Der US-Technologiekonzern Apple kann offenbar mehrere Produkte nicht mehr wie gewünscht produzieren. Wie das Magazin Nikkei Asia berichtet, soll insbesondere die Herstellung von MacBooks und iPads ausgesetzt worden sein, weil wichtige Bauteile nicht mehr verfügbar seien.
Als Folge der Lieferengpässe habe Apple die Bestellungen für die betroffenen Baureihen beim MacBook und beim iPad vom ersten ins zweite Halbjahr verschoben. Beobachtern zufolge sind diese Verzögerungen ein Zeichen dafür, dass der seit Wochen grassierende Mangel an Halbleitern an Bedrohlichkeit zunehme. Insbesondere kleinere Technologie-Unternehmen, welche nicht über die Marktmacht von Apple verfügten, könnten dadurch noch stärker betroffen werden.
Bemerkenswert sind die Verzögerungen bei Apple deshalb, weil das Unternehmen bekannt dafür ist, sehr schnell und effektiv seine Lieferketten zu organisieren. Dies ist nun offenbar auch für Apple nicht mehr vollumfänglich möglich. Apple ist mit einer Marktkapitalisierung von über 2 Billionen US-Dollar das größte Unternehmen der Welt nach Marktwert.
GM verlängert Kurzarbeit, Porsche warnt
Auch der US-Autobauer General Motors drosselt wegen des Chipmangels mehrere Werke zum Teil noch mehrere Wochen lang. Die Kurzarbeit in einem Werk in Kanada und im Werk Fairfax in Kansas werde bis Mitte Mai verlängert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Auch andere Fabriken fahren erst in mehreren Wochen wieder hoch. GM erklärte, das Unternehmen arbeite weiterhin eng mit den Zulieferern zusammen, um die Auswirkungen des Engpasses so gering zu halten.
Der US-Konzern konzentriert sich nach eigenen Angaben derzeit darauf, die besonders gefragten Modelle bevorzugt zu bauen, wie große Pick-up-Trucks oder Geländewagen. Entsprechend werden die Werke heruntergefahren, in denen etwa Limousinen oder Mittelklasseautos gebaut werden. Nach früheren Angaben geht das Unternehmen davon aus, dass die Folgen des Halbleitermangels den Betriebsgewinn im laufenden Jahr um 1,5 bis zwei Milliarden Dollar drücken. In der aktuellen Prognose sind die Kosten der Werksschließungen bereits inbegriffen.
Porsche muss wegen des Chipmangels in der Autobranche möglicherweise ihre Produktion drosseln. "Wir können bei einzelnen Modellen nicht ausschließen, dass wir in nächster Zeit die Stückzahlen verringern", teilte Porsche dem "Handelsblatt" zufolge mit.
Hyundai stoppt Produktion teilweise
Wegen der weltweiten Versorgungsengpässe bei wichtigen Halbleiter-Produkten wie Elektronik-Chips muss der südkoreanische Autohersteller Hyundai teilweise seine einheimische Produktion stoppen. Vom 7. bis zum 14. April werde das Werk Nummer Eins in der südöstlichen Stadt Ulsan abgeschaltet, teilte Südkoreas Branchenführer vergangene Woche mit. Betroffen sind demnach das SUV-Modell Kona sowie das Elektroauto Ioniq 5.
Als Grund für den Stopp nannte Hyundai „die Versorgungsbedingungen bei Halbleiter-Teilen für das Frontsicht-Kamerasystem des SUV Kona sowie Leistungselektronik-Module für Ioniq 5“. Die Situation werde weiter genau beobachtet, um die nötigen Maßnahmen zu treffen und die Produktion im Einklang mit den Versorgungsbedingungen zu optimieren. Weitere Details wurden nicht genannt. Hyundai Motor ist zusammen mit der kleineren Schwester Kia weltweit der fünftgrößte Autohersteller.
Die internationale Nachschubkrise bei Chips betrifft nicht nur die Autoindustrie, auch einige andere Wirtschaftszweige haben Probleme. Zu den Gründen gehört unter anderem der Handelskrieg zwischen den USA und China, weshalb chinesische Hersteller wie Huawei und Xiaomi gezwungen werden, die Märkte leerzukaufen. Auch die Nachfrage der Hersteller von PCs und Spielekonsolen ist gestiegen, weil die Coronakrise ihnen eine Sonderkonjunktur beschert hat, die sie kaum befriedigen können.
Zulieferer Süss profitiert von immenser Nachfrage
Der Halbleitertechnik-Zulieferer Süss Microtech hat nach vorläufigen Zahlen die eigenen Erwartungen beim Auftragseingang im Halbjahr zu Ende März übertroffen. Mit mehr als 150 Millionen Euro liege dieser deutlich über den 120 Millionen Euro, die für das vierte Quartal 2020 und das erste Quartal 2021 insgesamt erwartet worden seien, teilte das Unternehmen in Garching mit.
Nach 74,4 Millionen Euro im Schlussquartal 2020 rechnet das Unternehmen nun für die letzten drei Monate mit neuen Aufträgen im Umfang von mehr als 76 Millionen Euro. Neben der anhaltend hohen Nachfrage nach Halbleiterbauelementen habe auch ein Großauftrag aus Asien Ende März hierzu beigetragen.