Finanzen

Fed entzieht dem Markt für Unternehmensanleihen die Stütze: Kommt jetzt der Crash?

Die US-Notenbank wird die Unternehmensanleihen, die sie 2020 im Kampf gegen Corona erworben hat, wieder vollständig abstoßen. Der Anleihemarkt könnte in der Folge unter Druck geraten.
04.06.2021 11:46
Lesezeit: 2 min
Fed entzieht dem Markt für Unternehmensanleihen die Stütze: Kommt jetzt der Crash?
Fed-Chef Jerome Powell wagt einen ersten Schritt in Richtung Straffung der Geldpolitik. (Foto: dpa) Foto: Manuel Balce Ceneta

Die Federal Reserve hat am Mittwoch angekündigt, dass sie ihre Bestände an Unternehmensanleihen und mit Anleihen hinterlegte börsengehandelte Fonds (ETFs) wieder verkaufen wird. Diese Papiere hatte die US-Notenbank im Frühjahr und Sommer letzten Jahres gekauft, um den kriselnden Markt zu stützen. Nun will sie die Papiere wieder komplett verkaufen.

In der kurzen Erklärung der Fed vom Mittwoch heißt es, dass die Verkäufe der Anleihen und Anleihe-ETFs "schrittweise und geordnet erfolgen werden und darauf abzielen, das Potenzial für negative Auswirkungen auf das Funktionieren des Marktes zu minimieren, indem die tägliche Liquidität und die Handelsbedingungen für börsengehandelte Fonds und Unternehmensanleihen berücksichtigt werden."

Das Kaufprogramm, das nun zurückgefahren wird, fand im letzten Jahr nicht wegen seiner Größe viel Beachtung. Laut der jüngsten Veröffentlichung ihrer Bestände an Unternehmensanleihen vom 10. Mai listete die Fed Anleihen und Anleihe-ETFs im Wert von insgesamt 13,8 Milliarden Dollar auf, davon 5,2 Milliarden Dollar an Unternehmensanleihen und 8,6 Milliarden Dollar an ETFs.

Die Bilanzsumme der Federal Reserve beträgt derzeit rund 7,9 Billionen Dollar. Das Bemerkenswerte an dem Programm war also nicht seine Größe, sondern die Tatsache, dass die Fed überhaupt Unternehmensanleihen kaufte. Dies galt zuvor als Tabu. Doch im Kampf gegen Corona kaufte die Fed erstmals Unternehmensanleihen und Unternehmensanleihen-ETFs, darunter auch Schrottanleihen und Schrottanleihen-ETFs.

Infolge der Käufe sanken die Renditen von Schrottanleihen umgehend auf ein Rekordtief und die Preise für Anleihen-ETFs stiegen stark an. Denn mit der Federal Reserve als Käufer erfuhr der Markt eine massive Stütze - trotz der relativ geringen Käufe. "Die Tatsache, dass die Fed nie wirklich viel kaufte, ging in dem Durcheinander unter. Es machte einfach viel mehr Spaß, den Hype zu verbreiten", urteilt der Analyst Wolf Richter.

Bereits im Juli letzten Jahres stellte die Notenbank ihre ETF-Käufe wieder ein und auch die Anleihekäufe verlangsamten sich stark. Am 31. Dezember 2020 wurde das gesamte Programm auf Eis gelegt. Seitdem hat die Fed keine Anleihen mehr gekauft. Und nun sagt die Federal Reserve, dass sie die erworbenen Bestände wieder komplett verkaufen wird.

Zudem werden einige der Anleihen in den Fed-Beständen demnächst fällig, sodass die Notenbank ihr Geld zurückbekommen wird, ohne dass sie die Papiere verkaufen muss. Die Verkäufe werden von der Handelsabteilung der New Yorker Fed abgewickelt, die "weitere Details bald und vor Beginn der Verkäufe bekannt geben wird."

Zwar war der Umfang des Programms mit nur 13,8 Milliarden Dollar im Vergleich zu anderen Fed-Programmen relativ gering. Doch die Auflösung dieser Bestände bedeutet dennoch eine gewisse Belastung für den Markt. Es droht ein Preisrückgang bei Unternehmensanleihen. Zudem könnte die Abwicklung des Kaufprogramms für Unternehmensanleihen ein erster Schritt in Richtung einer wieder strafferen Geldpolitik sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...