Politik

USA starten offiziellen Vermittlungsversuch im Gaza-Konflikt

Ein US-Gesandter will in Nahost für Deeskalation werben. Indes breitet der militärische Konflikt auf weitere Gebiete aus.
15.05.2021 11:56
Aktualisiert: 15.05.2021 11:56
Lesezeit: 2 min

Die USA bemühen sich intensiv um Deeskalation im Gaza-Konflikt. Wie die US-Botschaft in Israel am Freitagabend mitteilte, landete der Spitzendiplomat Hady Amr auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. US-Außenminister Antony Blinken hatte ihn gebeten, sich mit Vertretern beider Seiten zu treffen.

Der Konflikt zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas war zu Wochenbeginn eskaliert. Militante Palästinenser beschießen Israel fortwährend mit Raketen - nach Angaben der israelischen Armee waren es zuletzt bereits rund 2300. Israel reagiert mit massiven Angriffen in dem Küstengebiet. Wie die Deutsche Presse-Agentur zuvor aus ägyptischen Sicherheitskreisen erfuhr, lehnte Israel ein Angebot Ägyptens zur Vermittlung einer Feuerpause ab.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden dort seit der Eskalation des Konflikts am Montagabend rund 140 Menschen getötet und 1000 verletzt. Wie Israels Armee mitteilte, kamen in Israel durch den Raketenbeschuss der vergangenen Tage acht Menschen ums Leben.

Im dicht besiedelten Gazastreifen leben etwa 2 Millionen Menschen. Die Humanitäre Koordinatorin für die Palästinensergebiete, Lynn Hastings, erklärte, die Vereinten Nationen schätzten, dass wegen der andauernden Feindseligkeiten bereits rund 10.000 Palästinenser ihre Häuser im Gazastreifen hätten verlassen müssen.

DWN-Kolumne zum Thema: Nahost-Konflikt: Jede Chance auf Frieden löst ein Blutbad aus

Israel und Ägypten halten den Gazastreifen unter Blockade und begründen dies mit Sicherheitserwägungen. Die islamistische Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat die Zerstörung Israels zu ihrem Ziel erklärt.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl zugespitzt. Als Auslöser gelten etwa Polizei-Absperrungen in der Jerusalemer Altstadt, die viele junge Palästinenser als Demütigung empfanden.

Hinzu kamen Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen Zwangsräumungen sowie heftige Zusammenstöße auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif). Die Anlage mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Die islamistische Hamas hat sich zum Verteidiger Jerusalems erklärt.

Heftige Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gab es am Freitag in mehreren Orten im Westjordanland. Dabei starben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens neun Menschen, 21 weitere wurden schwer verletzt. Israels Armee reagierte zunächst nicht auf Anfragen zu den Angaben.

Am Samstag ist Tag der Nakba (Katastrophe). Die Palästinenser gedenken dann der Vertreibung und Flucht Hunderttausender Palästinenser im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Es könnte zu neuer Gewalt kommen. In diesem Jahr fällt der Tag zusammen mit dem dritten Tag des Eid-al-Fitr-Festes, des sogenannten Zuckerfestes zum Ende des Ramadans.

Für Besorgnis in Israel sorgten zusätzlich zwei Vorfälle im Norden. Zwei Demonstranten aus dem Libanon kamen bei Zusammenstößen an der Grenze zu Israel ums Leben, einer von ihnen durch Panzerfeuer. Ein 21-Jähriger sei getroffen worden, nachdem er mit Dutzenden anderen am Freitag über den Grenzzaun auf israelisches Gebiet gelangt sei, berichtete die staatliche libanesische Agentur NNA. Laut Augenzeugen wurde er am Bauch getroffen und starb später im Krankenhaus. Ein zweiter Demonstrant wurde den Angaben nach angeschossen und erlag später seinen Verletzungen, wie Sicherheitskreise bestätigten.

Die israelische Armee bestätigte, dass Panzer Warnschüsse auf eine Gruppe von Randalierern abgefeuert hätten. Die Demonstranten hatten ihre Solidarität mit den Menschen in Gaza und Jerusalem gezeigt und palästinensische Flaggen mit Blick auf das Dorf Metula im Norden Israels geschwenkt. Die UN-Friedensmission Unifil teilte mit, im Kontakt mit der israelischen und libanesischen Armee zu stehen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Wie Israels Armee mitteilte, wurden zudem am Freitagabend drei Raketen von Syrien aus in Richtung Israel abgefeuert. Eine davon sei auf syrischem Boden niedergegangen. Nähere Einzelheiten nannte Israels Militär zunächst nicht. Berichte über mögliche Schäden gab es zunächst nicht.

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