Ex-Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser hat die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gelobt und hält sie für fähig, eine Bundesregierung anzuführen. „Die größte Glaubwürdigkeit für eine nachhaltige und langfristige Erneuerung hat sicherlich Annalena Baerbock“, sagte Kaeser der „Süddeutschen Zeitung“. „Was ihre Auffassungsgabe und Interesse betrifft, erinnert sie mich sehr an unsere heutige Bundeskanzlerin“, fügte Kaeser hinzu. Er habe Baerbock kennengelernt als eine Person, die auf die Wirtschaft zugehe, zuhöre und sich „unglaublich schnell“ auch in traditionelle Industrie-Themen einarbeite und nach wirtschaftlichen und nachhaltigen Lösungen suche.
Er halte alle drei Kanzlerkandidaten Baerbock, CDU-Chef Armin Laschet und Olaf Scholz (SPD) für integer und geeignet, machte der Ex-Siemens-Chef deutlich. Allerdings stehe eben Baerbock für eine sozial-ökologische Marktwirtschaft, die Deutschland brauche. Sie sehe die ökologischen Aspekte, wisse aber auch, dass Deutschland ein Industrieland sei. Und sie habe verstanden, „dass Außenpolitik auch Außenwirtschaftspolitik ist“. Dass Baerbock Regierungserfahrung fehle, ist für Kaeser „kein entscheidender Faktor“.
Die „Passauer Neue Presse“ wörtlich: „Das grüne Umfrage-Wunder der vergangenen Wochen steuert mittlerweile wieder auf realistischere Größenordnungen zu. Da wird es Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sicher nicht unangenehm sein, wenn der frühere Siemens-Boss Joe Kaeser sie über den Schellenkönig lobt. Diese fast schon unheimliche Euphorie darf freilich nicht unwidersprochen bleiben. Denn Baerbocks Partei besteht nicht allein aus der pragmatisch wirkenden Kanzlerkandidatin und ihrem ähnlich tickenden Kollegen Robert Habeck. Zur grünen Wirklichkeit gehören in allererster Linie die vielen Mitglieder und Funktionäre, die nach wie vor ihren linken Ideologien, umweltpolitischen Radikalvorstellungen und zahlreichen Verbotsphantasien anhängen. Wer Baerbock wählt, wählt diese Schwarmgeister mit – und sie würden sich im Falle des Falles Gehör im Kanzleramt verschaffen.“
Der Chefredakteur der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, Hauke Rudolph, hatte zuvor in einem Kommentar ausgeführt: „Die einstmals so wirtschaftsfeindliche Öko-Partei hat längst ihren Frieden mit den Großkonzernen gemacht - viele ehemalige hochrangige Mitglieder arbeiten heute als gutbezahlte Lobbyisten. Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock wollte sich davon abheben, was ihr auch fast gelang. Aber eben nur fast.“