Politik

Corona-Studie eines Professors sorgt für Protest: Kommt jetzt die Verschwörungstheoretiker-Keule?

Ein deutscher Professor meint in einer Studie nachweisen zu können, dass das Corona-Virus aus einem Biolabor in Wuhan stammt. Seine Studie sorgt für massiven Protest in den deutschen Medien, doch nur die wenigsten dürften die Studie gelesen haben. Nun könnte der Professor als „Verschwörungstheoretiker“ abgestempelt werden. Es könnten auch berufliche Konsequenzen drohen.
19.02.2021 16:18
Aktualisiert: 19.02.2021 16:18
Lesezeit: 2 min
Corona-Studie eines Professors sorgt für Protest: Kommt jetzt die Verschwörungstheoretiker-Keule?
Eine undatierte elektronenmikroskopische Aufnahme des «U.S. National Institute of Health» zeigt das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) (orange), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen (grau) austritt. (Foto: dpa) Foto: ---

Prof. Dr. Roland Wiesendanger kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass das Corona-Virus aufgrund eines Laborunfalls in Wuhan in die Welt getreten sei. Das Portal „proplanta“ hat einige der Indizien, die aus der Studie hervorgehen zusammengetragen:

„- Die SARS-CoV-2-Viren können erstaunlich gut an menschliche Zellrezeptoren ankoppeln und in menschliche Zellen eindringen. Ermöglicht wird dies durch spezielle Zellrezeptor-Bindungsdomänen verbunden mit einer speziellen (Furin-)Spaltstelle des Coronavirus-Zacken-Proteins. Beide Eigenschaften zusammen waren bislang bei Coronaviren nicht bekannt und weisen auf einen nicht-natürlichen Ursprung des SARS-CoV-2-Erregers hin.

- Fledermäuse wurden nicht auf dem in Verdacht geratenen Fischmarkt im Zentrum der Stadt Wuhan angeboten. Im virologischen Institut der Stadt Wuhan gibt es jedoch eine der weltweit größten Sammlungen von Fledermauserregern, welche von weit entfernten Höhlen in südchinesischen Provinzen stammen. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich Fledermäuse aus dieser Entfernung von nahezu 2.000 km auf natürliche Weise auf den Weg nach Wuhan begeben haben, um dann in unmittelbarer Nähe dieses virologischen Instituts eine weltweite Pandemie auszulösen.

- Eine Forschungsgruppe am virologischen Institut der Stadt Wuhan hat über viele Jahre hinweg gentechnische Manipulationen an Coronaviren vorgenommen mit dem Ziel, diese für Menschen ansteckender, gefährlicher und tödlicher zu machen. Dies ist in der wissenschaftlichen Fachliteratur durch zahlreiche Publikationen belegt.

- Es existierten erhebliche Sicherheitsmängel im virologischen Institut der Stadt Wuhan bereits vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie, welche dokumentiert sind.

- Es gibt zahlreiche direkte Hinweise auf einen Laborursprung des SARS-CoV-2 Erregers. So soll sich eine junge Wissenschaftlerin des virologischen Instituts in Wuhan als erste infiziert haben. Es gibt ferner zahlreiche Hinweise darauf, dass sich bereits im Oktober 2019 der SARS-CoV-2 Erreger ausgehend von dem virologischen Institut in der Stadt Wuhan und darüber hinaus verbreitet hat. Ferner gibt es Hinweise auf eine entsprechende Untersuchung des virologischen Instituts durch die chinesischen Behörden in der ersten Oktoberhälfte 2019.“

Das „ZDF“ titelt: „Uni Hamburg verbreitet fragwürdige Theorie“. Der Professor soll gesagt haben: „Ich bin mir zu 99,9 Prozent sicher, dass das Coronavirus aus dem Labor kam.“

Die „Bild-Zeitung“ titelt: „HAMBURGER PROFESSOR SICHER - „Corona kam doch aus einem Labor in Wuhan!“ - Prof. Roland Wiesendanger trug dafür insgesamt 600 Hinweise zusammen“.

In einem Folgeartikel titelt das Blatt: „NACH CHINA-LABOR-STUDIE - Wut-Welle gegen Hamburger Professor“.

Das „Handelsblatt“ berichtet: „Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser, behaupten kann man ja vieles, zum Beispiel, dass Joe Biden die US-Wahlen gar nicht gewonnen hat oder dass Bill Gates allen Menschen mit dem Impfvorgang einen Chip einsetzen will. Rund um die Entstehung des Coronavirus sind jetzt ebenfalls abenteuerliche Theorien im Umlauf, die in einen regelrechten deutsch-chinesischen Labor-Krieg münden. Da ist auf der einen Seite der Hamburger Nanowissenschaftler Roland Wiesendanger. Er bilanziert, ,dass es sehr viele Indizien gibt, die einen Labor-Unfall im Wuhan Institute of Virology als die mit Abstand wahrscheinlichste Ursache für die Pandemie erscheinen lässt‘. Diese Version verbreitet auch die Hamburger Universität.“

Merkur Online“ wörtlich: „Den Angaben zufolge wertete der Nanowissenschaftler ein Jahr lang verschiedene Quellen aus. Dies seien ,wissenschaftliche Literatur, Artikel in Print- und Online-Medien sowie persönliche Kommunikation mit internationalen Kolleginnen und Kollegen‘, hieß es in der Mitteilung der Uni. Als Beleg führt der Forscher insgesamt sechs Punkte aus, mit denen er nach eigenen Angaben einen ,Denkanstoß‘ geben wolle, so Wiesendanger. Die Studie wurde wissenschaftlichen Kreisen zugänglich gemacht. Sie steht aber im Widerspruch zu Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die erst kürzlich diese Theorie als ,höchst unwahrscheinlich‘ zurückgewiesen hatte.“

Die „NOZ“ titelt: „STUDIE DER UNIVERSITÄT HAMBURG - Die Frage nach dem Ursprung“.

RTL.de“ wörtlich: „Ist Corona Laborunfall? Hamburger Forscher wird heftig kritisiert“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...