Politik

Corona-Bericht: „Bundesgesundheitsamt in der Schweiz treibt Positivitäts-Rate künstlich in die Höhe“

Zwei Berichten zufolge soll das Schweizer Bundesamt für Gesundheit die Positivitätsrate bei den Corona-Tests in die Höhe treiben. Der Bund übernehme die Kosten für die Massentests. „Allerdings fliessen nur positive Resultate in die Statistik. Die Folgen sind dramatisch“, heißt es in einem der Berichte.
20.02.2021 15:29
Lesezeit: 2 min

Die Schweizer Zeitung „Die Ostschweiz“ berichtet, dass im Rahmen der Massentests in der Schweiz dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ausschließlich die positiven Testergebnisse gemeldet werden müssen. Nur diese werden anschließend in die offiziellen Statistiken reingerechnet. Das Blatt bezieht sich bei seinem Bericht auf Recherchen des Nachrichtenportals „nau.ch“. „,Coronavirus: BAG treibt Positivitätsrate künstlich in die Höhe‘. Der Titel muss direkt einem alternativen Verschwörermedium aus einer stillgelegten Tiefgarage entspringen, richtig? Nicht ganz. Es geht um einen Beitrag des Nachrichtenportals nau.ch. Es zeigt darin auf, dass die Zahlen, die künftig über Sein oder Nichtsein der Schweizer Wirtschaft entscheiden sollen, verfälscht sind. Und was sind verfälschte Zahlen unterm Strich? Einfach falsch (…) Nur medizinische Einrichtungen müssen die Ergebnisse der Massentests zwingend übermitteln. 400 negativ ausgefallene Tests bei 400 Schülern hingegen tauchen nirgends auf. Eine Ausnahme bilden nur Tests nach einem Infektionsausbruch. Wieso werden Hotels, Firmen und Schulen nicht verpflichtet, negative Tests ebenfalls zu melden, wie das medizinische Einrichtungen tun? Es gehe um Kosteneffizienz, heisst es beim BAG gegenüber nau.ch. So sehr man sich freut, dass beim Bund für einmal jemand an die Kosten denkt: Muss das genau hier und jetzt stattfinden? Der Aufwand, neben der Zahl der positiven Fälle auch die negativen entgegenzunehmen und miteinander zu addieren, scheint zudem nicht gerade unbewältigbar“, so die Zeitung „Die Ostschweiz“.

Das Nachrichtenportal „nau.ch“ berichtet: „Wie Recherchen von Nau.ch zeigen, ist die aktuelle Berechnung aber eine Farce. Die vom BAG publizierte Positivitätsrate ist verfälscht. Denn die negativen Resultate aus den Massentests fliessen gar nicht in die Statistik. Wie BAG-Sprecher Jonas Montani auf Anfrage festhält, gilt die Meldepflicht nur ,für medizinische Einrichtungen‘. Bedeutet: Alle negativen Testresultate aus den präventiven Massentests in Altersheimen, an Schulen oder in Hotels werden nicht erfasst. Lediglich positive Resultate auf das Coronavirus fliessen in die BAG-Statistik ein. Ausgenommen, es handelt sich um vorbeugendes Testen oder im Rahmen eines Infektionsausbruches. Hier erhält das BAG auch die negativen Resultate (…) Fragt sich: Wie aussagekräftig ist damit die täglich kommunizierte Positivitätsrate? Würden all negativen Tests aus den präventiven Massentests miteinbezogen, würde die Positivititätsrate nämlich sinken. Auf Nachfrage bestätigt das BAG: ,Infolgedessen ist die derzeit messbare Positivitätsrate eine Überschätzung der tatsächlichen Positivitätsrate‘. ,Das gezielte Nachtesten von positiven Antigentests kann in der Tat den Anteil der positiven Tests erhöhen‘, ergänzt das BAG. Dies, da die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Test durch die PCR positiv bestätigt wird, hoch ist. ,Erst der PCR-Nachtest fliesst in die Statistik ein. Doppelerfassungen gibt es‘, ergänzt das BAG.“

Die Meldepflicht gelte nur für „medizinische Einrichtungen“, teilte BAG-Sprecher Jonas Montani „nau.ch“ mit. Dadurch soll der Prozess „möglichst kosteneffizient“ gestaltet werden, so die Begründung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...