Deutschland

Ernste Lage: Versorgungsengpass bei Lebensmitteln und Rohstoffen droht

In zahlreichen Branchen innerhalb der deutschen Lieferkette droht ein Kollaps bei der Versorgung. „Dann sprechen wir nicht mehr bloß davon, dass Klopapier knapp wird. Auch der Lebensmittelbereich, die Chemieindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau werden davon deutlich betroffen sein“, so ein Branchenvertreter.
13.04.2021 20:00
Lesezeit: 2 min

Die Lieferketten werden offenbar Stück für Stück geschädigt und zerschlagen. Wie sich der anstehende neue „harte Lockdown“ auf die Lieferketten auswirken wird, bleibt abzuwarten. Doch die Lage in diversen Branchen ist schlecht. Dieser Missstand ist auch der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner bekannt. In einem Interview mit der „WAZ“ mit dem Titel „Wie Julia Klöckner die Lebensmittelversorgung sichern will“ erläutert sie, wie sie die Lebensmittelversorgung in Deutschland garantieren will. „Wir brauchen einen radikalen Wellenbrecher“, sagte die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, am 9. April 2021 mit Blick auf die „dritte Infektionswelle“. Wie sich dieser „radikale Wellenbrecher“ auf die Lieferketten auswirken wird, bleibt deshalb unklar, weil die Tragweite des erwünschten „radikalen Wellenbrechers“ noch unbekannt ist.

Die „Lebensmittelzeitung“ berichtet: „Stockende Lieferungen aus Alaska sorgen bei Frosta zu Engpässen beim Fisch. Der TK-Spezialist beteuert, dass die Anlagen in Bremerhaven aber ausgelastet seien – da hier nicht nur Fischstäbchen produziert werden. Der Tiefkühlproduzent Frosta hat wegen der Corona-Krise mit Engpässen beim Fisch zu kämpfen.“

Die „HNA“ führt aus: „Mit einer neuen Strategie will sich Aldi auf den Ernstfall vorbereiten. Lieferengpässe sollen vermieden werden (…) Diese Umstände seien beispielsweise Pandemien, wie in Corona-Zeiten, soziale Unruhen oder Krieg, heißt es weiter. Doch was müssen die Lieferanten genau machen? Im Schreiben ist die Rede davon, dass ,Lieferanten für den Krisenfall bei besonders kritischen Artikeln in bestimmten Warengruppen einen gewissen Vorrat vorhalten‘, erklärt Aldi Süd gegenüber der Lebensmittelzeitung. Bei einem höheren Bedarf, sollen sich Hersteller dazu bereiterklären, für drei Monate zwischen 130 und 150 Prozent der durchschnittlichen Menge zu liefern. Bei Nichterfüllung drohe Schadensersatz.“

Doch es gibt noch ein weiteres Problem im Bereich der Holzpaletten. Die Zeitschrift „dispo“ wörtlich: „Hält die Rohstoffknappheit auf dem Holzmarkt weiter an, so können Palettenproduzenten schon sehr bald nicht mehr ausreichend produzieren. Das beeinträchtigt den gesamten Warenverkehr. ,Dann sprechen wir nicht mehr bloß davon, dass Klopapier knapp wird. Auch der Lebensmittelbereich, die Chemieindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau werden davon deutlich betroffen sein‘, warnt Marcus Kirschner, Geschäftsführer des Bundesverbands Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE).“

Neue Verpackung“ wörtlich „Die Hersteller von Kunststoffverpackungen in Deutschland melden weiter verschärfte Versorgungsengpässe bei verschiedenen Rohstoffen. Eine aktuelle Blitzumfrage unter den Mitgliedern der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen zeichnet dabei ein zunehmend dramatisches Bild: Dreiviertel der teilnehmenden Firmen berichten von einer schlechten bis sehr schlechten Versorgungslage. Dies betrifft insbesondere die Rohstoffe PP, HDPE, LDPE und PA. Innerhalb von 24 Stunden haben 75 Firmen an der Umfrage ihres Branchenverbandes teilgenommen.“

In Österreich ist die Lage ähnlich. „Medianet.at“ berichtet: „,Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf viele Bereiche unseres Lebens. Was bisher völlig unbemerkt blieb, sind die Entwicklungen auf den internationalen Rohstoffmärkten für agrarische Produkte wie Getreide, Mais, Honig und Pflanzenöle‘, erläutert Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des österreichischen Fachverbands der Lebensmittelindustrie. Auch bei Verpackungsarten wie Kunststoff, Kartonagen, Aluminium, etc. seien bereits Lieferengpässe und Verknappungen eingetreten. ,Die Preise haben sich innerhalb eines Jahres ungefähr verdoppelt und haben zuletzt gleichzeitig in einer Reihe von Kategorien in unglaublicher Geschwindigkeit angezogen‘, weiß Koßdorff.“

Der Deutsche Fruchthandelsverband hatte zuvor davor gewarnt, dass die Versorgung mit Obst und Gemüse aus dem Ausland gefährdet sei. Grund sei die Verschärfung der Corona-Einreise-Verordnung durch die Bundesregierung, teilte der Verband Ende Januar 2021 mit. Innerhalb von wenigen Stunden seien die Einreisebedingungen auch für die Fahrer von Lebensmitteltransporten so verschärft worden, dass es kaum noch möglich sei, Obst und Gemüse zum Beispiel aus Spanien nach Deutschland zu importieren.

Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten am 16. Januar 2021 frühzeitig gewarnt: „Die umschriebene Gefahr wird durch ein anderes Szenario, das eintreten könnte, erhöht. Wir müssen davon ausgehen, dass der Lockdown verschärft wird. Doch eine Verschärfung des Lockdowns könnte unter bestimmten Umständen die Lieferketten massiv einschränken, was das Nahrungsmittelangebot verknappen lassen würde (HIER)“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....