Finanzen

Kann ein Trennbanken-System die Einlagen der Sparer schützen?

Lesezeit: 2 min
21.04.2021 17:49  Aktualisiert: 21.04.2021 17:49
Die EU wollte nach der Finanzkrise 2008 ein Trennbanken-System einführen, um Ausfallrisiken für Kunden und Steuerzahler zu mindern. Doch der Plan wurde im Jahr 2017 verworfen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Zu Beginn der Ära Trump in den USA hatte die US-Regierung Pläne verkündet, wonach das Trennbankensystem eingeführt werden sollte. Doch die Banken an der Wall Street hatten sich massiv gegen die Einführung des Trennbanken-Systems gestellt. Auch die EU hatte offenbar keine Lehren aus der Finanzkrise 2008 ziehen wollen. Eigentlich sollten die europäischen Großbanken das spekulative Investmentbanking vom klassischen Bankgeschäft trennen, um dadurch die Ausfallrisiken für Kunden und Steuerzahler zu mindern. Das war zumindest der Plan der EU-Kommission im Jahr 2014. Dazu kam es aber nicht, weil im EU-Parlament keine Einigung erzielt werden konnte. Schließlich zog die EU-Kommission ihren Entwurf zur Einführung des Trennbankensystems zurück. Dies bedeutet, dass die Steuerzahler auch künftig Bankenrettungen innerhalb der EU finanzieren müssen.

In Deutschland wurde hingegen am 7. August 2013 ein Trennbankengesetz („Gesetz zur Abschirmung von Risiken und zur Planung der Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Finanzgruppen“) erlassen, das am 13. August 2013 in Kraft trat. Spareinlagen von Bürgern sollten „nicht länger dazu genutzt werden können, spekulative Hochrisikostrategien auf eigene Rechnung (...) zu finanzieren“, heißt es in dem Bundesgesetz. Doch eine Abtrennung des spekulativen Geschäfts war nur für Großbanken geplant, bei denen dessen Volumen mehr als 20 Prozent der Bilanzsumme ausmacht oder 100 Milliarden Euro übersteigt. In Deutschland betrifft dies in erster Linie die Deutsche Bank.

Das Trennbankensystem geht auf den sogenannten Banking Act oder auch Glass-Steagall Act in den USA aus dem Jahr 1933 zurück. Dieser verfügte eine strikte Trennung zwischen dem Geschäft mit Kundeneinlagen und Krediten und dem Geschäft mit dem Handel von Wertpapieren. Alle in den USA zugelassenen Banken mussten sich demnach entscheiden, ob sie als Geschäftsbanken im Sinne der Kunden Einlagen verwalten, Kredite vergeben und Zahlungen abwickeln wollten, oder ob sie als Investmentbanken in Unternehmen investieren und mit Finanzinstrumenten handeln wollten.

Die Einführung eines Trennbankensystems war eine Reaktion der US-Regierung auf die schwere Finanzkrise der Jahre 1929 bis 1933, deren hohe Verluste für die Allgemeinheit nicht zuletzt deshalb möglich wurden, weil Banken sowohl das klassische Kundengeschäft als auch die Spekulation betrieben hatten.

Der Glass-Steagall Act wurde mehrfach überarbeitet, bevor er 1999 unter dem Einfluss der Finanzindustrie von US-Präsident Bill Clinton abgeschafft wurde. Zahlreiche Beobachter sehen in dieser Entscheidung rückblickend den Hauptgrund für die Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009, die durch den Handel der Universalbanken mit faulen Hypotheken-Verbriefungen ausgelöst wurde.

Als Reaktion auf die Finanzkrise hatte die Obama-Administration den sogenannten Dodd-Frank Act erlassen, welcher eine größere Transparenz bei Bankgeschäften, ein Ende der Rettung der Bankeigner und Gläubiger mit Steuergeldern und eine stärkere Überwachung durch die Aufsichtsbehörden anstrebte, die Vernetzung von Kundengeschäft und Spekulation jedoch nicht aufhob.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...