in Deutschland könnte deutlich steigen

In Deutschland bahnt sich indes eine deutliche Erhöhung des zu entsorgenden Volumens an, weil bald eine größere Zahl von Windkraftanlagen aufgegeben werden dürfte. Grund dafür ist, dass ihr Betrieb ab dem Jahr 2021 nicht mehr vom Staat subventioniert wird.

Es bestehe Einigkeit darin, dass das Potenzial älterer Anlagen weiter genutzt werden solle, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Mitte Oktober. Ein Schwerpunkt müsse dabei auf „Repowering“ liegen – also dem Ersatz alter durch neue, leistungsfähigere Anlagen. Dazu würden rechtliche Erleichterungen geprüft, sagte Altmaier. Dies könnte einen erheblichen Teil der „ausgeförderten Anlagen“ betreffen.

Zum 1. Januar 2021 fallen erstmals Anlagen aus der 20-jährigen Förderdauer des EEG heraus. Es wird nun befürchtet, dass ihr wirtschaftlicher Betrieb danach nicht mehr möglich ist - während gleichzeitig mehr Energie aus regenerativen Trägern wie Wind, Sonne oder Biomasse gebraucht wird, um die von der Politik vorgegebenen Klimaziele zu erreichen. Die Windkraftbranche rechnet mit einem Netto-Abbau von bis zu 16 Gigawatt Leistung bis 2025, wenn nicht gehandelt wird.

Altmaier betonte, wenn möglich sollten marktwirtschaftliche Lösungen statt neuer Subventionen den Vorrang beim Ausbau bekommen. So gebe es schon gute Erfahrungen mit einer Direktvermarktung des Stroms von Windradbetreibern. Das ist aber nicht immer rentabel. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) fordert eine „Übergangsfinanzierung“ für Altanlagen, die keine festen Einspeisevergütungen mehr bekommen und gleichzeitig mit dem geringen Großhandels-Strompreis konfrontiert sind. Die Differenz glich bisher die Ökostrom-Förderung aus.

„Ich habe kein Interesse daran, dass wir in dauerhafte Unterstützung kommen“, stellte Lies mit Blick auf alte Windräder klar. Aber solange der Börsenstrom billig und die Einkünfte aus der CO2-Bepreisung zu gering blieben, um einen profitablen Weiterbetrieb zu finanzieren, sei eine begrenzte „Post-EEG-Förderung“ angezeigt. Sonst drohten große Kapazitäten wegzufallen.

Dabei dürfe man nicht vergessen, dass auch der Zubau neuer Anlagen weiter vor erheblichen Problemen stehe. Vielerorts gehen Anwohner gegen Projekte vor, Genehmigungsverfahren ziehen sich, es gibt zudem natur- und artenschutzrechtliche Bedenken. „Der allergrößte Teil selbst der genehmigten Projekte in Niedersachsen liegt vor Gericht.“ Beim Ausbau der Windenergie gebe es ein Riesenproblem. Niedersachsen ist gemessen an der installierten Leistung wichtigster deutscher Windkraft-Standort.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Immobilien
Immobilien Die teuersten deutschen Immobilien in 2024: Welche Städte sind die Spitzenreiter?
27.12.2024

Der deutsche Luxusmarkt scheint wieder gesund und munter zu sein, nachdem das Segment im Jahr 2023 unter Druck geraten ist als Verkäufe...

DWN
Politik
Politik In der deutschen Wirtschaft überwiegt Pessimismus
27.12.2024

Wohin steuert die deutsche Wirtschaft nach dem zweiten Rezessionsjahr in Folge? Viele Verbände blicken mit Sorgen nach vorn. Die Gründe...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden steuerfrei: Ab 2025 wird es Realität?
26.12.2024

Überstunden ab 2025 steuerfrei? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...