Unternehmen

100 Tage Brexit: Deutsche Firmen wollen Handel mit Großbritannien sogar ganz einstellen

Lesezeit: 1 min
27.04.2021 16:58
Dass der Brexit den deutschen Außenhandel nicht gerade fördert, war allen klar. Doch jetzt ist es - drei Monate nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU - sogar noch schlimmer gekommen.

Rund 100 Tage nach dem Brexit verspüren die meisten Unternehmen negativere Auswirkungen des Brexits als von ihnen noch zu Jahresbeginn befürchtet. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von KPMG und der British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) unter 93 Mitgliedsfirmen der BCCG. 80 Prozent dieser Unternehmen haben ihren Sitz in Deutschland, die übrigen im Vereinigten Königreich.

Als Ergebnis daraus ziehen die Unternehmen erste Konsequenzen. So hat sich eines von sechs befragten Unternehmen entschieden, den Außenhandel mit UK ganz einzustellen. Um den zusätzlichen Belastungen beim Im- und Export zu entgehen, haben Unternehmen auch beschlossen, sich neue Lieferanten abseits des deutsch-britischen Korridors zu suchen: 22 Prozent wollen zu Zulieferern aus anderen Ländern wechseln, und weitere 13 Prozent ersetzen den Import durch lokale Lieferanten. Nur noch weniger als ein Drittel der Befragten will im deutsch-britischen Korridor neue Absatzmärkte und Produktchancen suchen (30 Prozent).

Die Hälfte der Unternehmen verzeichnet seit Jahresbeginn einen Umsatzrückgang im deutsch-britischen Geschäft, jedes vierte vermeldet sogar „starke“ Umsatzeinbußen. Auch in puncto Profitabilität sind die Auswirkungen des Brexits deutlich: 44 Prozent der befragten Unternehmen erwirtschafteten seit dem 1. Januar 2021 nach eigenen Angaben Verluste bei ihren Geschäftsaktivitäten zwischen Deutschland und Großbritannien, weitere 16 Prozent klagen sogar über ein „starkes“ Ertragsminus.

Michael Schmidt, Präsident der BCCG: „Die aktuellen Ergebnisse sind ein deutliches Alarmsignal. Dass Unternehmen erwägen oder auch entscheiden, Außenhandelsbeziehungen komplett einzustellen, zeigt eine weitere Eskalationsstufe im Zuge anhaltend ungelöster Probleme zwischen beiden Ländern. Dass der Brexit zu heftigen Handelseinbrüchen führen wird, haben wir als Handelskammer erwartet. Die jetzige Situation geht aber weit darüber hinaus. Uns erreichen zunehmend Anfragen britischer Unternehmen, die sich hierzulande ansiedeln wollen, um Geschäftsbeziehungen mit Deutschland weiter aufrecht erhalten zu können. Das ist aktuell offenbar die einzige Möglichkeit für weitere gegenseitige – wenn auch erst Mal reduzierte - Geschäftsbeziehungen.“

 

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....