Finanzen

Erstmals seit der Finanzkrise: China startet Maßnahmen gegen den starken Yuan

Der starke Yuan belastet die Exportwirtschaft. Daher hat China nun erstmals seit der Großen Finanzkrise die Reserveanforderungen für Fremdwährungen angehoben. Es droht ein neuer Währungskrieg.
01.06.2021 12:41
Lesezeit: 2 min
Erstmals seit der Finanzkrise: China startet Maßnahmen gegen den starken Yuan
Container stehen am Nordbahnhof von Changsha, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hunan. (Foto: dpa) Foto: Chen Sihan

China bemüht sich offenbar den Anstieg des Yuan einzudämmen, nachdem die Landeswährung letzte Woche den höchsten Stand gegenüber dem Dollar seit drei Jahren erreichte. Die chinesische Notenbank zwingt die Banken des Landes nun dazu, mehr an Fremdwährungen zu halten, wie am späten Montag bekannt gegeben wurde. Demnach werden die erforderlichen Fremdwährungsreserven der chinesischen Finanzinstitute von 5 auf 7 Prozent ihrer gesamten Fremdwährungseinlagen angehoben.

Dies ist die stärkste Erhöhung der Devisenanforderungen, die es jemals gegeben habe, sagten Analysten. Zudem ist es die erste Erhöhung seit der globalen Finanzkrise. "Der Schritt zielt darauf ab, die schnelle Aufwertung des Renminbi abzukühlen, indem die Liquidität im System reduziert wird", zitiert die Financial Times Becky Liu, China-Makro-Stratege bei Standard Chartered. Sie schätzt, dass der Anstieg etwa 20 Milliarden Dollar an Liquidität aus dem Devisenmarkt des Landes abziehen würde.

Die Stärke des chinesischem Renminbi hat den politischen Entscheidungsträgern in China neben der hohen Verschuldung offenbar zusätzliches Kopfzerbrechen bereitet. Denn zwar macht der starke Yuan die Rohstoffimporte erschwinglicher. Doch zugleich macht er die Exporte teurer. Chinas Währung hat in den letzten zwölf Monaten fast 11 Prozent gegenüber dem Dollar zugelegt. Der Renminbi reagiert zunächst nicht auf die Kehrtwende der Notenbank. Doch Analysten zufolge sind weitere Interventionen auf den Währungsmärkten wahrscheinlich.

Die verschärfte Anforderung der chinesischen Notenbank wird das inländische Angebot an Fremdwährungen einschränken, was es schwieriger macht, Dollars für den Kauf von Renminbi an Land zu verwenden, was die Nachfrage nach der chinesischen Währung abschwächen soll. Doch die Entscheidung ist offenbar umstritten. So schrieb ein chinesischer Notenbanker im Mai einen Leitartikel, der später gelöscht wurde, in dem er argumentierte, dass man den Yuan aufwerten lassen sollte, um dem Anstieg der globalen Rohstoffpreise entgegenzuwirken.

Tatsächlich haben höhere Rohstoffpreise die Fabrikpreise in China bereits in die Höhe getrieben und Ängste vor einer starken Inflation geschürt. In einer Kabinettssitzung unter dem Vorsitz von Premier Li Keqiang im vergangenen Monat hieß es, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, um zu verhindern, dass der Anstieg der Erzeugerpreise (6,8 Prozent im April) auf die Inflationsrate übergreift, die in China nach wie vor niedrig ist. Die Erzeugerpreise waren während des größten Teils des Jahres 2020 gefallen.

Chinas Exporte, die von einem schwachen Renminbi profitieren, haben im vergangenen Jahr trotz der Währungsaufwertung einen Boom erlebt. Die Exporte (in Dollar gerechnet) lagen im April um 32 Prozent höher als ein Jahr zuvor, was Chinas Dominanz im globalen Handel infolge von Corona widerspiegelt. Doch es gibt Anzeichen einer Abkühlung. In den ersten drei Monaten des Jahres wuchs die Wirtschaft nach Angaben des Nationalen Statistikbüros im Quartalsvergleich nur um 0,6 Prozent und blieb damit deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Mehr zum Thema:

China kauft das deutsche Holz auf: Der Bau-Mittelstand steht vor dem Kollaps

Corona-Virus, Klima, Digitalisierung: China führt Deutschland und die Welt hinters Licht

Chinas Bevölkerungsrückgang hat Folgen für die ganze Welt

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...