Weltwirtschaft

IWF-Urteil von „Bretton Woods“: Digitale Zentralbankwährungen werden das Bargeld abschaffen

Lesezeit: 3 min
11.05.2021 15:51  Aktualisiert: 11.05.2021 15:51
Der neue „Bretton Woods“-Moment wirkt sich bereits auf das internationale Finanzsystem aus. Durch die Einführung digitaler Zentralbankwährungen wird die Bargeldnutzung schrittweise zurückgedrängt.
IWF-Urteil von „Bretton Woods“: Digitale Zentralbankwährungen werden das Bargeld abschaffen
Demonstranten haben sich am 18.03.2015 in Frankfurt (Hessen) nach der offiziellen Eröffnung der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Abschlusskundgebung auf dem Opernplatz versammelt und verbrennen Geldschein-Imitationen. (Foto: dpa)

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Die britische Regierung will die Machbarkeit einer digitalen Version der Landeswährung Pfund ausloten, so das „Wall Street Journal“. Finanzminister Rishi Sunak hatte im April 2021 eine gemeinsame Arbeitsgruppe seines Ministeriums mit der britischen Notenbank angekündigt. Diese soll die Möglichkeit einer zentralbankgestützten Digitaldevise ausloten, eines „Britcoin“, wie Sunak später in Anspielung auf die bekannte Cyberdevise Bitcoin twitterte. „Wir richten eine neue Arbeitsgruppe des Finanzministeriums und der Bank von England ein, um die Erkundungsarbeiten zu einer möglichen digitalen Zentralbankwährung (CBDC) zu koordinieren“, sagte der Minister auf einer Finanzkonferenz.

Eine solche Währung könne von Haushalten und Firmen genutzt werden und würde Bargeld ergänzen aber nicht ersetzen, teilte die Bank von England dazu mit. Noch habe aber weder die Regierung noch die Notenbank eine Entscheidung gefällt, ob es künftig eine digitale Version des Pfund geben werde. Bei einer solchen zentralbankgestützten Devise würden Experten zufolge Verbraucher und Firmen direkt bei der Notenbank ein Konto besitzen.

Währungshüter rund um den Globus treiben ihre Vorarbeiten zur Ausgabe von Digitalversionen ihrer Währungen voran. Der IWF und die Notenbanken halten nichts von dezentralen Kryptowährungen wie Bitcoin, weshalb die auf zentrale Kryptowährungen wie dem CBDC setzen (HIER).

Von China bis hin zur Euro-Zone beschleunigen Zentralbanken ihre Forschungen und Testläufe mit solchen Technologien. Der Grund: Immer stärker dringen potenzielle Rivalen wie Bitcoin von den Außenrändern der Finanzwirtschaft in Kernmärkte vor (HIER). 2020 war der Insel-Staat Bahamas weltweit das erste Land, das mit dem „Sand Dollar“ eine digitale Version seiner Landeswährung eingeführt hat. Unter den großen Ländern ist China am weitesten in der Entwicklung digitaler Zentralbank-Währungen vorangeschritten. Die Europäische Zentralbank (EZB) will um die Jahresmitte herum entscheiden, ob sie ein formelles Projekt für einen digitalen Euro starten soll.

Die Pandemie hat die Einführung von CBDC regelrecht beflügelt. Doch vor der Corona-Krise waren die Zentralbanken nach offiziellen Bekundungen noch etwas zurückhaltend bei der Einführung von CBDC. Vor etwa zwölf Monaten zeigten sich die weltweiten Zentralbanken und die Fed noch relativ zurückhaltend, als es um die Schaffung einer digitalen Zentralbankwährung ging. Im Januar 2019 berichtete die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich nach einer Umfrage unter ihren Zentralbankmitgliedern, dass die meisten führenden Zentralbanken aufgrund ungewisser Vorteile und Risiken keine Eile hatten, eine digitale Währung einzuführen. Viele Zentralbanken untersuchten zuvor technische Aspekte der Implementierung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC). Sie waren besorgt über die Reife und die Fähigkeiten der Technologie für den Einsatz von CBDC in großem Maßstab.

In einer Prognose vom 13. Januar 2021 wurde ausgeführt: „Nach der Corona-Krise wird der „IMF Coin“ die neue Leitwährung der kommenden Epoche. Er wird voraussichtlich an den US-Dollar gekoppelt sein. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss zunächst das weltweite Fiat-Geld in Form von Krediten vernichtet werden.“

HIER können Sie die Prognose abrufen.

In einer weiteren Analyse wurde berichtet, dass die Welt am Ende des aktuellen Finanzsystems angelangt ist: „Der IWF hatte im vergangenen Jahr einen neuen „Bretton Woods-Moment“ angekündigt, weil wir am Ende des aktuellen internationalen Finanz- und Währungssystems angekommen sind. Das aktuelle Geldsystem ist nicht mehr tragbar, doch wie wird das neue Finanz- und Währungssystem aussehen?“

Die aktuelle Corona-Krise begünstigt somit die Schaffung eines neuen Finanz- und Währungssystems mit dem IWF als Haupttreiber. Es handelt sich dabei um den größten Umbruch seit dem letzten Weltenbrand – ein neuer „Bretton-Woods-Moment“ wird zur Realität. Die IWF-Chefin Kristalina Georgieva hat im Verlauf der Pandemie gesagt: „Ich möchte mit einem Beispiel aus der Vergangenheit schließen. William Beveridge legte mitten im Zweiten Weltkrieg 1942 seinen berühmten Bericht vor, in dem er projizierte, wie Großbritannien das angehen sollte, was er die ,fünf riesigen Übel‘ nannte. Dieser berühmte ,Beveridge Report‘ führte nach dem Krieg zu einem besseren Land - einschließlich der Schaffung des National Health Service, der heute in Großbritannien so viele Menschenleben rettet. Zu dieser Zeit wurde auch meine Institution, der IWF, gegründet - auf der Bretton Woods-Konferenz. Jetzt ist also der Moment gekommen, um die Seite umzublättern - und alle Kraft zu nutzen, die wir haben. Im Falle des IWF verfügen wir über eine finanzielle Kapazität von einer Billion Dollar und ein enormes politisches Engagement. Das ist der Moment, um zu entscheiden, dass die Geschichte darauf als ,Great Reset‘ und nicht als ,Great Reversal‘ zurückblicken wird. Und ich möchte sagen - laut und deutlich -, dass das beste Denkmal, das wir für diejenigen errichten können, die bei der Pandemie ihr Leben verloren haben, darin besteht, eine Welt zu schaffen, die grüner, intelligenter und gerechter ist.“

All diese Entwicklungen werden sich natürlich nicht positiv auf die Bargeldnutzung auswirken. Es ist davon auszugehen, dass das Bargeld Schritt für Schritt zurückgedrängt wird. Eine Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) ergab, dass 40 Prozent der Befragten seit Beginn der Pandemie weniger häufig Banknoten und Münzen verwendet haben und dies auch weiterhin tun würden. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat neben dem Klimawandel die Digitalisierung und das bargeldlose Bezahlen zur obersten Priorität erklärt.

Um bargeldloses Bezahlen zu fördern, müssen Kreditkartenunternehmen gemäß einer EU-Verordnung von 2015 die Gebühren senken, die sie Unternehmen berechnen.


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