Politik

Unklarheit über den US-Truppenabzug aus Deutschland

Zuvor wurde berichtet, dass der US-Kongress den Gesetzesentwurf zum Abzug von US-Truppen aus Deutschland blockiert habe. Doch davon kann nicht die Rede sein. Ein Pentagon-Sprecher teilte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten eine vage Aussage mit.
12.01.2021 12:00
Lesezeit: 2 min
Unklarheit über den US-Truppenabzug aus Deutschland
"Grüss Gott - Stadt Grafenwöhr - Truppenübungsplatz" steht auf einem Holzschild. (Foto: dpa) Foto: Daniel Karmann

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, ob die US-Truppen aus Deutschland bald abgezogen werden, sagte der Pentagon-Sprecher Lt. Col. Thomas Campbell: „Das Verteidigungsministerium ist dabei, die Auswirkungen des National Defense Authorization Act (NDAA) für das Geschäftsjahr 2021 auf unsere Einsatzposition in Europa zu bewerten“. Die vage Antwort des Pentagon-Sprechers ist nachvollziehbar, denn die Zukunft in Bezug auf den Abzugsplan ist ungewiss. Gemäß dem NDAA dürfen solange keine Truppen aus Deutschland abgezogen werden, bis das Verteidigungsministerium einen detaillierten Zeitplan und einen Finanzplan für den Abzug vorlegt. Zudem gibt es eine Wartezeit von 120 Tagen. „Es muss einen strategischen Gesamtplan geben, der mit den Verbündeten koordiniert wird, anstatt nachträglich eine Reihe von Rationalisierungen vorzunehmen“, so der US-Abgeordnete Mac Thornberry. Besonders interessant am 740 Milliarden Dollar schweren Act ist, dass die US-Truppen in Deutschland vor ihrem Abzug Gehaltserhöhung und eine Modernisierung ihres Kriegsmaterials erhalten sollen.

Zuvor wurde berichtet, dass der Abzug Anfang Januar 2021 vom US-Kongress angeblich blockiert wurde, doch von einem vollständigen Abrücken vom Abzugsplan kann nicht die Rede sein. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl hat die Blockade des US-Truppenabzugs durch den Kongress in den USA begrüßt. „Das Gesetzespaket, das der US-Kongress auf den Weg gebracht hat, war unser Hoffnungsanker und stimmt uns jetzt zuversichtlich - zumal Trump nun den Abgang macht“, teilte Strobl nach Angaben eines Sprechers am Sonntag in Stuttgart mit. Die Ampeln für einen Truppenabzug stünden nun auf Rot. Die Stationierung der US-Truppen ist laut Strobl „ohne jeden Zweifel gut für die USA und gut für Deutschland“. Ihre Anwesenheit habe bislang die globale Sicherheit erhöht, die amerikanisch-deutsche Freundschaft gestärkt und das gemeinsame Bekenntnis zu einer demokratischen Rechtsordnung unterstrichen. Das solle auch in Zukunft so bleiben, teilte der CDU-Politiker mit.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte: „Eine Rückabwicklung dieses Befehls wäre genau das richtige Signal für die transatlantischen Partnerschaft“. Der vom inzwischen abgewählten US-Präsidenten Donald Trump befohlene Truppenabzug wäre ein strategischer Fehler und kontraproduktiv für die Zusammenarbeit in der NATO gewesen. „Wir würden uns freuen, wenn die amerikanischen Soldaten in Bayern bleiben“, so Söder.

Der „Wiesbadener Kurier“ berichtet: „Beginnt schon das Tauwetter zwischen den USA und Europa? Republikaner und Demokraten blockieren gemeinsam eine Initiative des scheidenden Präsidenten, ein Drittel der US-Soldaten aus Deutschland abzuziehen. Die Einigkeit ist der Tradition geschuldet, dass seit sechs Jahrzehnten der Etat des Pentagon von beiden Parteien gemeinsam verabschiedet wird. Auch ein Präsident Biden wird nur dann bei seinem Volk punkten können, wenn er das militärische Engagement in Übersee reduziert. Es bleibt dabei: Die Europäer müssen in der Verteidigungspolitik eigenständiger handeln - und mehr investieren.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...