Im Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts waren die verschiedenen nationalen Währungen im Wesentlichen nur Bezeichnungen für ein bestimmtes Gewicht an Gold. So entsprach zum Beispiel die Goldmark des Deutschen Kaiserreichs 1000⁄2790 Gramm Feingold (heutiger Wert etwa 15 Euro) und der Dollar dem zwanzigsten Teil einer Goldunze.
Da die verschiedenen Währungen alle einem bestimmten Gewicht Gold entsprachen, waren die Wechselkurse fixiert. Gold war im 19. Jahrhundert also de facto die Weltwährung. Dies brachte eine enorme Erleichterung im globalen Handel mit sich und trug entscheidend zur fortschreitenden Spezialisierung und internationalen Arbeitsteilung in dieser Zeit bei.
Neben den offensichtlichen Vorteilen im Handel verhinderte der klassische Goldstandard außerdem eine zu starke Ausweitung der Geldmenge und die damit einhergehende Geldentwertung. Zudem gewährleistete die Goldkopplung einen automatischen Mechanismus, um die Zahlungsbilanzen der Staaten im Gleichgewicht zu halten.
Wenn ein Staat seine Menge an Papiergeld im Verhältnis zu seiner Goldmenge zu stark aufblähte, löste er damit eine Inflation aus. Die höheren Einkommen stimulierten die Importe, da Waren aus dem Ausland durch diese Politik billiger wurden als einheimische Waren. Aus demselben Grund führt eine zu starke Inflation auch zu einem Rückgang der Exporte.
Infolge des dadurch entstehenden Handelsdefizits tauschten die anderen Länder bei dem inflationären Staat ihren Fremdwährungsüberschuss in Gold um. Dieser Goldabfluss zwang dann den inflationären Staat dazu, seine Inflation wieder zurückzufahren, um einen Verlust seines gesamten Goldes zu verhindern.
Zwar haben Entwicklungen wie das inflationäre Bankgeschäft diesen unausweichlichen Mechanismus immer wieder verlangsamt, doch letztlich versperrte der klassische Goldstandard den Regierungen der Welt den Weg zu einer schrankenlosen Inflation und verhinderte so auch die Eskalation von Konjunkturzyklen.
Erster Weltkrieg: Ende des klassischen Goldstandards in Europa
Da die Staaten unter dem klassischen Goldstandard nicht beliebig viel Geld drucken konnten, war es ihnen auch praktisch unmöglich, teure Kriege zu führen. Um den katastrophalen Ersten Weltkriegs zu finanzieren, mussten die beteiligten Staaten den klassischen Goldstandard verlassen. Nur so konnten sie ihre hohen Kriegskosten bezahlen.
Alle im Ersten Weltkrieg kämpfenden Staaten außer den USA, die erst spät in den Krieg eintraten, erhöhten ihre Geldmengen so extrem, dass sie die Geldscheine nicht mehr im eigentlich garantierten Verhältnis in Gold einlösen konnten und dies daher kurz nach Kriegseintritt einstellen mussten – de facto eine Bankrotterklärung.
Anders als heute betrachteten damals die meisten Ökonomen diese Abkopplung des Geldes vom Gold als eine große Gefahr und suchten nach Wegen, die Stabilität des klassischen Goldstandards wiederherzustellen. Doch nach dem Ersten Weltkrieg konnten nur noch die Bürger in den USA ihre Dollars gegen Gold einlösen.
Während die USA beim klassischen Goldstandard blieben, führten die Länder Westeuropas einen Pseudo-Goldstandard ein. Dabei waren ihre Währungen zwar noch formal an Gold gekoppelt, doch das britische Pfund wurde nun nicht mehr mit Goldmünzen ausgezahlt, sondern nur noch als große Barren – und in den anderen Ländern nur noch in Pfund.
Aus Prestigegründen setzten die Briten dabei den Goldkurs auf das Vorkriegsniveau fest, was jedoch nach der extremen Ausweitung der Geldmenge im Weltkrieg auf Dauer nicht mehr tragbar war. Als Frankreich schließlich versuchte, seine Pfund gegen Gold einzulösen, musste Großbritannien die Kopplung des Pfunds zum Gold kappen.
Damit war Westeuropa zurückversetzt in das Währungschaos des Ersten Weltkriegs mit schwankenden Wechselkursen, Währungskriegen, Kapitalkontrollen und Handelsbarrieren, was schließlich auch den Weg zum Zweiten Weltkrieg ebnete. Der internationale Handel und internationale Investitionen kamen praktisch zum Erliegen.
Ende des klassischen Goldstandards in den USA
Im Jahr 1933 wurde der klassische Goldstandard auch in den USA abgeschafft. Die Bürger konnten nun ihre Dollar nicht mehr wie zuvor in Gold einlösen, ihnen wurde sogar der Goldbesitz insgesamt verboten. Allerdings etablierten nun die USA – ähnlich wie zuvor Großbritannien – eine Art Pseudo-Goldstandard.
Dabei konnten ausländische Regierungen und Zentralbanken Gold im Verhältnis von 35 Dollar pro Unze einlösen. In den USA blieb also eine Kopplung ans Gold bestehen. Zudem trug das monetäre Chaos in Europa dazu bei, dass aus Sicherheitsgründen viel Gold in die Vereinigten Staaten transferiert wurde.
Einer der größten Gegner der Einführung eines Goldstandards ist der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell. Ihm zufolge würde eine Rückkehr zum Goldstandard der US-Wirtschaft schaden, berichtet „CNBC“.