„Jeden Tag werden neue Fälle von institutionellen Anlegern bekannt, die bei der in Schieflage geratenen Bremer Greensill Bank investiert haben. Zu den Kunden gehören auch Sendeanstalten der ARD. So bestätigte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) dem WESER-KURIER, dass er Kunde des Geldinstituts sei. Demnach hat die ARD-Anstalt seit 2019 Termingeldanlagen bei dieser Bank getätigt“, so der „Weser Kurier“. Über die Summen liegen noch keine Angaben vor.
Mehrere deutsche Kommunen haben Spareinlagen bei der Pleite-Bank Greensill (HIER). Die „Badische Zeitung“ wörtlich: „Bad Dürrheim, Gießen, Monheim, Osnabrück, Wiesbaden, Bötzingen , Thüringen - die Liste der Kommunen und Länder wird länger, die Millionen bei der Greensill-Bank angelegt und mindestens in Teilen versenkt haben. Bürgermeister und Kämmerer müssen einräumen, dass sie wegen ein paar Euro mehr Zins einem Institut vertrauten, das nur Insidern bekannt war. Auch Zehntausende Privatleute setzten auf die Bank in Bremen, die jüngst von der Finanzaufsicht Bafin wegen Zahlungsschwierigkeiten geschlossen wurde - und die kaum zu retten sein dürfte. Dieses private Geld ist nicht weg: Wenn es nicht mehr als 100000 Euro sind, garantiert das die gesetzliche Einlagensicherung. Für die Millionen der Kommunen gilt das nicht. Das muss Kämmerern bewusst sein, wenn sie bei so exotischen Instituten anlegen. (...) nichts gelernt aus Finanzkrise und Lehman-Pleite 2008.“
Bericht: Finanzaufsicht will gegen Greensill-Prüfer vorgehen
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin will im Fall der in Turbulenzen geratenen Greensill Bank gegen deren Abschlussprüfer vorgehen. Wegen möglicher Mängel bei der Abschlussprüfung durch die Stuttgarter Gesellschaft Ebner Stolz wolle die Bafin ein Verfahren bei der zuständigen Aufsichtskommission APAS anregen, berichtete die „Wirtschaftswoche“ am Donnerstag. Die Behörde habe erhebliche Zweifel, dass die Prüfung der Bank korrekt abgelaufen sei, schrieb das Magazin unter Berufung auf Insider.
Ebner Stolz habe den Abschluss der Greensill Bank für 2019 testiert. Bei einer weiteren Untersuchung durch die von der Bafin beauftragte Wirtschaftsprüfung KPMG habe die Existenz zahlreicher verbuchter Forderungen aber nicht nachgewiesen werden können. Die Bafin äußerte sich nicht zu dem Bericht, die Apas war zunächst nicht zu erreichen.
Ebner Stolz erklärte, man äußere sich nicht zu laufenden Prüfungsmandaten. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen stehe in Kontakt mit allen beteiligten Behörden und habe eine Kooperation im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten angeboten, hieß es. „Weder die verantwortlichen Prüfer noch Ebner Stolz als Unternehmen sind in dem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bremen beschuldigt.“
Die Bafin hatte die Bremer Tochter des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill vergangene Woche für den Kundenverkehr geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Greensill Bank AG, die Bafin hatte zuvor Strafanzeige gestellt. Dem Vernehmen nach geht es um den Vorwurf der Bilanzfälschung.
Die Greensill Bank ist nach Einschätzung der Bafin aller Voraussicht nach kein Fall für eine Bankenabwicklung. „Wenn von einem Institut keine systemische Gefährdung ausgeht, findet ein Marktaustritt ohne Anwendung der Abwicklungsinstrumente statt“, sagte Bafin-Exekutivdirektor Thomas Pötzsch dem „Handelsblatt“ (Donnerstag).
Credit Suisse zieht nach Deals mit Greensill personelle Konsequenzen
Die Schweizer Bank Credit Suisse zieht nach Geschäften mit Greensill personelle Konsequenzen. Der Schweiz- und Europachef des Asset Managements, Michel Degen, und zwei weitere Mitarbeiter seien von ihren Aufgaben vorübergehend entbunden worden, heißt es in einer internen Mitteilung, die der dpa vorliegt. Über etwaige interne Untersuchungen machte die Credit Suisse keine Angaben.
Die Finanzaufsicht Bafin hatte die Greensill Bank AG wegen drohender Überschuldung am 3. März mit sofortiger Wirkung geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach einer Strafanzeige der Bafin. Viele deutsche Kommunen bangen um Millionen-Einlagen bei der Bank.
Die Credit Suisse hatte vergangene Woche vier Investmentfonds mit zusammen zehn Milliarden Dollar (8,4 Mrd Euro) geschlossen, für die Greensill Titel verbrieft und versichert hatte. Es ging um so genannte Lieferketten-Finanzierungs-Fonds (Supply-Chain-Finance). Die Bank machte dafür „Bewertungsunsicherheiten in Bezug auf bestimmte Vermögenswerte“ und eingeschränkten Verfügbarkeit eines Versicherungsschutzes geltend.