Anm. d. Red.: Wir hatten diesen Artikel bereits letzte Woche, Mittwoch, den 17. Februar, veröffentlicht, und publizieren ihn aus Aktualitätsgründen jetzt nochmal. Eine ausführliche Analyse des Geschehens werden wir so rasch wie möglich nachliefern.
Das Thema Kryptowährungen beziehungsweise Bitcoin, Ethereum etc., wird derzeit heiß diskutiert. Ich wurde in den vergangenen zwei Jahren häufig gefragt: Was hältst du von Bitcoin? Der berühmte Börsen-Guru Andre Kostolany hat nicht selten auf Fragen, die man ihm stellte, geantwortet: „Lesen Sie meine Bücher“. In Anlehnung daran möchte ich sagen: Lesen Sie diesen Artikel.
Nun, über Kryptowährungen habe ich eine sehr ähnliche Auffassung wie Nouriel Roubini. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel legt der Star-Ökonom seine persönliche Meinung zu diesem Zahlungsmittel dar. Diese Aussagen möchte ich dem Leser nicht vorenthalten, denn Roubinis Begründungen sind derart präzise artikuliert, dass man es nicht besser ausdrücken könnte.
Kleiner Exkurs: Nouriel Roubini ist ein amerikanischer Volkswirtschaftler. Er ist Professor an der zur „New York University“ gehörenden „Stern School of Business“; gleichzeitig Gründer und Vorsitzender von „Roubini Global Economics“, das heute als „Continuum Economics“ firmiert. Es handelt sich dabei um einen führenden unabhängige Informationsdienstleister für die Bereiche Makroökonomie, Politik und Finanzmärkte. Sein weltweiter Kundenstamm besteht aus über 600 Banken, Vermögensverwaltern, Unternehmen, Zentralbanken und Regierungsorganisationen. Die Forschung wird in firmeneigenen Forschungszentren in London, New York und Singapur für ein weltweites Publikum durchgeführt. Bekannt wurde Roubini unter anderem, weil er bereits früh vor den aufkeimenden Risiken gewarnt hatte, die 2008/2009 in der weltweiten Finanzkrise mündeten. Anders als viele seiner Kollegen, begibt sich der 62-Jährige Wissenschaftler aus dem Elfenbeinturm hinaus und befasst sich mit realen ökonomischen Problemen, statt ausschließlich Theorien zu produzieren.
Der folgende Artikel wurde ursprünglich am 10. Februar 2021 von Barbara Kollmeyer auf „marketwach.com“ publiziert. Ich habe ihn ins Deutsche übersetzt:
Kryptos können Investoren nicht vor dem Risiko extremer Verluste schützen, sagt Wirtschafts-Professor Roubini.
Mehr als zwei Jahre nach seiner Warnung an die US-Gesetzgeber, dass Kryptowährungen „die Mutter aller Betrügereien und Blasen" seien, bleibt Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini ein Feind (Anm.: von Kryptowährungen).
„Da der fundamentale Wert von Bitcoin gleich Null ist und negativ wäre, wenn seine massiv umweltverschmutzende und energieverschlingende Produktion mit einer angemessenen Kohlenstoffdioxid-Steuer belegte werden würde, sage ich voraus, dass die aktuelle Blase schließlich in einer weiteren Pleite enden wird“, schrieb Roubini in einer Meinungskolumne für die Financial Times am vergangenen Mittwoch, den 10. Februar.
Seit seiner Warnung vom Oktober 2018 ist Bitcoin um mehr als 600 Prozent gestiegen und liegt derzeit bei 45.000 Dollar, was einem Anstieg von fast 60 Prozent in diesem Jahr entspricht. Ein kürzlicher Anstieg hob Bitcoin am Dienstag, den 9.Februar, kurzzeitig auf 48.000 Dollar, ausgelöst durch eine Investition von 1,5 Milliarden Dollar vom Elektroautohersteller Tesla. Das Unternehmen verwies auch auf Pläne, zukünftige Zahlungen in Bitcoins zu akzeptieren.
In Anspielung auf Tesla sagte Roubini, dass Bitcoins immer noch ´kaum von seriösen Unternehmen verwendet werden´. Er erinnerte auch an die letzte Bitcoin-Blase von 2017-18, als die Kryptowährung von 1.000 auf 20.000 Dollar stieg und anschließend wieder auf 3.000 Dollar zurückfiel.
Und nennen Sie Kryptowährungen nicht ´Währungen´, da fast nichts in ihnen ein-gepreist ist, sagte er. ´Sie sind kein skalierbares Zahlungsmittel: Mit Bitcoin kann man fünf Transaktionen pro Sekunde durchführen, während das Visa-Netzwerk 24.000 erledigt.´
Dann ist sei noch die Volatilität, die Gewinne innerhalb von Stunden vernichten kann, und die Tatsache, dass das Vertrauen in Kryptowährungs-Token eine Rückkehr in die Steinzeit bedeutet, eine Bemerkung, die er (Roubini) schon früher gemacht hat. In Anlehnung an die berühmte Steinzeit-Zeichentrick-Familie sagte er, dass sogar die Flintstones ´ein ausgefeilteres Geldsystem hatten, das auf einer Benchmark basiert´ - nämlich Muscheln.
Krypto, sagt er, sei ´nur ein Spiel mit einer spekulative Vermögenswertblase, schlimmer als die Tulpen-Manie, da Blumen wenigstens einen Nutzen haben (die niederländische Tulpenblase in den 1630er Jahren war die erste dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte – Anm. d. Red.). Ihr Nutzen als Absicherung gegen extreme Verluste ist unbewiesen.“ Und schlimmer noch: Einige Kryptos, die als „Shitcoins“ bezeichnet werden, seien „von vornherein Finanzbetrug oder werden täglich von ihrem Förderer entwertet“.
Und Kryptowährungen würden nicht „das Finanzwesen dezentralisieren, Bankdienstleistungen für diejenigen ohne Bankkonto zur Verfügung stellen oder die Armen reich machen“, weil das Mining von Bitcoins zum Beispiel meist von oligopolistischen Schürfern kontrolliert werde, an weit entfernten Orten wie Russland, China oder Weißrussland.
Weder Bitcoin noch seine Konkurrenten böten den sicheren Hafen, den Investoren suchen, wie Absicherungen gegen Inflation, gegen schwache Währungen und gegen große Verlust-Risiken inmitten lockerer Geldpolitik, Finanzkrise und geopolitischem Stress. „Gold, inflationsbasierte Anleihen, Rohstoffe, Immobilien und sogar Aktien sind alles sinnvolle beziehungsweise passable Kandidaten", schrieb Roubini.
Zweifelsohne hat Bitcoin viele Fans, einschließlich des Milliardärs und Investors Mark Cuban, der einige Krypto-Assets in einem Blogbeitrag im Januar als digitale Wertanlage bezeichnete.
Meine Schlussfolgerung: Eine Währung kann zum Objekt von Spekulationen werden, aber niemals ein Spekulations-Objekt zu einer Währung, da diese dadurch ihren Wertbewahrungs-Charakter verlieren würde.