Im Herbst 2019 waren die Probleme auf dem Repo-Markt in den USA das große Thema in der Finanzwelt, da massiv Liquidität im Geldmarkt fehlte. Die Federal Reserve sah sich damals gezwungen, im großen Stil US-Staatsanleihen und Immobilienpapiere zu kaufen. Allerdings war dies noch keine Wertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE), sondern lediglich Repo-Geschäfte.
Bei Repo-Geschäften schließt die US-Notenbank mit den Banken und Hedgefonds Rückkaufsvereinbarungen über verschiedene Laufzeiten ab. Als die Repos des Jahres 2019 fällig wurden, bekam die Fed ihr wieder Geld zurück und die Banken und Hedgefonds erhielten ihre Wertpapiere zurück. Das Mittel der Repos wurde dann auch beim Marktcrash im März 2020 genutzt. Doch im Juli 2020 wurden die letzten Repos fällig und abgewickelt.
Die Repo-Geschäfte konnten aber nur deshalb eingestellt werden, weil Federal Reserve sie durch massive Wertpapierkäufe ersetzte, die den Geldmarkt auf Dauer (also ohne Rückkaufsvereinbarungen) mit riesigen Mengen an Cashreserven überfluteten. So verhinderte die Notenbank den drohenden Zinsanstieg und ermöglichte der US-Regierung die stärkste Verschuldung ihrer Geschichte.
Explosion bei "Reverse-Repos"
Doch nach einem Jahr starker Wertpapierkäufe zeigt sich am Repo-Markt das gegenteilige Problem. Dem Markt fehlt keine Liquidität, sondern er ist mit Liquidität überschwemmt. Daher nutzt die Fed die sogenannten "Reverse Repos", um dem Markt Liquidität zu entziehen. Das heißt, sie verkauft den Banken und Hedgefonds vorübergehend riesige Mengen Staatsanleihen.
Allein am Donnerstagmorgen verkaufte die Federal Reserve im Rahmen von Übernacht-Reverse-Repo-Geschäften Staatsanleihen im Umfang von 351 Milliarden Dollar an 48 Gegenparteien. Dies war der fünftgrößte jemals verzeichnete Wert und der höchste seit 2017, wie Wolf Richter ausführt. Bereits am Mittwoch hatte die Fed Reverse-Repos im Umfang von 294 Milliarden Dollar mit 43 Gegenparteien abgeschlossen.
Diese Reverse Repos zeigen, wie stark das Bankensystem mit Liquidität überflutet ist, welche die Fed über ihre Wertpapierkäufe dauerhaft in den Markt gepumpt hat. Tatsächlich gibt es an der Wall Street bereits Forderungen nach einer Reduzierung der QE-Käufe reduziert. Durch den Kauf von Staatsanleihen auf dem Repo-Markt können die Banken ihre Geldreserven zumindest vorübergehend absenken.
Die Federal Reserve befindet sich also derzeit in einer absurden Lage. Denn einerseits kauft sie im Rahmen ihrer Wertpapierkäufe jeden Monat für 120 Milliarden Dollar Staatsanleihen und Immobilienpapiere. Und andererseits verkauft im Rahmen von Reverse-Repo-Geschäften riesige Mengen Wertpapiere zurück in den Markt. Allein die 351 Milliarden Dollar vom Donnerstag gleichen fast drei Monaten Wertpapierkäufe wieder aus.
Bargeldreserven werden von den Banken bei der Federal Reserve hinterlegt. Sie sind eine Verbindlichkeit in der Bilanz der Notenbank gegenüber den Banken, die das Geld dort hinterlegt haben. Die Fed zahlt derzeit Zinsen in Höhe von 0,1 Prozent auf diese Reserven. Die Summe aller Reserven, die bei der US-Notenbank hinterlegt sind, liegt derzeit bei 3,92 Billionen Dollar, was in der folgenden Grafik von Wolf Richter veranschaulicht wird.
Am Mittwoch äußerte sich die Fed zu den riesigen Bargeldreserven und zur enormen Nachfrage nach kurzfristigen Staatsanleihen, welche sie den Banken über Reverse Repos zur Verfügung stellt. Sie sagte, dass "eine bescheidene Menge" im Übernacht-Reverse-Repo-Markt zu negativen Sätzen stattfand. Das heißt, Banken zahlen mitunter sogar Zinsen dafür zahlen, dass die Fed ihnen Bargeldreserven abnimmt und ihnen dafür Anleihen gibt.
Zwar haben die Banken schon in der Vergangenheit mithilfe von Reverse-Repo-Geschäften Bargeldreserven abgebaut. Doch das geschah immer am Ende des Quartals und besonders am Jahresende. Das Problem verringerte sich, nachdem die US-Notenbank in den Jahren 2018 und 2019 begonnen hatte, ihre Bilanzsumme wieder langsam zu reduzieren.
Doch die aktuellen extremen Summen bei Revers-Repo-Geschäften finden eben nicht zum Ende eines Quartals statt, sondern Mitte Mai. Und die Fed selbst erwartet nach eigenen Angaben, dass die Reverse Repos in ihrer Bilanz weiter zunehmen werden. Das Problem ist so groß, dass nun sogar die Banken eine Verlangsamung der Wertpapierkäufe durch die Fed fordern. Doch diese halten unvermindert an.