Deutschland

Kann Gas-Pipeline Nord Stream 2 mithilfe einer Stiftung gerettet werden?

Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 steht nach Sanktionsdrohungen der USA auf der Kippe. Nun soll eine Stiftung das Projekt retten.
06.01.2021 16:32
Lesezeit: 2 min
Kann Gas-Pipeline Nord Stream 2 mithilfe einer Stiftung gerettet werden?
Ein Spezialfahrzeug zum Transport von Rohren für die Erdgaspipeline Nord Stream 2 steht neben Rohren auf einem Lagerplatz im Hafen Mukran auf der Insel Rügen. (Foto: dpa) Foto: Jens Büttner

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns will mit der Gründung einer landeseigenen Stiftung die Fertigstellung der umstrittenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 unterstützen. Auf einer Sondersitzung am Mittwoch beschloss das Kabinett von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung, die dem Umwelt- und Naturschutz verpflichtet sein, aber auch gewerbliche Aktivitäten entfalten soll.

Wie es hieß, sollen über die Stiftung auf Vorrat Bauteile und Maschinen gekauft werden, die für die Fertigstellung der Gasleitung unerlässlich sind. Auf diese Weise sollen angedrohte Sanktionen der USA gegen am Bau der Leitung beteiligte Firmen möglichst umgangen werden. Die Stiftungsgründung muss noch vom Landtag bestätigt werden, der sich am Donnerstag damit befassen wird.

Der Bau der laut Staatskanzlei etwa 11 Milliarden Euro teuren Pipeline war Ende 2019 kurz vor der Fertigstellung unterbrochen worden, nachdem sich europäische Firmen dem Druck der USA gebeugt und Rohrverlegeschiffe aus der Ostsee abgezogen hatten. Die USA begründen ihren Widerstand gegen das Projekt und die angekündigten Sanktionen gegen beteiligte Firmen mit einer zu großen Abhängigkeit ihrer europäischen Partner von russischem Gas. Pipeline-Befürworter werfen den USA hingegen vor, nur ihr Flüssiggas in Europa besser verkaufen zu wollen. Allerdings gibt es auch innerhalb der EU Bedenken gegen das Erdgas-Projekt.

Der Plan ist offenbar, mögliche Reaktionen auf die Stiftung zu lenken und auch die Investoren, neben dem Energie-Riesen Gazprom ein westeuropäisches Nord-Stream-Konsortium, davor zu bewahren. Dem Vernehmen nach besteht bis zum Wirksamwerden der jüngsten US-Sanktionsbeschlüsse nur noch kurze Zeit, um die Käufe zu tätigen. Über den finanziellen Umfang wurde nichts mitgeteilt.

Vor wenigen Wochen hatte ein russisches Verlegeschiff die Arbeiten wieder aufgenommen und einen 2,6 Kilometer langen Leitungsabschnitt in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone fertiggestellt. Voraussichtlich Mitte Januar sollen dann die Arbeiten am Lückenschluss vor der dänischen Insel Bornholm beginnen.

Wie der Chef des russischen Energiekonzerns Gazprom, Alexej Miller, sagte, sind 94 Prozent der Pipeline fertiggestellt. Damit liegen mehr als 2300 Kilometer Rohre des Doppelstrangs auf dem Meeresboden. Vor Inbetriebnahme der Leitung sind aber umfangreiche Zertifizierungen erforderlich, für die sich offenbar auch nicht so leicht Firmen finden lassen. Laut NDR zog sich ein norwegisches Unternehmen, das den Bau begleitete, nun zurück.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte den Pipeline-Bau stets befürwortet. «Deutschland steigt richtigerweise aus der Atomenergie und der Kohlekraft aus. Dann brauchen wir neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch Gas als Übergangstechnologie», hatte sie zur Begründung gesagt. Nord Stream 2 sei wichtig für das Gelingen der Energiewende und damit auch im Interesse des Klimaschutzes.

Durch Nord Stream 1 fließt bereits seit 2012 russisches Erdgas nach Deutschland. Der Doppelstrang hat nach Betreiberangaben eine Transportkapazität von etwa 55 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Die gleiche Menge soll auch durch Nord Stream 2 fließen.

Weiterlesen: Neue US-Sanktionen könnten Bau von Nord Stream 2 erschweren

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...