Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat sich für nächtliche Ausgangsbeschränkungen als weiteres Mittel zur Eindämmung der Corona-Pandemie ausgesprochen. "Ich hätte gar nichts dagegen zu sagen: Ab 20 Uhr ist wirklich Ruhe", sagte Palmer am Sonntagabend in einer Online-Gesprächsrunde der "Bild"-Zeitung.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Ausgangsbeschränkungen am Sonntagabend in der ARD-Sendung «Anne Will» in Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen am Sonntagabend als ausdrücklich vorstellbar, diese «können ein ganz wirksames Mittel sein.» Zudem drohte sie mit deutschlandweit einheitlichen Maßnahmen, wenn die Bundesländer nicht von sich aus den Kampf gegen Corona verschärften.
FDP-Chef Christian Lindner hingegen hat sich gegen Ausgangssperren ausgesprochen. Ein solcher Schritt sei "nicht nur ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Freiheit", zudem seien Ausgangssperren auch "epidemiologisch unwirksam", sagt Lindner dem Fernsehsender Phoenix.
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Mit Blick auf das derzeit laufende Modellprojekt in Tübingen sagte Palmer, tagsüber könne geordnet in der Außengastronomie gesessen oder mit Maske eingekauft werden. "Und nachts sind alle daheim - warum nicht." In Tübingen habe er nämlich das Problem, dass häufig nach 20 Uhr große Gruppen auf innerstädtischen Wiesen Partys feierten. Da gebe es keinen Abstand, sondern Alkohol, sagte der Grünen-Politiker.
Auch am Wochenende waren zahlreiche Menschen in die Universitätsstadt am Neckar gekommen und hatten die dort möglichen Lockerungen genossen. In der Außengastronomie von Cafés und Restaurants waren die Plätze bei frühlingshaften Temperaturen gefüllt.
Tübingen testet seit Mitte März, ob mehr Öffnungsschritte mit möglichst flächendeckendem Testen umsetzbar sind, ohne dass die Zahl der Corona-Fälle deutlich zunimmt. Menschen können in der Stadt kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Mit dem Zertifikat können die als gesund getesteten Personen zum Beispiel in Modeläden einkaufen, zum Friseur oder auch in Theater und in den Biergarten gehen. Das Modellprojekt wurde zuletzt bis zum 18. April verlängert.