Finanzen

Bargeldabschaffung: In Kirchen wird nur noch per Automat gespendet, Bettler in China erhalten Spenden via QR-Code

Lesezeit: 2 min
08.06.2021 17:32  Aktualisiert: 08.06.2021 17:32
„In Schweden wollen manche Parkuhren keine Münzen mehr und in Kirchen wird nur noch per Automat gespendet. Die meisten Zahlungen im Handel werden mit Karte abgewickelt - Bargeld kommt kaum noch zum Einsatz“, so die ING-Bank.
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Banknoten der schwedischen Währung Krone liegen am 19.02.2016 in Hamburg auf einem Tisch. (Foto: dpa)

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Die ING-Bank führt aus: „In Schweden wollen manche Parkuhren keine Münzen mehr und in Kirchen wird nur noch per Automat gespendet. Die meisten Zahlungen im Handel werden mit Karte abgewickelt - Bargeld kommt kaum noch zum Einsatz. In Schweden wird nicht mehr diskutiert, sondern Geschichte geschrieben: Seit Februar 2020 erprobt das skandinavische Land die digitale E-Krone der schwedischen Zentralbank. Das Pilotprogramm ist auf ein Jahr angelegt. Sollte tatsächlich die digitale E-Krone für die breite Öffentlichkeit eingeführt werden, soll sie neben Münzen und Scheinen gültig sein.“

Das Land ist so bargeldlos geworden, dass Kirchenspenden per Telefon üblich sind, und eine Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert in Uppsala nimmt sogar Kreditkartenzahlungen entgegen, berichtet Bloomberg. Der Deutsche Bankenverband berichtet: „Während schwedische Kirchen ihre Kollekten per Kreditkarte sammeln, setzen Bettler in China auf Spenden via QR-Code.“

Aus einem Beitrag des Blogs des IWFs geht hervor: „In einer bargeldlosen Welt gäbe es keine Untergrenze für die Zinssätze. Eine Zentralbank könnte den Leitzins von beispielsweise 2 Prozent auf minus 4 Prozent senken, um einer schweren Rezession entgegenzuwirken. Die Zinssenkung würde auf Bankeinlagen, Kredite und Anleihen übertragen. Ohne Bargeld müssten die Einleger den negativen Zinssatz zahlen, um ihr Geld bei der Bank zu behalten, was den Konsum und die Investition attraktiver machen würde. Dies würde die Kreditvergabe erschüttern, die Nachfrage und die Wirtschaft ankurbeln. Wenn jedoch Bargeld verfügbar ist, wird es unmöglich, die Zinssätze erheblich in den negativen Bereich zu senken. Bargeld hat die gleiche Kaufkraft wie Bankeinlagen, jedoch zu null Nominalzinsen. Darüber hinaus ist es in unbegrenzten Mengen gegen Bankgeld erhältlich. Anstatt negative Zinsen zu zahlen, kann man daher einfach Bargeld bei null Zinsen halten. Bargeld ist eine kostenlose Option auf null Zinsen und dient als Zinsuntergrenze.“

Dass der IWF und die EZB eine vorsätzliche Kampagne gegen das Bargeld durchführen, geht aus einer kurzen Zusammenfassung des Buchs „Europäische Union und Währungsunion in der Dauerkrise“ hervor: „Aus den Reihen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) dringt die Idee, die Wertaufbewahrung in Bargeld zwecks Umgehung negativer Zinsen auf Depositen und Spareinlagen unattraktiv zu machen. Euro-Bargeld und Euro-Buchgeld würden als zwei Währungen mit festem Umtauschkurs zirkulieren. Das Euro-Bargeld würde in Höhe des negativen Leitzinses/Tagesgeldsatzes gegenüber dem Euro Buchgeld abgewertet – was quasi einer Steuer auf Bargeld entspricht.“

Doch nicht alle Zentralbanken möchten mitziehen. Eine Informationskampagne der österreichischen Zentralbank unterstreicht die Bedeutung von Euro-Bargeld. Dabei macht die Zentralbank keinen Hehl daraus, dass sie eine Verfechterin des Bargelds ist. Am 1. Jänner 2002 löste der Euro den Schilling als Bargeld ab und ist uns in diesen fast 20 Jahren ein alltäglicher Begleiter geworden. Die aktuelle Kampagne der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) unterstreicht die Bedeutung von Bargeld, das in Österreich nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel ist und einen Anteil von 79 Prozent an allen Zahlungsvorgängen hat, so die dpa. Durchschnittlich haben die Österreicherinnen und Österreicher 121 EUR in ihrer Brieftasche. OeNB-Direktor Eduard Schock verweist auf aktuelle Daten der Europäischen Zentralbank (EZB): „Wie wichtig Bargeld im Alltag der Menschen ist, zeigen auch die Ergebnisse der letzte Woche veröffentlichten SPACE-Studie der EZB.“


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