Weltwirtschaft

Russland: Neue US-Sanktionen könnten Bau von Nord Stream 2 erschweren

Lesezeit: 2 min
28.12.2020 12:25
Russland rechnet mit Beeinträchtigungen bei der Fertigstellung der umstrittenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 durch neue US-Sanktionen.
Russland: Neue US-Sanktionen könnten Bau von Nord Stream 2 erschweren
Die Pipeline Nord Stream 2. (Grafik: Gazprom)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Russland rechnet mit Beeinträchtigungen bei der Fertigstellung der umstrittenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 durch neue US-Sanktionen.

Die geplanten Strafmaßnahmen könnten die finalen Arbeiten erschweren, teilte das Präsidialamt in Moskau am Donnerstag mit. Russland und seine Partner in Europa wollten die Leitung aber zu Ende bauen. Die US-Regierung bereitet Insidern zufolge neue Sanktionen wegen der Pipeline vor. Die Maßnahmen könnten “in sehr naher Zukunft” eingeleitet werden, sagten drei hochrangige US-Regierungsvertreter am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Gegen wen sich die Sanktionen richten sollen, blieb zunächst offen. Regierungen oder bestimmte Regierungsvertreter seien jedoch nicht das Ziel, hieß es. In diesem Monat wurde die Verlegung von Pipeline-Rohren für Nord Stream 2 in deutschem Gebiet der Ostsee wieder aufgenommen. Ab dem 15. Januar soll in dänischen Gewässern gearbeitet werden.

Den USA ist die etwa zu 90 Prozent fertiggestellte Leitung ein Dorn im Auge. Die Regierung von Präsident Donald Trump wie auch Kongressabgeordnete beider Parteien beklagen, dass sich die Europäer von russischem Erdgas abhängig machen. Auch der designierte Präsident Joe Biden hat in der Vergangenheit das Projekt kritisiert. Gleichzeitig wollen die USA eigenes Erdgas nach Europa verkaufen. Zuletzt forderte die geschäftsführende US-Botschafterin, Robin Quinville, von der Bundesregierung ein Moratorium. Deutschland hat wiederholt Drohungen der USA mit Sanktionen gegen den Bau der Leitung zurückgewiesen.

Nord Stream 2 ist die zweite Ostsee-Pipeline zwischen Russland und Deutschland und soll russisches Erdgas nach Westeuropa bringen. Hinter dem Projekt steht der russische Staatskonzern Gazprom, der die Hälfte der geplanten Gesamtkosten stemmen soll. Die andere Hälfte finanzieren die europäische Energieunternehmen Wintershall Dea, OMV, Uniper, Royal Dutch Shell und Engie.

Der umstrittene US-Geopolitiker George Friedman hatte zuvor in einem Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten den Umgang der Bundesregierung mit der Pipeline Nord Stream 2 kritisiert. „Dieses Projekt steht nicht im Einklang mit der Mission der NATO, und Deutschland ist Mitglied der NATO. Die Bundesregierung geht jedoch davon aus, dass der Preis nicht so hoch sein wird. Wir werden sehen, ob der Preis ,nicht so hoch‘ sein wird“, so Friedman.

Friedman wörtlich: „Russen und Deutsche haben seit 1871 regelrecht ,geflirtet‘. Es handelt sich dabei um einen Traum, wonach eine Kombination aus russischem Gas und deutscher Technologie gebildet werden soll. Aber eine Seite hat immer die andere Seite verraten. Die Deutschen denken, dass sie alles erreichen können, bis sie erkennen, dass sie es nicht können. Dies ist ein historisches Problem und eine alte Kamelle.“

Die ehemalige Fraktionschefin der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht, unterstützt den Bau der Pipeline Nord Stream 2, aber auch einen Ausbau der deutsch-russischen Beziehungen. Über Twitter hatte sie zuvor mitgeteilt: „Warum soll die EU kein Gas aus Russland beziehen dürfen während die USA eine Rekordmenge an Öl aus Russland importiert?“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...