Unternehmen

Künstliche Intelligenz: ABB setzt nach Verspätung prestigeträchtiges Schlepper-Projekt um

Der Technologiekonzern ABB gehört zu den wichtigsten Akteuren, wenn es um künstliche Intelligenz auf See geht. Jetzt kommt das Unternehmen bei einem wichtigen Vorhaben in Südostasien voran.
22.06.2021 16:12
Aktualisiert: 22.06.2021 16:12
Lesezeit: 2 min

Der internationale Technologiekonzern ABB setzt mit einer halbjährigen Verspätung ein prestigeträchtiges Projekt in Singapur um: Das Unternehmen hat gemeinsam mit der einheimischen Werft Keppel einen Hafenschlepper mit einer Fernsteuerung ausgerüstet, damit dieser autonom über die Gewässer fahren kann. Das berichtet das internationale Fachportal „Industrie Europe“.

Beide Partner waren zum Jahreswechsel 2020/ 2021 nicht der Lage, ihren ursprünglichen Zeitplan einzuhalten – unter anderem wegen der Corona-Pandemie. Eigentlich sollte der Schlepper bereits im vierten Quartal 2020 zu Wasser gelassen werden.

„Ein neuer Meilenstein, um autonome Schiffe zu entwickeln“, sagte nun aber Juha Koskela, der Vorsitzenden der zuständigen Sparte des Konzerns, ABB Marine & Ports, nachdem das Projekt endlich vorangekommen war. „Der Versuch eröffnet auch die Möglichkeit, Fernsteuerungen und autonome Technologien auf anderen Schiffstypen anzuwenden“, so der Vertreter des Konzerns.

Hintergrund: Die Hafenschlepper sind deswegen so wichtig, weil sie die Unternehmen dabei unterstützen, die großen Schiffe in den Mega-Ports zu be- und entladen. Singapur gehört mit 130.000 Schiffen pro Jahr zu den größten Häfen der Welt. Deswegen sind die Anforderungen, die hier an autonome Systeme gestellt werden, besonders hoch. Gerade in den Zeiten, wenn Hochbetrieb auf dem Wasser herrscht, darf es zu keinen Fehlern kommen. Deswegen müssen die autonomen Systeme besonders gut sein.

Experten: Markt für autonome Schiff im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich

ABB gehört zu den internationalen Unternehmen, die die künstliche Intelligenz auf See vorantreiben. 2018 schickte der Konzern in Helsinki die erste unbemannte Fähre der Welt auf die Reise. Schätzungen des internationalen Analysehauses "Marketsandmarkets" zufolge bildet sich bis 2030 ein milliardenschwerer Markt heraus. Die Fachleute rechnen mit Gesamterlösen der Hersteller im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich. Zum Vergleich: Die jährlichen Erlöse der gesamten Schiffbau-Industrie liegen derzeit etwa bei 150 Milliarden Dollar.

Doch auch in Deutschland gibt es einen wichtigen Fortschritt bei der Einführung von künstlicher Intelligenz für die Schifffahrt. Das wissenschaftliche Fraunhofer-Institut hat mit mehreren Partnern ein Projekt gestartet, um eine unbemannte Schiffsbrücke zu entwickeln.

Eine künstliche Intelligenz soll die Beaufsichtigung und die Bewachung der Schiffe übernehmen, weil sie aus Sicht der Experten besser für eine solche Aufgabe geeignet ist als der Mensch, der immer ermüden kann. Statistiken zufolge ist der Großteil der Schiffsunglücke auf menschliches Versagen zurückzuführen.

Das Vorhaben von Fraunhofer wird vom Bundeswissenschaftsministerium im Rahmen des Förderprogramms „Next Generation Maritime Technologies“ mit 2,7 Millionen Euro von Dezember 2019 bis November 2022 finanziert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...