Politik

Bundesregierung will Kostenexplosion für Ökostrom im Steueraufkommen verstecken

Die Bundesregierung versucht, die stark steigenden Kosten der Energiewende vor den Bürgern zu verstecken.
10.02.2021 15:44
Aktualisiert: 10.02.2021 15:44
Lesezeit: 2 min

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will die milliardenschwere EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms, die seit Jahren die Stromkunden zahlen, mittelfristig vollständig abschaffen. Wie die Nachrichtenagentur dpa am Dienstag berichtete, arbeitet das Wirtschaftsministerium an einem Vorschlag zur künftigen EEG-Finanzierung. Die Pläne zielen darauf ab, die Förderung der erneuerbaren Energien künftig aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren.

So soll die Finanzierung aller Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie, welche ab 2022 in Betrieb genommen werden, aus dem Haushalt finanziert werden. Ein solcher „Systemwechsel“ sei erforderlich, um die Strompreise nachhaltig zu stabilisieren und um bei der Sektorkopplung voranzukommen.

Mit dem Verweis auf die „Stabilisierung der Strompreise“ spielt das Ministerium auf die in den vergangenen Jahren erfolgten massiven Preissteigerungen des deutschen Stroms an, welche in erster Linie auf die EEG-Umlage und die damit bezweckte Finanzierung regenerativer Energiequellen beruhte. Deutschland gehört heute zu den Ländern mit den höchsten Stromkosten weltweit.

Hintergrund für die Pläne des Wirtschaftsministeriums dürfte zudem der Umstand sein, dass das EEG-System finanziell zunehmend aus den Fugen gerät. So wurden im vergangenen Jahr rund 6,4 Milliarden Euro an Steuergeldern verbrannt, weil die vom Staat an Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen garantierten Ausschüttungen nicht mit Einnahmen aus der EEG-Umlage aufgefangen werden und folglich aus dem Haushalt aufgefüllt werden mussten.

Altmaier hatte mehrfach auf die in Deutschland im europäischen Vergleich hohen Strompreise verwiesen und vor Wettbewerbsnachteilen für die Wirtschaft gewarnt. Die Kosten zur Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) betragen pro Jahr rund 30 Milliarden Euro. Die EEG-Umlage ist ein wesentlicher Bestandteil der Stromrechnung. Damit die Umlage nicht weiter drastisch steigt, wird sie die Bundesregierung auch in den Jahren 2021 und 2022 mit milliardenschweren Steuergeldern aus dem Haushalt stabilisieren.

Die Pläne des Wirtschaftsministeriums, diese Fehlbeträge künftig aus dem Steueraufkommen auszugleichen, hat zwei Effekte: Zum einen wird der Strompreis nach Wegfall der EEG-Umlage nicht mehr so stark steigen, weil mit der Umlage der Haupttreiber der Preisentwicklung fehlt. Den Bürgern kann auf diese Weise signalisiert werden, dass „alles in bester Ordnung“ sei. Zum anderen entsteht dadurch aber ein Loch im Bundeshaushalt, welches wie die EEG-Umlage auch von den Steuerzahlern und Bürgern des Landes finanziert wird - dieses mal jedoch indirekt, was weniger politische Reibungsflächen bietet als die stetig steigenden Strompreisrechnungen. Die Gefahr besteht darin, dass die Verschwendung von Steuergeldern in Milliardenhöhe im Energiesektor künftig dann noch weiter getrieben wird, weil sie diskret vonstatten geht und keinen politisch gefährlichen Unwillen im (Wahl-)Volk hervorruft.

Das die Kosten infolge der Umstellung auf regenerative Energiequellen weiter steigen werden ergibt sich schon allein aus dem Umstand, dass die schwarz-rote Koalition vor Kurzem vereinbart hatte, im ersten Quartal 2021 einen weitergehenden Ausbaupfad für die erneuerbaren Energien zu definieren. Hintergrund sind neue und weitgehend willkürlich festgelegte „Klimaziele“ der EU – also unter anderem Einsparziele beim Naturgas Kohlenstoffdioxid.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
31.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Finanzen
Finanzen Italien greift nach dem Gold: Droht jetzt die stille Enteignung in der Eurozone?
31.12.2025

Wenn ein hoch verschuldetes Euroland wie Italien den Griff nach dem Gold wagt – wer garantiert, dass andere Staaten nicht nachziehen? Und...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt ab morgen: 1.000 Euro mehr Heizkosten im Jahr
31.12.2025

Mit dem Jahreswechsel steigt der CO2-Preis – was das für Tanken, Heizen und Ihre Nebenkostenabrechnung konkret heißt. Und wie es danach...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Home Office vs. Büropräsenz: Warum Führungskräfte unter Druck geraten
31.12.2025

Viele Unternehmen ringen damit, die Erwartungen ihrer Mitarbeitenden an flexible Arbeitsmodelle mit den Anforderungen einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Verlängerung bis 2029 – was das konkret bringt
31.12.2025

Ende 2025 sollte die Mietpreisbremse in ganz Deutschland auslaufen. Doch im Angesicht der andauernden Mietpreiskrise hat der Bundestag...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett übergibt Berkshire: Was vom Orakel von Omaha bleibt
31.12.2025

Er ist das Gesicht des Value Investing, ein Vorbild für Generationen von Anlegern – und nun zieht sich Warren Buffett zurück. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im MDax 2025
31.12.2025

Der MDax hat 2025 Anlegern wieder Hoffnung gemacht: Mit einem Plus von 19,65 Prozent wuchs der Index mittelgroßer Unternehmen, während...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...