Politik

US-Regierung droht Indien mit Sanktionen

Die US-Regierung hat Indiens Führung mit Sanktionen gedroht.
22.03.2021 10:10
Aktualisiert: 22.03.2021 10:10
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
US-Regierung droht Indien mit Sanktionen
Lloyd J. Austin III (l), Verteidigungsminister von den USA, steht neben Narendra Modi, Premierminister von Indien. (Foto: dpa) Foto: Pib/Indian Press

Die US-Regierung hat Indien vor dem Einsatz des russischen Raketenabwehrsystems S-400 gewarnt und dem südasiatischen Partnerland indirekt mit Sanktionen gedroht. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte am Samstag bei einem Besuch in Neu Delhi, die USA forderten Staaten, mit denen sie zusammenarbeiteten, zum Verzicht auf Rüstungskäufe auf, "die Sanktionen unsererseits auslösen würden". Austin betonte zugleich, Indien habe das S-400-System - dessen Kauf 2018 von Neu Delhi und Moskau vereinbart wurde - bislang noch nicht bezogen. Bei seinem Treffen mit Verteidigungsminister Rajnath Singh habe die amerikanische Seite das Thema aber angesprochen.

Bei Austins erstem Besuch in Neu Delhi als Pentagon-Chef vereinbarten die USA und Indien eine engere Zusammenarbeit in Verteidigungsfragen. Austin sagte, eine "freie und offene" Indopazifik-Region gehöre zu den Prioritäten Bidens. Neben seinem Amtskollegen Singh traf Austin bei seiner Visite auch mit dem indischen Präsidenten Narendra Modi zusammen. Modi nannte die Partnerschaft zwischen beiden Ländern eine "Kraft des globalen Guten".

Angesichts des Erstarkens Chinas arbeiten die USA und Indien schon seit einigen Jahren in Rüstungsangelegenheiten enger zusammen. Indiens Verhältnis zum Nachbarn China ist angespannt, nachdem es im vergangenen Sommer zu einem tödlichen Zwischenfall an der gemeinsamen Grenze im Himalaya gekommen war. Die beiden Verteidigungsminister sprachen offiziellen Angaben zufolge auch über gemeinsame Militärübungen sowie über Themen wie Logistik, künstliche Intelligenz und Cyber-Aktivitäten.

US-Firmen haben Indien nach Angaben des US-Außenministeriums seit 2008 Waffen für mehr als 20 Milliarden Dollar verkauft. Zwischen den Ländern gibt es Verteidigungsabkommen, entsprechenden Informationsaustausch und zunehmend mehr gemeinsame Militärübungen. Indien hat eine Tradition der Blockfreiheit, die sich jedoch zunehmend aufzuweichen scheint. Vor seinem Indien-Besuch hat Austin mit US-Außenminister Antony Blinken Japan und Südkorea besucht, welche ebenfalls eine wichtige Funktion für das Ziel der US-Regierung erfüllen sollen, China einzudämmen.

Türkei bereits im Kreuzfeuer der Sanktionen

Gegen den Nato-Partner Türkei haben die USA wegen des Kaufs des S-400-Systems bereits Sanktionen verhängt. Die Strafmaßnahmen wurden noch unter der Regierung des im Januar abgelösten US-Präsidenten Donald Trump verkündet. Die Kritik an der Türkei wegen des Einsatzes des russischen Systems dauert aber auch unter Trump-Nachfolger Joe Biden an. Nach Angaben des Weißen Hauses hatte Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan gegenüber Ankara im vergangenen Monat seine Sorge bekundet, dass der Kauf des Systems durch die Türkei den Zusammenhalt und die Effektivität der Nato untergrabe.

Die S-400 ist ein hochmodernes mobiles Luftabwehrsystem, das Flugzeuge, Geschosse und andere Objekte abschießen kann. Die Einheiten, die üblicherweise aus mehreren Raketen, einem Radar und einem Gefechtsstand bestehen, können per Lkw transportiert werden. Die S-400 kann mit Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen arbeiten.

Im Fall der Türkei befürchteten die USA, dass Russland über das empfindliche Radar des S-400-Waffensystems an Daten über die Tarnkappenfähigkeiten des F-35-Kampfjets gelangt. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau hatten die USA die Türkei bereits aus dem F-35-Programm ausgeschlossen. Ankara war Partner beim Bau des Jets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Debatte neu entfacht: Braucht die Erbschaftsteuer eine Reform?
13.09.2025

Im Bundeshaushalt fehlt das Geld, und immer wieder rücken dabei auch das Vermögen der Deutschen und eine gerechtere Besteuerung in den...

DWN
Technologie
Technologie IoT-Baumaschinen: Wie Digitalisierung die Baustelle verändert
13.09.2025

IoT-Baumaschinen verändern Baustellen grundlegend: mehr Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Wer nicht digitalisiert, riskiert...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darf der Chef in mein Postfach? Urteil zeigt Grenzen für Arbeitgeber
13.09.2025

Arbeitsrecht im digitalen Zeitalter: Darf ein Arbeitgeber nach Ende des Arbeitsverhältnisses noch in das E-Mail-Postfach seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritik am Verbrenner-Verbot der EU: So nicht umsetzbar
13.09.2025

Das Verbrenner-Verbot der EU steht vor dem Scheitern: Käufer verweigern sich Elektroautos, Hersteller warnen vor unrealistischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende: WWF-Ranking sieht Brandenburg ganz vorn
13.09.2025

Die Energiewende schreitet ungleichmäßig voran – während Brandenburg laut Umweltverband WWF glänzt, hinken andere Länder hinterher....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lightcast-Bericht: KI-Kenntnisse treiben Gehälter massiv nach oben
13.09.2025

Wer KI beherrscht, kassiert kräftig ab: Laut einer globalen Studie steigern KI-Fähigkeiten das Gehalt um bis zu 43 Prozent – in manchen...

DWN
Panorama
Panorama Frost, Dürre, steigende Kosten: Weihnachtsbäume werden teurer
13.09.2025

Weihnachtsbäume stehen schon jetzt im Fokus: Frost, Trockenheit und steigende Kosten setzen Tannenbaumproduzenten unter Druck. Zwar gibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tariftreuegesetz: Schutz vor Lohndumping – oder Gefahr für den Mittelstand?
13.09.2025

Das Bundestariftreuegesetz (BTTG) soll faire Bedingungen bei der öffentlichen Auftragsvergabe schaffen. Kritiker warnen jedoch, dass vor...