Deutschland

Bundesagentur braucht deutlich mehr Steuergeld für Kurzarbeit

Die grassierende Kurzarbeit hat den massiven Schaden, der durch die Corona-Maßnahmen verursacht worden, bisher recht gut verdeckt. Doch das Instrument ist teuer und muss von irgendjemand bezahlt werden.
26.02.2021 12:47
Lesezeit: 1 min

Die Bundesagentur für Arbeit muss wegen des zweiten Lockdowns deutlich mehr Geld für die Zahlung von Kurzarbeitergeld aufwenden als zunächst geplant. Der Ansatz von sechs Milliarden Euro für das Jahr 2021 müsse verdoppelt werden, sagte BA-Vorstandsmitglied Christiane Schönefeld der Deutschen Presse-Agentur.

«Durch den harten, mehrmonatigen Lockdown sind die Ausgaben für das Kurzarbeitergeld erneut stark gestiegen und die Mittel werden Ende März aufgebraucht sein. Das konnten wir bei der Haushaltsplanung im Herbst nicht vorhersehen», sagte Schönefeld. Der Verwaltungsrat der Bundesagentur sei am Freitag informiert worden.

Die Bundesagentur habe bei der Erstellung ihres Haushaltes zunächst mit 700.000 Kurzarbeitern im Jahresschnitt 2021 gerechnet - und dafür sechs Milliarden Euro eingeplant, sagte Schönefeld. Bei Verhängung des Lockdowns im Dezember sei klar geworden, dass die Zahl der Kurzarbeiter größer ausfallen werde. Die Prognose sei inzwischen auf 1,1 Millionen erhöht worden.

Im vergangenen Jahr hat die Behörde nach Angaben von Schönefeld insgesamt 61 Milliarden Euro ausgegeben - soviel wie noch nie zuvor. Eingeplant waren zunächst 36 Milliarden Euro. Alleine für Kurzarbeit wurden den Unternehmen 22 Milliarden Euro überwiesen. Zum Vergleich: Im ursprünglichen Haushaltsentwurf für 2020 waren für Kurzarbeit 255 Millionen Euro eingestellt - gut 50 Millionen mehr als 2019. «Das war der Betrag, den wir dann schließlich teilweise pro Tag ausgezahlt haben», sagte die Arbeitsmarktexpertin.

Die Bundesagentur muss nach Angaben ihrer Chef-Haushälterin im laufenden Jahr insgesamt 52 Milliarden Euro ausgeben. Nach einem Haushaltsdefizit von mehr als 27 Milliarden Euro im vergangenen Jahr - das durch das Aufbrauchen einer Rücklage und durch staatliche Zuschüsse gedeckt wird - droht im laufenden Jahr ein Defizit von 9,6 Milliarden Euro. Dies könne zum Teil durch die noch vorhandene Rücklage in Höhe von sechs Milliarden Euro ausgeglichen werden.

Die Bundesagentur habe zwar ihre Investitionen in die Infrastruktur um fünf Prozent zurückgeschraubt - an den Ausgaben für die Weiterbildung und Qualifizierung will sie aber nicht sparen. «Wir haben auf hohem Niveau Geld für die Weiterbildung eingestellt, in Höhe von 2,2 Milliarden Euro», sagte Schönefeld. Auch nach der Corona-Krise werde es einen Mangel an Fachkräften geben.

Einen großen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit sieht Schönefeld derzeit nicht. «Die Kurzarbeit trägt», sagte sie mit Blick auf die Überbrückungsfunktion. Die spannende Frage aber werde sein, ob die Kurzarbeit bis zur Wiederöffnung vieler Geschäfte und Betriebe tragen könne. Bisher sei keine Insolvenzwelle abzusehen. Das im vergangenen Jahr ausgegebene Insolvenzgeld in Höhe von 1,2 Milliarden Euro sei allerdings für das laufende Jahr auf 1,6 Milliarden Euro aufgestockt worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...