Finanzen

Eskalierende Corona-Krise in Indien bedroht den globalen Goldpreis

Im ersten Quartal verzeichnete die Goldnachfrage in Indien eine Erholung. Doch nun befindet sich das ganze Land im Griff von Corona. Dies ist Teil 1 einer Mini-Serie zu den beiden größten Goldkonsumenten der Welt: Indien und China.
01.05.2021 10:49
Aktualisiert: 01.05.2021 10:49
Lesezeit: 2 min
Eskalierende Corona-Krise in Indien bedroht den globalen Goldpreis
Behelfsmäßiges Quarantänezentrum in Srinagar. Die Freude am Gold leidet unter Corona. (Foto: dpa) Foto: Idrees Abbas

Im ersten Quartal hatte die Goldnachfrage in Indien eine Erholung von dem massiven Einbruch der Nachfrage im letzten Jahr verzeichnet. So sind etwa die indischen Goldimporte in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres auf 301 Tonnen angestiegen. Dies war deutlich mehr als die 83,1 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Doch seit einigen Wochen ist das Land nun wieder ganz im Griff von Corona, was die Goldnachfrage während der wichtigen Hochzeitssaison voraussichtlich stark dämpfen wird. Die schwache Nachfrage im zweitgrößten nationalen Goldmarkt der Welt wird Auswirkungen auf den globalen Goldmarkt insgesamt haben.

Mehr zum Thema: China und Indien forcieren Gold-Importe

Im letzten Jahr waren die indischen Goldkäufe auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten eingebrochen. Doch dann stiegen sie laut Zahlen des World Gold Council im ersten Quartal um 37 Prozent auf 140 Tonnen, da der Goldpreis wieder günstiger war, die Wirtschaft wieder anzog und auch Hochzeiten und andere Feste den Goldkonsum wieder ankurbelten.

Im August letzten Jahres erreichte der Goldpreis sein bisheriges Allzeithoch von rund 2075 Dollar. Doch seitdem ist er wieder um etwa 15 Prozent gefallen. Mögliche Gründe sind die Hoffnung auf eine wieder anziehende Weltwirtschaft, die Aussicht auf wieder steigende Anleiherenditen sowie die zuletzt schwachen Goldkäufe durch Zentralbanken.

In Indien wird die Nachfrage im zweiten Quartal nun wahrscheinlich wegen Corona wieder einbrechen. Viele Bundesstaaten haben Beschränkungen für den Personenverkehr verhängt und nicht lebensnotwendige Geschäfte geschlossen. Diese Einschränkungen könnten die Nachfrage für Hochzeiten und den verheißungsvollen hinduistischen Goldkauftag Akshaya Tritiya im Mai dämpfen.

"Da in verschiedenen Regionen des Landes als Reaktion auf die steigenden Covid-19-Fälle wieder Lockdowns verhängt werden, ist das Vertrauen der Verbraucher gesunken", zitiert Bloomberg P.R. Somasundaram vom World Gold Council. "Die Leute hatten gerade begonnen, Geld auszugeben, und jetzt wurde das alles gestoppt."

Digitale Umsätze und Einzelhandelsstrategien, die im vergangenen Jahr entwickelt wurden, könnten anders als im Vorjahr den Rückgang im zweiten Quartal abfedern, sagt Somasundaram. "Aber die aktuelle Krise geht über Wirtschaft und Logistik hinaus, daher kann die Stimmung beeinträchtigt werden, bis eine großflächige Impfung erreicht ist."

Der indische Goldkonsum im Gesamtjahr werde jedoch besser sein als im vergangenen Jahr, sobald die Corona-Impfungen an Fahrt aufnehmen und die Wirtschaft sich wieder erholt. Dann werde mehr Geld in Gold fließen, aber wahrscheinlich erst im vierten Quartal des Jahres, sagt Somasundaram. Der Analyst lehnt es jedoch ab, eine genauere Schätzung für 2021 abzugeben.

Weltweit fiel die Goldnachfrage im ersten Quartal auf 815,7 Tonnen. Dies ist ein Rückgang um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hauptgrund dafür sind die Mittelabflüsse aus börsengehandelten Fonds (ETFs) in den westlichen Märkten. Dieser Rückgang wurde allerdings durch die steigende Nachfrage in den beiden größten Verbraucherländern der Welt China und Indien abgemildert.

Lesen Sie morgen:

Warum der chinesische Goldmarkt - ganz im Gegensatz zum indischen - dieses Jahr voraussichtlich wieder das Niveau von vor der Corona-Krise erreichen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Keine Jobs, teure Mieten, hohe Steuern: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...