Finanzen

NDR und ARD haben ebenfalls Einlagen bei Pleite-Bank Greensill

Zu den Kunden der insolventen Pleite-Bank Greensill gehören auch der NDR und Sendeanstalten der ARD. Zuvor wurde bekannt, dass Thüringen und zahlreiche Kommunen Gelder bei Greensill im Feuer haben.
11.03.2021 14:29
Aktualisiert: 11.03.2021 14:29
Lesezeit: 2 min

„Jeden Tag werden neue Fälle von institutionellen Anlegern bekannt, die bei der in Schieflage geratenen Bremer Greensill Bank investiert haben. Zu den Kunden gehören auch Sendeanstalten der ARD. So bestätigte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) dem WESER-KURIER, dass er Kunde des Geldinstituts sei. Demnach hat die ARD-Anstalt seit 2019 Termingeldanlagen bei dieser Bank getätigt“, so der „Weser Kurier“. Über die Summen liegen noch keine Angaben vor.

Mehrere deutsche Kommunen haben Spareinlagen bei der Pleite-Bank Greensill (HIER). Die „Badische Zeitung“ wörtlich: „Bad Dürrheim, Gießen, Monheim, Osnabrück, Wiesbaden, Bötzingen , Thüringen - die Liste der Kommunen und Länder wird länger, die Millionen bei der Greensill-Bank angelegt und mindestens in Teilen versenkt haben. Bürgermeister und Kämmerer müssen einräumen, dass sie wegen ein paar Euro mehr Zins einem Institut vertrauten, das nur Insidern bekannt war. Auch Zehntausende Privatleute setzten auf die Bank in Bremen, die jüngst von der Finanzaufsicht Bafin wegen Zahlungsschwierigkeiten geschlossen wurde - und die kaum zu retten sein dürfte. Dieses private Geld ist nicht weg: Wenn es nicht mehr als 100000 Euro sind, garantiert das die gesetzliche Einlagensicherung. Für die Millionen der Kommunen gilt das nicht. Das muss Kämmerern bewusst sein, wenn sie bei so exotischen Instituten anlegen. (...) nichts gelernt aus Finanzkrise und Lehman-Pleite 2008.“

Bericht: Finanzaufsicht will gegen Greensill-Prüfer vorgehen

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin will im Fall der in Turbulenzen geratenen Greensill Bank gegen deren Abschlussprüfer vorgehen. Wegen möglicher Mängel bei der Abschlussprüfung durch die Stuttgarter Gesellschaft Ebner Stolz wolle die Bafin ein Verfahren bei der zuständigen Aufsichtskommission APAS anregen, berichtete die „Wirtschaftswoche“ am Donnerstag. Die Behörde habe erhebliche Zweifel, dass die Prüfung der Bank korrekt abgelaufen sei, schrieb das Magazin unter Berufung auf Insider.

Ebner Stolz habe den Abschluss der Greensill Bank für 2019 testiert. Bei einer weiteren Untersuchung durch die von der Bafin beauftragte Wirtschaftsprüfung KPMG habe die Existenz zahlreicher verbuchter Forderungen aber nicht nachgewiesen werden können. Die Bafin äußerte sich nicht zu dem Bericht, die Apas war zunächst nicht zu erreichen.

Ebner Stolz erklärte, man äußere sich nicht zu laufenden Prüfungsmandaten. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen stehe in Kontakt mit allen beteiligten Behörden und habe eine Kooperation im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten angeboten, hieß es. „Weder die verantwortlichen Prüfer noch Ebner Stolz als Unternehmen sind in dem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bremen beschuldigt.“

Die Bafin hatte die Bremer Tochter des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill vergangene Woche für den Kundenverkehr geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Greensill Bank AG, die Bafin hatte zuvor Strafanzeige gestellt. Dem Vernehmen nach geht es um den Vorwurf der Bilanzfälschung.

Die Greensill Bank ist nach Einschätzung der Bafin aller Voraussicht nach kein Fall für eine Bankenabwicklung. „Wenn von einem Institut keine systemische Gefährdung ausgeht, findet ein Marktaustritt ohne Anwendung der Abwicklungsinstrumente statt“, sagte Bafin-Exekutivdirektor Thomas Pötzsch dem „Handelsblatt“ (Donnerstag).

Credit Suisse zieht nach Deals mit Greensill personelle Konsequenzen

Die Schweizer Bank Credit Suisse zieht nach Geschäften mit Greensill personelle Konsequenzen. Der Schweiz- und Europachef des Asset Managements, Michel Degen, und zwei weitere Mitarbeiter seien von ihren Aufgaben vorübergehend entbunden worden, heißt es in einer internen Mitteilung, die der dpa vorliegt. Über etwaige interne Untersuchungen machte die Credit Suisse keine Angaben.

Die Finanzaufsicht Bafin hatte die Greensill Bank AG wegen drohender Überschuldung am 3. März mit sofortiger Wirkung geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach einer Strafanzeige der Bafin. Viele deutsche Kommunen bangen um Millionen-Einlagen bei der Bank.

Die Credit Suisse hatte vergangene Woche vier Investmentfonds mit zusammen zehn Milliarden Dollar (8,4 Mrd Euro) geschlossen, für die Greensill Titel verbrieft und versichert hatte. Es ging um so genannte Lieferketten-Finanzierungs-Fonds (Supply-Chain-Finance). Die Bank machte dafür „Bewertungsunsicherheiten in Bezug auf bestimmte Vermögenswerte“ und eingeschränkten Verfügbarkeit eines Versicherungsschutzes geltend.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau bei BASF und Co.: Deutsche Chemie-Industrie historisch schlecht ausgelastet
10.12.2025

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in der schwierigsten Krise seit 25 Jahren. Auch 2026...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmarkt: Angebot an Mietwohnungen steigt in Ostdeutschland
10.12.2025

Angebot runter, Preise rauf. Doch jetzt dreht sich der Trend – zumindest in Ostdeutschland. Allerdings nicht im Berliner Umland, dafür...