Weltwirtschaft

Preise für Industrie-Metalle steigen stark

Lesezeit: 4 min
27.01.2021 08:45  Aktualisiert: 27.01.2021 08:45
Die Preise vieler Industriemetalle sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Die Steigerungen auf der Erzeugerebene dürften die Verbraucherpreisinflation verstärken.
Preise für Industrie-Metalle steigen stark
Ein Arbeiter in einem Stahlwerk. (Foto: dpa)
Foto: Rolf Vennenbernd

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Preise für wichtige Industriemetalle sind in den vergangenen Monaten teilweise deutlich gestiegen. Als Folge davon ist der Kurs des S&P GSCI Industrial Metals Index, welcher die Preisentwicklungen bei den Termingeschäften mit Kupfer, Nickel, Aluminium, Blei und Zink abbildet – im vergangenen Jahr um rund 18 Prozent gestiegen, berichtet Philstar Global.

„Der Rally zu Grunde liegt eine rapide anziehende Produktionsaktivität auf der ganzen Welt. Angeführt von China und gefolgt von den USA, Deutschland, Australien, Indien und Taiwan expandiert die Industrieleistung und wird parallel von steigenden Einkaufsmanagerindizes abgebildet“, schreibt das Blatt.

Kupfer mit 8-Jahres-Hoch, Eisenerz mit 10-Jahres-Hoch

So notieren die Future-Preise für Kupfer mit derzeit rund 3,63 US-Dollar pro Pfund so hoch wie zuletzt Anfang des Jahres 2013, wie aus einer Grafik von Trading Economics hervorgeht. Besonders stark fällt der Preisanstieg mit Blick auf den vergangenen März aus, als noch Preise von etwa 2,10 Dollar aufgerufen worden waren. Der Kupferpreis gilt unter Analysten als Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, weil das Metall in zahlreichen Produkten und im Bausektor Anwendung findet.

Die Preise für Kohle begannen im August 2020 von einem Niveau von rund 50 US-Dollar pro Tonne aus zu steigen und haben Ende Januar die Marke von 85 Dollar überschritten. Ein überdurchschnittlich kalter Winter und Versorgungsengpässe in China hatten die Nachfrage in den vergangenen Wochen angetrieben. Der Preis liegt derzeit aber noch deutlich unter den in den Vorjahren (etwa 2016 und 2018) erreichten Höchstständen von über 110 Dollar pro Tonne, könnte bei anhaltender Kälte aber weiter steigen.

Der Aluminium-Preis liegt derzeit bei etwa 2.000 US-Dollar pro Tonne und damit so hoch wie seit Oktober 2018 nicht mehr. Seit Mai 2020 kam es ausgehend von Preisen unter 1.500 Dollar zu einem deutlichen Anstieg.

Die Preise für Zinn sind in den vergangenen Monaten rasch gestiegen und liegen derzeit mit rund 22.700 US-Dollar pro Tonne so hoch wie zuletzt im Sommer 2014.

Nickel markiert derzeit mit Preisen um 18.200 US-Dollar pro Tonne den höchsten Stand seit Mitte 2014.

Eisenerz markiert derzeit sogar ein 10-Jahres-Hoch. Die Preise für eine Tonne liegen mit etwa 170 US-Dollar so hoch wie seit Oktober 2011 nicht mehr.

Die Preise für verarbeiteten Stahl in den USA nähern sich indes ihrem im Jahr 2008 markierten Allzeithoch. Derzeit kostet eine metrische Tonne 1.112 US-Dollar und liegt damit knapp unter dem Höchstwert von 1.184 US-Dollar aus dem Juli 2008, berichtet Market Watch. Triebfeder der Entwicklung soll Analysten zufolge eine rasche Angebotsverknappung zu Beginn der Corona-Krise gewesen sein, welche zu spät auf eine unerwartet schnell anziehende Nachfrage im Herbst angepasst wurde.

Der an der Schanghaier Börse ermittelte Futures-Preis für Stahl liegt indes weiterhin auf hohem Niveau. Derzeit kostet eine Tonne rund 4.190 Yuan. Seit Anfang 2017, als die Notierungen von einem Preisniveau von etwa 1.700 Yuan aus stark zu steigen begonnen hatten, befinden sich die Notierungen in einem Aufwärtstrend.

Inflation voraus?

Vorweg sei angemerkt, dass es auch einige Industriemetalle gibt, die sich in der jüngeren Vergangenheit nicht deutlich verteuert haben. Dazu gehört etwa Lithium, dessen Preis zwar in den vergangenen Monaten anstieg, welches im Mehrjahres-Vergleich aber immer noch sehr günstig ist. Das gleiche gilt für Kobalt, Blei oder Zink.

Trotzdem lässt sich mit Blick auf den Gesamtmarkt der Industriemetalle und -rohstoffe ein genereller Anstieg der Preise seit Anfang/Mitte des vergangenen Jahres feststellen. Da dieser auf der ersten Stufe der Wertschöpfungskette – bei der Bereitstellung der Grundstoffe – stattfindet, ist mit einer Verteuerung zahlreicher Produkte in den kommenden Monaten zu rechnen.

„Die Preise für Industriemetalle erscheinen kurzfristig stark ausgeweitet zu sein und eine mögliche Korrektur könnte bald einsetzen. Aber die Preise dürften langfristig steigen. Der Markt preist bereits eine zyklische Erholung ein, weil Impfstoffe verfügbar sind und zahlreiche Volkswirtschaften wieder öffnen. Auch die rekordhohen Liquiditätsspritzen und ein schwacher Dollar blasen die Preise von Wertanlegen und Industriemetallen weiter auf“, schreibt Market Watch.

Effekte dürften auch von der Rettungspolitik der neuen US-Regierung ausgehen, welche 1,9 Billionen aus dem Nichts geschaffene Dollar an bedürftige Haushalte und Unternehmen verteilen will, was der Verbraucherpreisinflation weiteren Schub verleiht, berichtet die Financial Post.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...