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China geht gegen Bitcoin-Mining vor, um CO2-Ziele zu erreichen

Lesezeit: 2 min
04.05.2021 09:00
Chinas Krypto-Mining-Unternehmen droht eine strengere Kontrolle durch die Behörden. Untersuchungen der Pekinger Behörden in Datenzentren haben kürzlich Panik in der Branche ausgelöst.
China geht gegen Bitcoin-Mining vor, um CO2-Ziele zu erreichen
Der Klima-Schutz in China gefährdet Bitcoin. Präsident Xi Jinping bei einer Baumpflanzaktion. (Foto: dpa)

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Die chinesische Hauptstadt Peking führt derzeit eine Überprüfung von Rechenzentren durch, die am Mining von Kryptowährungen beteiligt sind. Als Grund wird angegeben, dass die Auswirkungen des stromfressenden Minings auf den Energieverbrauch untersucht werden sollen, wie Reuters mit Verweis auf Insider und die entsprechenden Dokumente berichtet.

Das städtische Büro für Wirtschaft und Informationstechnologie in Peking schickte am Dienstag eine sogenannte "Notfallmitteilung" an die Rechenzentrumsbetreiber der Stadt. Darin werden sie aufgefordert zu berichten, ob sie am Mining von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen involviert sind. Wenn ja, so müssen sie melden, wie viel Strom durch das Mining verbraucht wird.

Laut einem anonymen Beamten des Büros gehören zu den Empfängern der Mitteilung auch die drei größten Telekommunikationsbetreiber Chinas. Letzten Monat sagte die chinesische Region Innere Mongolei, dass sie alle Mining-Projekte bis Ende April als Teil der breiteren Bemühungen zur Verbesserung der Energieeffizienz abschalten würde.

Miner verwenden spezielle Rechner, um Transaktionen mit Kryptowährungen zu verifizieren, wofür sie die Transaktionsgebühren und neu geprägte digitale Münzen der entsprechenden Kryptowährungen erhalten. Die dafür nötigen Berechnungen erfordern riesige Mengen Strom. Chinesische Regionen wie die Innere Mongolei, Sichuan, Yunnan und Xinjiang sind wegen des billigen Stroms attraktive Mining-Standorte.

Nicht aber Peking. Denn die Strompreise in der chinesischen Hauptstadt sind höher als in anderen Regionen. Dies könnte bedeuten, dass nun auch Mining-Zentren wie Xinjiang und Sichuan ins Visier genommen werden. Laut Daten des Cambridge Bitcoin Energy Consumption Index (CBECI) hatte Xinjiang im April einen Anteil von 23 Prozent an der weltweiten Bitcoin-Hash-Rate.

Im letzten Monat hat eine umfassende Sicherheitsinspektion in Kraftwerken in Xinjiang nach einem Unfall in einer Kohlemine das Mining erheblich gestört und den Bitcoin-Preis vorübergehend abstürzen lassen. Dies zeigte anschaulich die starke Kontrolle des Bitcoin-Netzwerks durch China, wo etwa zwei Drittel seiner Rechenleistung ihren Standort haben.

Mehr zum Thema: Nutzt China Bitcoin als Finanzwaffe gegen den US-Dollar?

Zwar ist China noch immer weltweit führend beim Bitcoin-Mining und beim Mining anderer Kryptowährungen. Doch diese führende Rolle beim Mining ist schwächer geworden, seit das Land im Jahr 2017 Kryptowährungs-Börsen verboten hat, was damals zum Platzen der Preisblase beitrug. Der Besitz von Kryptowährungen ist jedoch weiterhin legal ebenso wie das Mining.

Edward Lu, Senior Vice President von Canaan, einem chinesischen Hersteller von Mining-Maschinen, sagte, dass er zunehmend Kunden in Kanada, Nordeuropa und Zentralasien beliefert, die billige und reichlich vorhandene Elektrizität und klare und vorhersehbare Vorschriften haben. "China war früher ein Ort, an dem das Kryptowährungs-Mining florierte, aber das Geschäft schrumpft aufgrund der Politik", so Lu.

Die Schreiben der Pekinger Regierung an die Rechenzentren der Stadt haben teils panische Reaktionen hervorgerufen. Der chinesische Kolumnist Colin Wu schrieb auf Twitter: "Dies verursachte einige Panik in China. Die chinesische Regierung sagte jedoch, dass sie nur eine Untersuchung durchführt. Datenzentren sind für das Bitcoin-Mining schwierig zu nutzen und werden hauptsächlich für ETH Filecoin verwendet."

Auch laut der staatlichen chinesischen Zeitung PengPai war die "Notfallmitteilung" lediglich eine Routinearbeit des städtischen Büros für Wirtschaft und Informationstechnologie, das sich ein klareres Bild über den Energieverbrauch des Mining-Betriebs der in Peking ansässigen Rechenzentren zu verschaffen wolle.

Allerdings sieht Yu Jianing, der Vorsitzende des Blockchain-Komitees der China Communications Industry Association, in dem Vorgehen der Pekinger Behörden ein Zeichen für die Zukunft. Er glaubt, dass "vor dem Hintergrund der Kohlenstoffneutralität das zukünftige Blockchain-Mining tatsächlich strenger überwacht werden wird."

Diese Warnung könnte zutreffen. So wird die Innere Mongolei künftig kein globales Mining-Zentrum mehr sein. Den Minern der autonomen Region wurde eine Frist bis Ende April eingeräumt, um den Betrieb einzustellen, nachdem China kürzlich das Krypto-Mining dort verboten hat, um seine neuen Ziele zur Reduzierung des CO2-Verbrauchs zu erreichen.

Strengere Mining-Regulierungen in China könnten Auswirkungen auf das gesamte globalen Mining von Kryptowährungen haben. So könnte auch der starke Preissturz von Bitcoin ab Mitte des Monats wenigstens zum Teil auf den Rückgang der Rechenleistung in Xinjiang zurückzuführen sein, wo es um den 17. April zu längeren Stromausfällen kam.

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